Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
bernsteinfarbenen Augen ernst an. Philip strich ihr eine feuchte Strähne von der Schläfe. Sie schloss die Augen und drängte sich näher an ihn heran. Scheu küsste er ihre glitzernden Wimpern. Sie drehte den Kopf leicht zur Seite. Ihre Lippen trafen sich. Die erste Berührung war federleicht wie der Windhauch eines Schmetterlings.
Philip zögerte. Jede Faser seines Körpers sehnte sich, dem süßen Duft ihrer Lippen zu erliegen, doch das durfte er nicht. Sie legte ihre Hand in seinen Nacken. Dann spürte er ihren warmen Mund auf seinem und ihren weichen Körper, der sich immer näher drängte. Ihr heißer Atem ließ ihn seine betäubten Zweifel vergessen und er ergab sich dem Verlangen in ihren Lippen zu versinken. Ein warmes Prickeln lief seinen Rücken hinunter, als ihre Finger unter den Kragen seines Hemdes glitten und ihre forschende Zunge in seinen Mund eindrang. Atemlos nahm er ihr Gesicht in beide Hände. Er küsste ihre Augen, ihre Nase und schließlich wieder ihren Mund. Sie zog ihn zu sich und drückte ihre fordernden Lippen fester auf seine. Der Moment dauerte eine Ewigkeit, die Ewigkeit einen Moment.
Scheu standen sie voreinander und hielten sich bei den Händen. Arina fixierte einen Knopf an seinem Hemd, plötzlich legte sie ihren Kopf in den Nacken und sah ihm in die Augen. Sie lächelte, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen letzten langen Kuss auf den Mund.
„Wir müssen zurückreiten“, flüsterte sie.
Philip nickte und ließ sich von ihr mitziehen.
Im Stall reichte sie dem Stallburschen die Zügel ihrer Stute, warf Philip noch ein scheues Lächeln zu und ging, ohne ein Wort zu sagen. Er sah ihr nach, in der Hoffnung, dass sie sich noch einmal zu ihm umdrehte, aber sie ging durch die Tür und ließ ihn einsam und verwirrt neben seinem Pferd stehen.
Enttäuscht und trotzdem beschwingt machte er sich daran Erós und Lu zu versorgen, aber er fand keine Ruhe in der Arbeit mit seinen Tieren. Im Zimmer zog er nur die Stiefel und den Umhang aus. Er legte sich, so wie er war, aufs Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke.
Ein Sturm brauste in seinem Kopf, und in seinem Bauch fühlte es sich an wie in einem Ameisenhügel. Er glaubte, noch den Duft ihrer Haare zu riechen und ihre Hände auf seinem Körper zu spüren. Er fühlte den Hauch ihrer Lippen auf seinen und dennoch waren sie so weit weg.
Er freute sich darauf und fürchtete sich davor, sie wiederzusehen. Wenn Hilmar herausfand, was geschehen war, würde er ihn vermutlich aus dem Haus prügeln. Besser war, er wusste nichts. Zumindest vorerst. Philip Gordinian der Sohn eines Schmieds, mittellos, vom König gejagt und ohne Berufsausbildung, war nicht das, was sich Hilmar von Weiden für seine Tochter vorgestellt hatte. Und Arina? Wovon träumte sie? Seine romantischen Fantasien gingen mit ihm durch, und er stellte sich vor, wie sie gemeinsam fliehen würden. Irgendwohin wo sie keiner kannte. Aber würde Arina bei ihm bleiben, wenn er ihr nicht das bieten konnte, was sie gewohnt war? Mit einem Ruck setzte sich Philip hin. Er konnte ihr gar nichts bieten. Nichts … außer allem, was er hatte. Niemals wollte er sie im Stich lassen. Immer für sie da sein. Sie sollte von ihm nie so enttäuscht werden wie von ihrem Vater.
Er schwang die Beine aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab.
Er jagte einem aussichtslosen Ziel hinterher. Nie hätte er zu hoffen gewagt, dass sie ihm mehr Aufmerksamkeit schenken würde als einem flüchtigen Freund. Doch heute lag sie in seinen Armen. Heute hatte er sie geküsst und sie küsste ihn zurück.
Verträumt saugte er an seiner Unterlippe. Süß, verwirrend, schmerzlich schön. Sein Leben stand Kopf, und doch war es so schön wie nie zuvor.
Durch ihren Kuss war nichts mehr wie vorher, trotzdem war sie für ihn so unerreichbar wie am ersten Tag.
„Oh Arina“, seufzte er. Wenn sie doch hier wäre. Bei ihm. In seinen Armen. In seiner Nähe. Wenn er mit ihr sprechen könnte. Über ihre Wünsche. Über seine. Über die Zukunft? Er und sie gemeinsam? Konnte es sowas geben? Philip schnaufte. Warum war bloß alles immer so kompliziert. Warum konnte er sich nicht einfach in eins der Küchenmädchen verlieben und für sie ein Held sein? Stattdessen hatte er das bezauberndste und schönste Mädchen geküsst … wie in der Geschichte Thomas der Waldläufer die Prinzessin Tausendschön. Doch Thomas musste in den Wald fliehen und die Prinzessin hatte den Prinzen
Weitere Kostenlose Bücher