Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
schätzen“, sagte Philip leichthin, aber er ärgerte sich, dass sie schon wieder damit anfing.
„Ich werde meinen Vater bitten, mit dem Reitlehrer zu sprechen. Ein würdevoller Name?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie heißt das Tier? E-Ross?“
„Er heißt Erós, das ist der elbische Name einer Birke, und ich finde, seine Blässe hat Ähnlichkeit mit einem Baum.“
„Das ganze Tier hat Ähnlichkeit mit einem Baum“, lachte Arina. „Aber mit seinen langen dünnen Beinen passt es ausgezeichnet zu dir.“
Was sollte das nun wieder heißen, fragte sich Philip. „Es können ja nicht alle so klein sein wie du“, antwortete er leicht eingeschnappt.
„Ich bin nicht klein. Für eine Frau bin ich ziemlich groß. Ich bin größer als Amilana.“
„Ich bin größer als dein Vater, ich bin auch größer als Agnus“, äffte er ihren hochmütigen Ton nach.
Sie sah ihn an und lachte. „Ich hab doch gesagt, dass du baumlang bist.“
„Dann sind wir uns ja einig“, antwortete Philip ebenfalls lachend.
Es wurde ein schöner Ausritt und sie verabredeten, bald wieder gemeinsam über die Wiesen zu traben. In ihrem Reitkleid und mit den vom Wind zerzausten Haaren erschien ihm Arina zugänglicher als in schimmernder Seide und perfekt frisiert. Es war einfacher mit ihr zu sprechen, als beim Tee oder beim Abendessen und sie war auch bei weitem nicht so launisch und so schnell beleidigt.
Am schwierigsten war es mit ihr, wenn ihr Vater in der Nähe war. Unterhielt Philip sich mit ihm, musterte sie beide abfällig. Unterhielt er sich mit ihrer Mutter, beobachtete sie argwöhnisch jede Geste und jeden Augenaufschlag. Sprach er mit ihr, antwortete sie ihm nur einsilbig. Wenn er sie bat, auf ihren Ton zu achten, warf sie beleidigt ihren Kopf in den Nacken und ließ ihn demonstrativ stehen. Manchmal beobachtete Philip, wie Hilmar und Annamarie einen vielsagenden Blick miteinander tauschten. Er konnte sehen, dass sie es nicht leicht mit ihrer Tochter hatten, aber er sah auch, dass es Arina nicht gut ging. Er konnte ihre Unzufriedenheit spüren und er vermutete, dass sie sich mehr Aufmerksamkeit von ihrem Vater wünschte, diese Aufmerksamkeit aber gleichzeitig nicht ertragen konnte.
Das alles ging ihn im Grunde nichts an. Er war hier, um Beweise dafür zu finden, dass einer von Philmors Erben überlebt hatte.
Leider fand er in dem Buch, in das er so viele Hoffnungen gesetzt hatte, nichts, was ihn weiter brachte. Er las es zweimal aufmerksam durch. Kriegsgräuel gab es an allen Stellen, aber nichts, was auf Verrat hindeutete. Von König Philmors Schlacht am Hettiggraben wurde nur kurz berichtet. Es gab keinen, der darüber mehr wusste als Gerüchte. Es gab keine Augenzeugen, da niemand dieses Schlachtfeld lebend verlassen hatte.
Philip machte sich auf die Suche nach Berichten über Corona. Nach einer Weile erlag er der Faszination dieser Stadt und vertiefte sich in den Aufbau der Stadtmauer vor und nach ihrer Eroberung. Er las Gedichte über silberhelle Quellen und dunkle Tannenwälder. Über das Licht der Sonne in den Bergen und den vollen Klang der Kirchenglocke tief im Tempel eines verwunschenen Tales. Erst viele Tage später besann er sich wieder auf seine Aufgabe. Erneut kramte er Bücher über das Königshaus hervor.
Es klopfte leise, dann trat Arina ein. Ihre Haare waren lässig zusammengebunden, ihr Gesicht blass. Sie trug ihr braunes Reitkleid und einen warmen Umhang. Hinter der Tür blieb sie unschlüssig stehen.
„Störe ich dich?“, fragte sie zaghaft.
„Du störst mich nie“, antwortete Philip und merkte, dass ihre Wangen eine Spur rosiger wurden.
„Die Sonne scheint. Reitest du mit mir?“
Philip freute sich. Am liebsten hätte er einen Luftsprung gemacht. Er nickte und legte das Buch aufgeschlagen auf den Tisch.
„Womit beschäftigst du dich gerade?“, fragte sie und kam einen Schritt auf den Tisch zu.
„Corona und die Königshäuser“, antwortete er.
„Die Stadt der Könige“, sagte Arina. Sie ging zu einem Regal an der Wand und griff zielsicher nach einem Buch. „Hier sind alle Wappen der Königshäuser seit den Anfängen aufgezeichnet. Es sind auch jede Menge andere Wappen drin.“
„Ich werde es mir ansehen“, versprach er. Einen Moment standen sie sich unschlüssig gegenüber, dann rappelte Philip sich auf.
„Ich zieh mir was anderes an. Treffen wir uns im Hof?“
„Ich sag dem Stallburschen, dass er zwei Pferde herrichten soll“, antwortete sie.
Beschwingt und mit heftig
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