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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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fortzusetzen, stürmte Coen Osterlamm mit triumphierender Miene in das Kontor des Weinhändlers. Es war später Nachmittag und bereits so dunkel, dass man ohne Fackel nicht auf die Straße gehen konnte. De Lijs hob verärgert die Augenbrauen. Er war nicht allein. Sein Freund, Druckermeister Pieter Rink, hatte sich zu einem Umtrunk bei ihm eingefunden, den die beiden Männer am Kaminfeuer einnahmen. Als der Drucker Coen bemerkte, wollte er sich erheben, wurde aber von de Lijs genötigt, sitzen zu bleiben.
    «Habt Ihr keine Manieren, junger Mann?», herrschte er den Sohn des Bürgermeisters an. «Bis heute dachte ich, nur Euer Bruder Adam sei ein Grobian!»
    Coen verzog das Gesicht. Die Zurechtweisung ließ ihm das Blut in den Kopf steigen. Da ihm kein Platz angeboten wurde, blieb er stocksteif neben der Tür stehen. «Ich habe Neuigkeiten für Euch, de Lijs», stieß er schließlich beleidigt hervor. «Ich weiß, wo sich die Frau aufhält, die Euch so lieb und teuer ist. Ihre Dienstmagd war so freundlich, es mir anzuvertrauen.»
    «Eure Vorliebe für Dienstmägde in allen Ehren …» De Lijs biss sich auf die Unterlippe. Seit die Brüder öfter sein Haus besuchten, war ihm klar geworden, wie wenig er sie mochte. Mit ihren langen Armen und Beinen erinnerten sie ihn an Spinnen, die niemand gern in seinem Haus duldete. De Lijs hatte dreißig Jahre lang versucht, ein ehrbares Leben zu führen; nicht einmal hatte er sich unehrlicher Geschäftspraktiken bedient, um jemanden zu übervorteilen, obwohl er sich als Händler durchzusetzen wusste. In der Gilde stand er daher in gutem Ruf. Zweimal hatte er das Amt des Gildemeisters ausgeübt und bei jeder Prozession voller Stolz die goldenen Insignien der Kaufmannschaft von Oudenaarde vor sich hergetragen. Zur Beisetzung seiner Frau waren alle erschienen, die durch Geburt einen edlen Stand einnahmen oder es mit Fleiß und harter Arbeit zu etwas gebracht hatten. Sogar der Statthalter hatte einen Abgesandten geschickt. Dass er es nun so weit hatte kommen lassen, sich Läuse wie diese Brüder in den Pelz zu setzen, machte ihn wütend.
    Erneut erhob sich Pieter Rink, dem anzusehen war, dass er den gemütlichen Teil des Abends für beendet hielt. «Dem jungen Mann brennt doch etwas unter den Nägeln, mein guter de Lijs», entschuldigte er sich mit einem milden Lächeln. «Ich werde gehen. Muss sowieso noch in der Druckerei vorbeischauen, bevor mein Gehilfe irgendwelchen Unfug anstellt.» Pieter Rink neigte knapp den Kopf in Coen Osterlamms Richtung, was der junge Mann aber übersah. Der Drucker interessierte ihn so wenig wie ein Pferdeknecht.
    «Ich möchte aber nicht, dass Ihr geht, Rink. Osterlamm kann auch in Eurer Gegenwart vorbringen, was er mir zu sagen hat. Falls die Neuigkeit, wie ich annehme, mit der armen Witwe Marx zu tun hat, habt Ihr auch ein Anrecht darauf, sie zu erfahren. Schließlich seid Ihr geschäftlich ebenso mit ihr verbunden wie ich.»
    Coen Osterlamm sah nicht so aus, als ob ihm das gefallen würde, doch schließlich zuckte er mit den Schultern. «Die Witwe Marx und dieser Spanier halten sich in einer Abtei in der Nähe von Brüssel auf. Von dort aus will der Kerl sie in die Stadt schaffen.»
    Pieter Rink stellte seinen Becher ab. Auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Falte. «Was meint Ihr damit, er wolle sie in die Stadt schaffen? Soviel ich weiß, geht Griet der Frage nach, warum die schwarzen Schwestern noch immer nicht in Oudenaarde angekommen sind.»
    Coen lachte. «Ihr mögt Euch mit Druckschriften auskennen, Meister, aber was das wahre Leben betrifft … Ihr seid dem Weib ebenso auf den Leim gegangen wie der gute de Lijs. Die Schwestern sind doch längst tot. Sie haben es nicht geschafft, alt und gebrechlich, wie die meisten von ihnen schon waren.»
    «Woher wollt Ihr das wissen?» De Lijs ärgerte sich, wie wenig Respekt Coen seinem Freund erwies.
    «Das liegt doch auf der Hand.» Coen weidete sich an den bestürzten Blicken der Männer. Als er sich einen Becher mit Wein füllte und in einem einzigen Zug leerte, rief ihn de Lijs nicht zur Ordnung.
    «Der Spanier ist Farneses rechte Hand», flüsterte Pieter Rink. Es klang ängstlich. «Mir wird übel, wenn ich mir vorstelle, wie der Statthalter reagieren wird, sobald ihm dieser Don Luis verrät, was er herausgefunden hat. Kehrt er nach Oudenaarde zurück …» Er sprach nicht weiter, aber die anderen wussten auch so, worauf er anspielte.
    «Dann darf der Hurensohn eben die Stadt nicht mehr lebend

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