Die Stadt der schwarzen Schwestern
Soldat ließ sich nicht davon abbringen, das Fässchen persönlich in den Keller zu tragen, und Don Luis und die beiden Frauen folgten ihm. Don Luis, der betont selbstbewusst auftrat, gab vor, dem Mann im Auftrag des Fürsten auf die Finger schauen zu wollen, was dieser zähneknirschend akzeptierte.
Ein geeigneter Platz für das angebliche Geschenk war rasch gefunden. Eine Nische neben einer Ansammlung von Krügen, Körben und Käfigen schien wie geschaffen dafür zu sein, das Fass zu verstauen. Einen geeigneten Weinkeller gab es im Haus nicht.
«Du kannst jetzt gehen», fuhr Don Luis den Sergeanten an, da dieser stocksteif neben der Treppe verharrte. «Ich werde mich hier unten noch ein wenig umsehen.» Der Mann zuckte mit misstrauischem Blick die Achseln, gehorchte aber und machte kehrt.
Griet atmete auf. Dann stampfte sie vorsichtig auf. Der Boden unter ihren Füßen bestand aus Lehm. Falls es hier tatsächlich einen Abstieg in diese geheimnisvolle Unterwelt gab, von der Uta so überzeugend berichtet hatte, würden möglicherweise Tage vergehen, bis sie ihn fanden. Aber so viel Zeit hatten sie nicht. Sie mussten Basse, Beelken und ihren Vater noch heute Nacht finden.
Mit einer Kerze in der Hand, die sie an einer Wandfackel auf der Stiege entzündet hatte, schritt Cäcilia den Boden ab, um herauszufinden, wie groß der Bereich war, in dem sie suchen mussten. Der Kellerraum maß nicht mehr als dreißig Ellen in der Länge und fünfzehn Ellen in der Breite. Er wurde von drei mächtigen Holzbalken getragen. Die Wände waren kahl, Stroh und Sand kamen an einigen Stellen aus dem Mauerwerk. Ein winziges vergittertes Rundbogenfenster, kaum mehr als eine Luke, versorgte den Raum mit ein wenig Luft. An den Seiten türmte sich alter Plunder. Von Wert waren einzig ein paar Fässer, die Salz, Heringe und andere Vorräte für den Stab des Statthalters enthielten.
Auf einmal ließ sich Don Luis, der hinter dem mittleren Tragebalken gestanden hatte, auf die Knie sinken.
«Hast du etwas entdeckt?» Als Griet näher kam und die Hand über der Stelle bewegte, auf die Don Luis deutete, spürte sie es auch: ein schwaches, kaum wahrnehmbares Beben und einen dünnen Luftzug, eigentlich nicht mehr als ein Hauch.
«Mein Gott, du hast es gefunden!» Griet hob vor Aufregung die Stimme, wurde aber von Don Luis’ warnendem Blick sogleich gestoppt. Es fehlte gerade noch, dass sie hier unten erwischt wurden. Der dicke Sergeant würde sich ohnehin schon wundern, wo sie blieben.
Gemeinsam mit Don Luis und Cäcilia wischte und kratzte Griet Sand und bröckeligen Lehm von der Stelle, wo sie den Luftzug gespürt hatten. Allmählich erkannte sie, dass sie ein Rechteck von der Größe einer Falltür vor sich hatte, das etwa einen Fingerbreit unter der Höhe des restlichen Fußbodens lag. Mit verbissenem Eifer kratzte sie weiter, bis sie auf Holz stieß.
«Es ist tatsächlich eine Falltür», sagte Cäcilia. Sie leuchtete mit ihrer Kerze. «Sogar ein Ring, um sie zu öffnen, hängt noch daran. Aber ich schätze, die Tür ist so morsch, dass ein Tritt genügen sollte …»
«Wir müssen jeden Lärm vermeiden», sagte Don Luis. Er ergriff den Ring und zog kräftig daran, bis die Holzfläche sich schließlich bewegte. Knirschend schwang die Tür auf und bot Einblick in einen finsteren Schlund. Griet sprang zurück. Bei dem Gedanken, sich durch die schmale Öffnung und den dunklen Gang dahinter zwängen zu müssen, wurde ihr schlecht. Einzig der Gedanke an Basse gab ihr den verzweifelten Mut, sich von Don Luis durch das Loch im Boden helfen zu lassen. Einen bangen Moment lang hingen ihre Füße in der Luft, dann aber fanden sie festen Grund. Griet atmete auf. Sie nahm Cäcilias Kerze in Empfang und wartete, bis sie und Don Luis ihr nachkamen.
Der Abstieg gestaltete sich überaus mühsam. Don Luis musste zunächst nur den Kopf einziehen, bald aber ging es für ihn nur noch auf Knien vorwärts, so eng wurde der Schacht. Je stärker er sich neigte, desto knapper wurde die Luft. Einige Insekten und Ratten flohen vor ihnen. Nichts deutete darauf hin, dass jemals ein Mensch diese Welt unter der Stadt betreten hatte. Es gab keine Treppenstufen, die in den Fels geschlagen worden waren, nicht die geringste Möglichkeit, irgendwo Halt zu finden. Der Gang bot an seiner breitesten Stelle kaum genug Platz, um die Arme auszustrecken.
Cäcilia murmelte vor sich hin, es sei der Zugang zur Hölle, den sie betreten habe. Griet wäre es lieber gewesen, die
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