Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

geheiratet. Nicht einmal in Geschichten waren solche Verbindungen möglich.
    Philip schlug mit der Handfläche auf den Tisch. So kam er nicht weiter. All diese Gedanken brachten gar nichts. Sein Herz flatterte aufgeregt und musste beruhigt werden. Sie hatte ihn geküsst! Sonst nichts. Aber wenn das möglich gewesen war … war dann nicht alles Andere auch möglich?
    Er zog wieder die weiche Hose an, die er tagsüber immer trug und ging zurück in die Bibliothek.
    Die Zeilen verschwammen vor seinen Augen, und seine Gedanken schweiften ständig ab. Schließlich schloss er das Buch und legte es auf den Tisch. Seine Finger streiften das Buch, das Arina für ihn aus dem Regal gezogen hatte. Als ob ihre Nähe noch daran kleben würde, presste er es kurz an seine Brust, dann setzte er sich damit in den Sessel und schlug es auf.
    Eine Seite war öfter betrachtet worden, denn das Buch öffnete sich an dieser Stelle. Es dauerte eine Weile bis Philip erkannte, dass er auf das Wappen derer von Weiden starrte. In der Anfangszeit war auf einem grünen Hintergrund ein blauer Strom geflossen und in seiner Umarmung lag eine Insel auf der eine Weide abgebildet war.
    Im Laufe der Zeit entstanden vier weitere Wappen, in denen das Grün immer mehr verdrängt, dafür das Blau des Flusses hervorgehoben wurde.
    Mutlos ließ Philip das Buch sinken, als ihm bewusst wurde, wie viel Familientradition hinter so einem Adelsgeschlecht stand. Eine lückenlose Ahnentafel, die mehr als fünfhundert Jahre zurückreichte. Erste Erwähnung der Säbelau und des Namens von Weiden im Jahr 480 nach der Gründung von Ardelan. Mindestens so alt war auch das erste Wappen.
    Philip blätterte weiter. Vor einer seitenlangen Ahnentafel konnte und wollte er sich nicht beeindrucken lassen, wenn er in Arinas verweinte Bernsteinaugen sah. Ein wortloses Versprechen hatte er ihr gegeben, oder etwa nicht?
    Ziellos blätterte er in dem Buch und hielt nur an, wenn ihm ein Wappen bekannt vorkam, ihm der Name des dazugehörenden Hauses aber nicht geläufig war. Als er am Ende des Buches angekommen war, schlug er es zu und begann kurze Zeit später wieder von vorne.
    Die Wappen des Königshauses ab der Gründung von Ardelan und die Auflistung aller Könige, die unter einem bestimmten Wappen regiert hatten, füllten Seite um Seite. Das erste Wappen. Es war so alt, dass ihm die Zeit, die seither vergangen war, unwirklich erschien. Heute lag das Gründungsjahr tausendeinundzwanzig Jahre zurück. Eine Ewigkeit. Und doch hatte Leron´das erzählt, dass es Elben gab, die diesen Tag miterlebt hatten und immer noch auf Erden wandelten.
    Philip schaute sich das Wappen genau an. Es war oben flach und lief wie ein Kelch nach unten spitz zu. Berge, Hügel und Flüsse bildeten den Hintergrund und davor stand ein goldenes Zepter und eine Königskrone. Nach einigen Generationen verschwand die Landschaft und wurde durch eine fünftürmige Burg ersetzt. Die Stadt Corona. Kleine Veränderungen kamen in den nächsten Jahren hinzu. Die äußere Form des Wappens veränderte sich, aufwendige Verzierungen und Schnörkel entstanden um die bauchig spitz zulaufende Grundform. Die fünf Türme der Königsstadt wurden in die Umrandung aufgenommen und verschwanden aus dem Hintergrund, der nun vollkommen rot und mit einer blaugoldenen Umkränzung hinter der goldenen Krone leuchtete. Dieses Wappen blieb viele Jahrzehnte erhalten. Die Namensliste der Könige, die unter ihm regierten, war lang.
    Dann gab es eine größere Veränderung. Das Wappen wurde in der Mitte geteilt. Die Königskrone stand in der oberen Hälfte auf rotem Hintergrund. In der unteren Hälfte prangte auf blauem Hintergrund ein goldener Schlüssel. Philip sah auf die Liste der Könige. Der erste König der unter diesem Wappen regierte, war Peregrin von Kronthal. Peregrin? Philip sah auf die Jahreszahl. Peregrin regierte zwischen den Jahren 455 und 490, also vor etwa fünfhundert Jahren. Peregrin war der gewesen, der die Zauberer und Gnome aus dem Land vertrieben hatte. Philip blätterte weiter. Die Könige aus dem Geschlecht von Kronthal wechselten in rascher Folge, aber das Wappen blieb erhalten. Ohne jede Veränderung blieb es nahezu vierhundert Jahre lang das Wappen des Königshauses.
    Erst nach der Krönung von Willibald wurde das Wappen vollständig ausgewechselt. Nur die Krone des alten Wappens blieb erhalten. Auf graugrünem Hintergrund erwuchs ein Fels und auf dem Fels befand sich diese Krone. Es war das Wappen das Philip kannte.