Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
eleganten Damen. Schüchtern musterte er sie. Ihre fließenden Kleider schienen aus reiner Seide zu sein. Arina trug ein gelbes, unter der Brust gerafftes und bis zum Halsansatz geknöpftes Kleid. Die Ärmel waren eng anliegend und liefen über dem Mittelfinger spitz zu. Ihre Haare hatte sie teilweise hochgesteckt, ein gelbes Band hielt sie zusammen. Die Augen leuchteten wie Bernstein und sie biss sich immer noch auf die vollen, roten Lippen, um nicht zu kichern.
Ihre Anwesenheit verwirrte Philip ungemein und er wusste nicht, was er sagen sollte. Die Gräfin von Weiden versuchte, das Gespräch in Gang zu bringen.
„Gibt es Neuigkeiten vom Erses Berg?“, fragte sie. „Wie ich hörte, hat der Einfall der Gnome die Menschen in die Burg getrieben.“
„Nur die Kinder sind dorthin in Sicherheit gebracht worden. Aber in den letzten Tagen konnten viele von ihnen wieder nach Hause zu ihren Familien gehen. Die Gnome sind weitestgehend vertrieben worden.“ Philip war ihr sehr dankbar, dass sie ein unverfängliches Thema gewählt hatte. „Man erzählte mir, der Erses Berg soll ein sehr ruhiger und beschaulicher Ort gewesen sein. Ich kenne ihn allerdings nur geschäftig wie einen Ameisenhaufen.“
Jetzt kicherte Arina schon wieder, aber diesmal wagte es Philip, sie offen anzusehen. Ihre Wangen blühten in zartem Rosa auf.
„Ich hörte, dass Ihr einem Zauberer begegnet sein sollt?“, sagte sie mit leiser, melodischer Stimme.
Philip zog überrascht die Augenbrauen hoch. Wurde in diesem vornehmen Haus wirklich über ihn gesprochen? Er hatte die Worte der Gräfin für eine Floskel gehalten.
„Das bin ich“, antwortete er vorsichtig.
Die Gräfin warf ihrer Tochter einen mahnenden Blick zu, aber die wies ihn mit einem trotzigen Kinnvorschieben zurück.
„Wie war er denn?“, fragte sie keck und sah dabei immer noch ihre Mutter an.
„Grausam, unbarmherzig … kalt. Jeder Blick stach wie Nadeln.“
„Das hat Vinzenz auch gesagt, das mit dem stechenden Blick. Stimmt’s Mutter?“ Die Gräfin nickte und Arina fuhr fort. „Ich finde es sehr tapfer von Vinzenz, dass er zu diesem Zauberer in den Helmsholm Hügeln gegangen ist.“
„Dein Vater ist mit ihm geritten“, erinnerte sie die Mutter tadelnd. Aber Arina warf den Kopf in den Nacken. Sie verhielt sich wie ein trotziges Kind, seit das Wort Vater gefallen war.
„Wenn der König es ihm nicht befohlen hätte, wäre er noch nicht einmal nach Hause gekommen“, zischte sie und starrte wütend zum Fenster.
„Das ist nicht der Zeitpunkt, derartige Dinge zu besprechen“, erwiderte die Mutter mit eisiger Stimme.
Philip war die Situation mehr als unangenehm. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, aber da wandte sich ihm die Gräfin mit einem gekonnten Lächeln zu.
„Es sind schwierige Zeiten in denen wir leben. Niemand hätte damit gerechnet, dass es nach so vielen Jahrhunderten wieder Zauberer und Gnome in diesem Land geben könnte.“
„Es ist, als seien alle Märchen und Geschichten erwacht“, pflichtete ihr Philip bei. Er sah flüchtig zu Arina hinüber, aber die starrte immer noch zum Fenster hinaus. Aus dem plötzlichen Impuls heraus, sie beeindrucken zu wollen, sagte er: „Als ich die Elben aus dem Wald sah, zweifelte ich erst an meinem Verstand aber …“
„Ihr habt Elben gesehen!“, rief Arina.
Philip lächelte zufrieden. „Ja. Die Erste sah ich vor etwa zwei Monden in dem Haus meines Vaters, und auf meiner Reise war einer vom schönen Volk einige Tage mein Gefährte.“
Arinas Augen leuchteten und Philip war glücklich, weil er sie begeistern konnte.
„Erzählt mir mehr.“
„Ja bitte, erzählt uns mehr. Mein Mann brachte einen Pfeil mit nach Hause, der einem dieser Wesen gehört haben soll. Und mein Patensohn sagte, er hätte sie flüchtig im Wald gesehen. Das alles hat uns sehr neugierig gemacht.“
„Viel weiß ich leider auch nicht“, fing Philip bescheiden an. „Bei uns erzählt man sich viele Geschichten über sie, aber das sind nur Geschichten.“ Er schluckte. Die beiden Frauen hingen gebannt an seinen Lippen. „Mein Vater fand eine verletzte Elbin im Wald und brachte sie zu uns nach Hause. Es gibt eine Elben-Stadt im Alten Wald, verborgen für uns Menschen. Ich wollte sie finden, um Jar´jana …“ Immer noch spürte er den Schmerz, den ihr Name bei ihm verursachte, immer noch die tiefe Trauer und das heftige Bedauern, dass sie tot war. „… zu helfen. Es ist mir nicht gelungen. Wir wurden im Wald vom König
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