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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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erkundigt?», fragte sie Don Luis.
    Don Luis bestätigte es. «Euer Sohn hat Griet Marx das Haus der Nonnen übereignet. Ich dachte damals, wenn wir die frommen Frauen zur Rückkehr in die Stadt bewegen könnten, so müsste sie das Haus räumen und käme zur Vernunft. Ich hoffte, sie würde dann aus Ärger und Enttäuschung die Stadt verlassen.»
    Margarethe von Parma lachte. «Das dachtet Ihr also damals . Heute nicht mehr?»
    Don Luis zögerte mit einer Antwort. Sollte er der Fürstin sagen, wie gern er neuerdings zum Haus der schwarzen Schwestern ging und dass er es öfter tat, als seine Amtspflichten es eigentlich erforderten? Wie sehr er es genoss, in Griets Kontor zu sitzen und mit ihr über die securitas populi , die Sicherheit des Volkes, zu streiten? Würde Margarethe ihn verstehen?
    «Ich glaube nicht, dass Griet Marx so rasch aufgeben wird», sagte er leise. «Sie hat für ihr Recht, ohne Vormundschaft in Oudenaarde zu bleiben, gekämpft. Eine Niederlage wird sie kaum eines Besseren belehren.»
    «Wir werden es versuchen, mein Freund!» Margarethe von Parmas Miene verdüsterte sich. «Ich will, dass die Frau mit ihrem Kind und ihrem Vater nach Namur kommt, und wenn ich sie in Säcke stopfen und auf Eselsrücken hierherschaffen lassen muss.»
    «Ich fürchte, das würde zu viel Aufsehen erregen, Herrin», sagte Don Luis. «Aber wenn Ihr Griet Marx anbieten würdet, für die schwarzen Schwestern Sicherheitsbriefe zu kaufen, um ihre Rückkehr nach Oudenaarde zu gewährleisten, würde sie wenigstens ein gutes Geschäft machen. Ihr könntet ihr dann auch zusätzliche Aufträge in Namur in Aussicht stellen, die ihre Anwesenheit in der Stadt erforderlich machen. Sie ist zwar misstrauisch, aber auch praktisch veranlagt. Wenn sie in Oudenaarde keine Bleibe mehr hat, wird sie geneigt sein, über Euer Angebot nachzudenken. Schließlich wurde sie sogar mit Eurem Sohn handelseinig, und den verabscheut sie, weil er als Eroberer und Richter kam.»
    Margarethe von Parma runzelte die Stirn. «Alessandro mag viele Fehler haben, aber er ist ein Mann, der sowohl als Soldat wie auch als Statthalter seine Pflichten kennt. Ein hartes Durchgreifen mag ihn vielleicht nicht zum Liebling des Volkes machen, aber es verlängert unter Umständen sein Leben. Ich selbst war damals, als die Unruhen im Land ausbrachen, zu nachgiebig. Von meiner Schwäche profitierten Männer wie der Herzog von Alba, die das Land mit Blut und Schrecken regierten.» Sie seufzte. «Ach, Don Luis, wie sehr ich mich danach sehne, endlich nichts mehr von diesen Dingen hören zu müssen. Nur diese eine Pflicht muss ich noch erfüllen, damit ich wieder ruhig schlafen kann.»
    Don Luis hielt sich im Hintergrund, als Margarethe ihren Gast hereinbitten ließ. Es war eine Frau fortgeschrittenen Alters, die das Ordensgewand einer Cellitin trug. Sie ging am Stock. Dankbar nahm die Nonne den Polsterstuhl an, den Fürstin Margarethe ihr anbot. So also sah eine schwarze Schwester aus. Don Luis war enttäuscht, begriff aber selbst nicht genau, warum. Vermutlich hatte er sich nach all den Gerüchten, die über die Frauen dieses Ordens, ihr Leben und ihr spurloses Verschwinden aus Oudenaarde im Umlauf waren, eine charismatischere Erscheinung vorgestellt als diese humpelnde ältliche Klosterfrau, die auf jedes Wort, das die Fürstin an sie richtete, nur lächelnd den Kopf neigte. Dessen ungeachtet schienen sich die beiden Frauen erstaunlich gut zu verstehen. Kaum zehn Minuten waren verstrichen, als Margarethe nach ihrer Laute griff, um der Klosterfrau einige ihrer selbsterdachten Melodien vorzuspielen.
    Die Ordensfrau lächelte unaufhörlich.
    Nach weiteren zehn Minuten teilte die Generalstatthalterin Don Luis mit, dass sie mit der Vorsteherin der Klosterschwestern einig geworden sei.
    «Und dafür musstet Ihr der Frau etwas vorsingen?», wollte Don Luis wissen.
    «Seid nicht albern. Diese ehrwürdige Schwester versteht mehr von Musik, als Ihr glaubt. Sie gab mir einige gute Ratschläge, dafür versprach ich, dass sie sich mit ihrem Konvent wieder in Oudenaarde ansiedeln darf und ihren alten Besitz zurückerhält. Ihr werdet meinen Sohn im Namen König Philipps anweisen, alles Nötige zu veranlassen. Das wird ihm wehtun, da er ja seinerseits ein Geschäft mit der kleinen Marx abgeschlossen hat, aber darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Im Gegenteil, die junge Frau wird vor Wut umso geneigter sein, mit mir zu verhandeln. Tragt ihr auf, sie soll sieben ihrer

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