Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Gesicht stritten widersprüchliche Gefühlsregungen. Leron´das lächelte grimmig in sich hinein. Er wusste, dass der Wirt abwägte, was die richtige Antwort sein könnte. Er fürchtete ihn immer noch und war gleichzeitig benommen von der Vorstellung, einen Elben beherbergt zu haben.
„Sagt mir, was ich Euch schulde, dann werde ich gehen und Euch keine weiteren Schwierigkeiten machen“, beendete Leron´das den Gewissenskonflikt des Wirtes.
Scheu nannte dieser einen Preis.
„Ich habe außerdem ein Schloss in dem tiefer gelegenen Keller zerstört, und gewiss sind auch einige Schindeln auf dem Vordach zu Bruch gegangen. Scheut Euch nicht, mir den gesamten Preis zu nennen. Wir vom alten Volk möchten nicht, dass man uns nachsagt, wir hätten unredlich gehandelt.“
„Das Schloss und die Schindeln gehen aufs Haus“, antwortete der Wirt kühn und ein leises, verschmitztes Lächeln stahl sich in seine Augen. „Ich werde jedem erzählen, dass die Schönen ein rechtschaffenes Volk sind und bei unserem Herrn Archivar werde ich damit beginnen“, versicherte der Wirt. „Der Gockel soll wissen, dass er mich nicht für dumm verkaufen kann.“
Leron´das musterte ihn besorgt. „Seid vorsichtig, er ist ein gefährlicher Mann“, warnte er.
„Mit dem werde ich fertig“, beteuerte der Wirt.
Leron´das beglich seine Schuld und bedankte sich für die Gastfreundschaft, dann verschwand er lautlos wie ein Schatten durch die Hintertür.
Aus einer Nische zwischen den Häusern spähte er auf das Kirchengässer Tor. Mehrere bewaffnete Männer kontrollierten jeden, der die Stadt verlassen wollte. Eine Weile sah Leron´das sich ihr Vorgehen genau an, aber es gab so gut wie keine Lücken, durch die er hätte schlüpfen können. Also schlich er zum Hettigtor, aber auch dort bot sich ihm das gleiche Bild. Die Stadtwache war in höchster Alarmbereitschaft. Hier im Süden des Landes, wo die Kirche regierte, wurden Zauberer immer noch verfolgt. Dass nun ausgerechnet ein Elbe für einen Zauberer gehalten wurde, barg eine gewisse Ironie und war ein Meisterstreich dieses Archivars. Es gab genügend Männer die Leron´das gesehen hatten und bezeugen würden, dass er sich weggezaubert hatte.
Auf seinem Weg hinauf zum Roten Tor musste er sich des Öfteren in Nischen oder Seitengassen verstecken. Überall wimmelte es von Wachen, die vor allem jüngere Männer aufhielten und nach ihrem Anliegen in der Stadt befragten.
Leron´das hatte zwar damit gerechnet, dass auch das Rote Tor lückenlos bewacht wurde. Dennoch war er überrascht, als er hier zudem die Fäden eines Zauberernetzes spürte. Entsetzt wich er zurück. Er war viel zu lange in der Stadt geblieben und nun waren ihm die Ausgänge versperrt. Gewiss konnte er einige Zeit hier ausharren, doch er vermochte nicht zu sagen, wie groß der Einfluss des Zauberers war und ob es noch andere außer ihm hier in der Stadt gab.
In der Hoffnung einen anderen Ausweg aus diesem bedrückenden menschlichen Moloch zu finden, schlich er einmal die Stadtmauer entlang und gelangte schließlich wieder vor das Kirchengässer Tor, wo ihm die Luft am erträglichsten erschien.
Vorsichtig ließ er seine Sinne die Umgebung auf Spuren eines Zaubers abtasten, aber da war nichts dergleichen. Leron´das suchte sich einen geschützten Platz, von dem aus er das Vorgehen am Tor genau beobachten konnte.
Die Männer waren gründlich. Jeder Mensch und jeder Wagen wurde genauestens kontrolliert. Stunde um Stunde verging. Am Nachmittag wollten die meisten Bauern die Stadt verlassen, um nach Hause zu gelangen. Die Stimmung vor dem Tor wurde zunehmend ungehaltener, denn es hatte sich eine lange Schlange von Wagen und Menschen gebildet und die meisten hatten kein Verständnis dafür, dass sie so lange warten mussten. Viele von ihnen hatten einen weiten Weg vor sich und wollten vor Einbruch der Nacht ihre Dörfer erreichen. Die Unruhe griff auf die Wächter über. Der Ton wurde rauer. Immer noch kam kein Wagen durch, ohne dass seine Ladung angesehen und er von allen Seiten begutachtet wurde. Nur ab und an vergaß einer der Wachen, darunter zu sehen oder den Zwischenraum unter dem Kutschbock zu begutachten. Langsam stieg neue Hoffnung in Leron´das auf, als ihn ein Geräusch in der Straße aufhorchen ließ. Widerwillig drehte er sich um und sah die Wachablösung näher kommen. Noch wurde sie von den unzähligen Wagen, die die Straße verstopften, behindert und kam nur langsam voran.
Jetzt oder nie, dachte Leron´das bei
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