Die Stadt der schwarzen Schwestern
Sicherheitsbriefe ausstellen. Das Geld dafür gebe ich Euch gleich mit.» Margarethe trat in den Erker und blickte hinunter auf den Burghof, wo jemand angefangen hatte, auf einer Flöte zu spielen. Ihre Züge wurden weich.
«Sieben schwarze Schwestern haben die Zeit des Bildersturms und des Krieges überlebt», murmelte sie. «Sieben alte Frauen. Sie fanden Zuflucht in der Abtei von Hertoginnedal und werden sich nun endlich auf den Heimweg machen, sobald sie Nachricht von Euch erhalten, dass alles für sie vorbereitet wurde.»
Unvermittelt drehte sich die Fürstin um. Sie fasste Don Luis scharf ins Auge. «Sie werden doch sicher in Oudenaarde ankommen, nicht wahr?»
Die blitzenden Augen der Fürstin verfolgten Don Luis, als er die Burg verließ. Der Wind wehte ihm sanfte Lautentöne aus dem Erkergemach hinterher, offensichtlich hatte sich Margarethe wieder angenehmerem Zeitvertreib zugewandt. Nun, ihm konnte es recht sein, wenn sie dort oben sang und auf ihrer Laute zupfte. Er hatte neue Anweisungen, die er gewissenhaft ausführen würde, sobald er wieder in Oudenaarde war. Freuen konnte er sich darüber nicht, im Gegenteil. Wenn er sich Griets enttäuschtes Gesicht vorstellte, wurde ihm schwer ums Herz. Sein Gewissen quälte ihn. Mit Griets Vertreibung aus dem Haus der schwarzen Schwestern würden auch ihre gemeinsamen Stunden im Kontor enden, ihre hitzigen, aber herzerfrischenden Streitgespräche. Don Luis dachte daran, wie hübsch die junge Witwe aussah, wenn sie sich mit ihm Wortgefechte lieferte. Manchmal verrutschte dabei ihre Haube, und einige Strähnen ihres flammendroten Haares purzelten keck über ihre Stirn. Gegenüber Pater Jakobus hatte er abgestritten, Interesse an den flandrischen Weibern zu haben. War das die Wahrheit? Er wusste selbst nicht mehr, was in ihm vorging.
Ich konzentriere mich ganz auf meinen Auftrag, nahm er sich vor, während sein Pferd träge durch die Gassen von Namur trabte. In der Stadt herrschte im Licht der späten Sonnenstrahlen eine geradezu schläfrige Stille. Don Luis überholte die Karren einiger Bauern, die hinter dem östlichen Stadttor den Pfad hinauf zur Burg einschlugen. Vermutlich hofften sie, das Gesinde der Fürstin könnte ihr auf dem Markt liegengebliebenes Obst und Gemüse gebrauchen. Vor einem Badehaus lockten zwei Mägde vorbeilaufende Männer mit allerlei Versprechungen, aber kaum einer folgte ihnen durch die Tür in das wenig vertrauenerweckende Gebäude. Müde trieben Sau- und Kuhhirten einige Tiere über den Marktplatz. Aus dem Glockenturm einer Kirche erscholl das Abendgeläut.
Don Luis überlegte gerade, ob er den Staub seiner Reise bei einem Bad im Zuber der freizügigen Mägde oder bei Bier und Wein in der Schenke am Fischmarkt loswerden sollte, als sein Blick auf eine schwarzverhüllte Gestalt fiel, die ihm mit energischen Gesten zuwinkte. Er stutzte, als er die schwarze Schwester wiedererkannte, die gerade noch in der Burg mit Fürstin Margarethe gesprochen hatte. Was hatte die alte Frau in der Stadt zu suchen? Und warum hielt sie ihn auf?
Don Luis schwang sich aus dem Sattel und ging langsam auf die Frau zu, die sich auf ihren Stock stützte. Aus dem Gesicht der Klosterfrau war das einfältige Lächeln verschwunden, stattdessen verrieten ihr Stirnrunzeln und die zusammengekniffenen Lippen eine Härte, die Don Luis verwirrte.
«Was wünscht Ihr?», fragte er. «Solltet Ihr nicht in Eurem Gästequartier sein?»
Die alte Frau verzog geringschätzig den Mund. Dann schlug sie mit ihrem Stock gegen die Hauswand. «Wir wollen nicht nach Oudenaarde zurück. In Oudenaarde wartet der Teufel auf uns!»
«Wenn Ihr damit den Statthalter meint, kann ich Euch beruhigen. Der wird die Stadt bald verlassen, um seinen Feldzug durch Flandern fortzusetzen.»
«Er wird alles von uns zurückfordern, was angeblich ihm gehört», stieß die Alte hervor. «Das Buch auch. Aber er wird es uns nicht entreißen, versteht Ihr?»
Nein, Don Luis verstand gar nichts. Von welchem Buch war die Rede, und warum fürchtete sie sich davor, nach Oudenaarde zurückzukehren? Als er bemerkte, dass die beiden Bademägde zu ihnen herüberschauten und kicherten, schob er die Nonne in eine schattige Gasse. Dort stank es fürchterlich, aber hier waren sie ungestört.
«Also, was soll dieses Gerede vom Teufel und seinem Buch? Wenn Ihr nicht zurückwollt, warum habt Ihr das der Fürstin nicht gleich gesagt?»
«Wie hätte ich es ihr erklären können?», fauchte die Nonne. «Eure Briefe
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