Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
du bist auch nicht viel älter, aber du bist reifer, vernünftiger, verantwortungsbewusster. Sie hat in ihrem ganzen Leben noch nie die Konsequenzen für ihr Handeln tragen müssen und ihr ist immer eingeschärft worden, dass sie etwas Besonderes ist. Wenn sie von einem Mann träumt, dann ist er ein Prinz. Aber sie mag dich. Sie mag dich mehr, als sie sich selbst eingestehen möchte.“
„Aber ich bin kein Prinz“, brummte Philip. „Alles was ich habe, gehört ihr längst. Das Einzige, was ich ihr nicht mehr geben kann, ist meine Freundschaft. Bevor sie mich küsste, dachte ich, dass es möglich wäre … jetzt macht mich ihre Freundschaft krank. Ich kann nicht bei ihr sein, ohne sie zu lieben.“
„Ich verstehe dich. Wenn man liebt, will man alles. Und vor allem will man wiedergeliebt werden.“
Agnus polterte ins Zimmer. „Im Stall steht dein Pferd, und Walter sagte mir, dass du dich gleich nach deiner Ankunft mit meiner Frau in diesem Zimmer verschanzt hast.“
Amilana lachte. Philip streckte Agnus die Hand entgegen. Der nahm sie, zog Philip damit zu sich heran und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken.
„Was heckt ihr beiden aus?“, fragte er.
Amilana streckte sich und küsste Agnus auf den Mund. „Wir hatten etwas Wichtiges zu besprechen, aber jetzt, da du uns unterbrochen hast, können wir uns auch in das Kaminzimmer zu dir und Walter setzen.“
Walter hatte schon dafür gesorgt, dass genügend warmer Wein bereit stand. Der erste Becher löste den Knoten in Philips Brust. Der Zweite befreite ihn von seinem Schmerz. Erst als er den dritten Becher Wein geleert hatte, und die Stimmung immer ausgelassener wurde, fragte Agnus nach den Ereignissen in der Weidenburg. Philip erzählte von seinem Reitunterricht. Walter lachte so sehr, dass er kaum noch Luft bekam, als er hörte, wie sich Philip mit dem Pferd abmühte.
„Da hast du aber Glück gehabt, dass ich dir Erós ausgesucht habe, sonst würden wir heute noch irgendwo in den Hügeln feststecken.“
Philip lachte, aber der Gedanke an seine Flucht hinterließ einen schalen Beigeschmack.
„Ich hörte, dass du bald nach Süden reisen wirst?“, fragte Agnus. Er war wieder ganz ernst.
Philip musterte ihn aufmerksam, aber er konnte nicht herausfinden, wie Agnus zu dieser Reise stand.
„Im Frühling“, bestätigte er. „Letzte Woche habe ich meinen Namen ändern lassen.“
„Und wie heißt du jetzt?“, fragte Walter.
„Philip von der Wasserfurt.“
Agnus nickte, aber Amilana entfuhr ein wissendes „Aha!“
„Wie muss ich dich jetzt ansprechen, da du offensichtlich geadelt wurdest?“, grinste Walter.
„Baron“, antwortete Agnus an Philips Stelle.
Walter lies einen anerkennenden Pfiff hören.
„Warst du schon auf der Insel?“, fragte Agnus. „Es ist ein hübsches Fleckchen fruchtbares Land.“
„Und das Herrschaftshaus ist ganz entzückend“, meinte Amilana.
„Hilmar will dich wohl zum Schwiegersohn haben.“ Walter grinste breit und puffte Philip in die Schulter.
Philip wurde rot bis an die Haarwurzeln, doch Walter deutete sein Erröten falsch.
„Es muss dir nicht peinlich sein, jetzt zum Adel zu gehören, ich mag dich trotzdem.“
„Danke Walter, du bist einfach großmütig“, scherzte Philip, aber Walters Worte beschäftigten ihn. Hilmar hatte zu ihm gesagt, dass seine Tochter und sein Sohn dadurch einen Freund in der Nähe hätten.
Er schob den Gedanken von sich. Doch dann holte er ihn noch mal zu sich heran. Konnte es sein, dass Hilmar etwas gemerkt hatte? Schließlich hätte Philip auch den Namen irgendeines Bauern annehmen können.
Selbst wenn jeder wusste, dass es nicht stimmte, so war er durch seine Erhebung in den Stand des Adels, durchaus in der Lage um Arina …
Er schüttelte leicht den Kopf. Sie wollte ihn doch gar nicht. Selbst Amilana hatte gesagt, das Arina nach etwas Besserem Ausschau hielt. Arina wusste, wer er war und daran änderte ein Stück geschenktes Land auch nichts. Würde sie ihn lieben, wäre es ihr gleichgültig, ob er ein Landstreicher oder ein Prinz war. Würde sie ihn doch bloß lieben.
Er fühlte Amilanas Blick auf sich ruhen und versuchte tapfer zu lächeln, aber er sah in ihren Augen, dass sie wusste, was er dachte.
Der Besuch bei Agnus und Amilana erwies sich als die richtige Entscheidung. Sie verbrachten einen harmonischen und fröhlichen Jahreswechsel und Philip blieb noch die ganze Woche auf dem Erses Berg. Doch schließlich hatte er zwei der drei mitgebrachten Bücher
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