Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1
Felszinnen ihre blutende Scheibe zwischen sich ein und verstellten den Ausblick auf die lodernde Pracht des Sonnenuntergangs.
Ihr Nachtlager hatten die Jäger im Schutz der untersten Klippen aufgeschlagen. Während sie abwechselnd Posten schoben und ihre Wachtfeuer mit abgefallenen Ästen anfachten, hatte ihnen unaufhörlich das wilde, hundeartige Geheul in den Ohren geklungen, das von den furchtbaren Höhen zu ihnen herabdrang und von den Voormis stammte, jenen halbmenschlichen Wilden, nach denen der Berg benannt worden war. Zwischendurch vernahmen sie das Röhren einer von den Voormis gehetzten Basilisken-Gemse und einmal sogar das mörderische Knurren eines gestellten und besiegten Säbelzahntigers. Ralibar Vooz deutete diese Laute als ein vielversprechendes Vorzeichen für das Jagdvergnügen des kommenden Tages.
Er und seine Männer erhoben sich zeitig. Zum Frühstück zehrten sie von ihren Vorräten an getrocknetem Bärenfleisch und tranken dazu einen dunklen, herben Wein, der für seine stärkende Wirkung geschätzt wurde. Alsdann begannen sie unverzüglich mit dem Ersteigen des Berges, dessen weiter oberhalb gelegenen Felswände von den Höhlen durchbrochen waren, in denen die Voormis hausten. Ralibar Vooz hatte diese Geschöpfe schon früher bejagt, und ein besonderes Zimmer seines Hauses in Commoriom war mit ihren dichten und zottigen Fellen ausgeschlagen. Sie galten allgemein als die gefährlichste Spezies der hyperboreischen Tierwelt. Aber auch ohne einen Zusammenstoß mit den Bergbewohnern war allein schon das Ersteigen des Voormithadreth eine kühne Tat, die mehr als das übliche Ausmaß an Gefahr bereithielt. Ralibar Vooz jedoch, der einmal Geschmack an dieser Art von Abenteuer gefunden hatte, gab sich seither mit keiner geringeren Herausforderung mehr zufrieden.
Er selbst und die ganze Jagdgesellschaft trugen schwer an ihren Waffen und der Gebirgsausrüstung. Einige der Männer führten Seilrollen und Wurfhaken mit sich, die beim Überwinden der steileren Felswände helfen sollten. Andere schleppten schwere Armbrüste und viele trugen Piken mit langen Schäften und gekrümmten, säbelartigen Klingen, die sich erfahrungsgemäß im Nahkampf gegen die Voormis besonders bewährten. Der ganze Trupp war reichlich mit diversen Reservemessern, Wurfspießen, beidhändigen Krummsäbeln, Keulen, Dolchen und gezahnten Äxten versehen. Alle Jäger trugen Hosen und Wämser aus Dinosaurierleder am Leib und an den Füßen Kletter-Halbstiefel, deren Sohlen mit Nagelspitzen aus Bronze beschlagen waren.
Ralibar Vooz selbst hatte ein leichtes, kupfernes Kettenhemd übergeworfen, das ihn so geschmeidig umschloss wie ein Gewand aus Stoff und seine Bewegungsfreiheit nicht im Mindesten beschränkte. Außerdem trug er einen Faustschild aus Mammuthaut mit einem langen Bronzestachel in der Mitte, der als Stoßwaffe gebraucht werden konnte. Und weil er ein Mann von mächtiger Statur und bärenstark war, hing um seine Schultern und an seinem Waffengurt noch ein ganzes Arsenal weiterer Kampfwerkzeuge.
Der Berg war vulkanischen Ursprungs, doch galten seine sämtlichen vier Krater inzwischen als erloschen. Stundenlang mühten sich die Kletterer an den bedrohlichen Steilhängen aus schwarzer Lava und Obsidian hinauf. Mit jedem Blick nach oben sahen sie die senkrechten Höhen endlos weit in einen wolkenlosen Himmel entschwinden, als sollte keines Menschen Fuß sie jemals erreichen. Weitaus schneller als sie selbst stieg die Sonne empor, strahlte sengend auf sie nieder und erhitzte das Felsgestein, bis die Hände der Bergsteiger sich daran verbrannten wie an Ofenwänden. Aber Ralibar Vooz, der seine Waffen endlich in Blut tauchen wollte, gestattete weder Rast noch Ruhe in den schattigen Klüften oder unter dem kargen Schirm der vereinzelten Wacholderstrünke.
Doch wie es schien, waren die Voormis an jenem Tag auf dem Berge Voormithadreth nicht im Freien anzutreffen. Zweifellos hatten sie während der Nacht, als ihr Jagdgeschrei in den Ohren der Commorier gegellt hatte, zu üppig geschlemmt. Es mochte sich als nötig erweisen, in das Höhlenlabyrinth der höher gelegenen Steilwände einzudringen; eine Vorgehensweise, die selbst einem so abgebrühten Jäger wie Ralibar Vooz nicht allzu verlockend vorkam. Nur wenige dieser Höhlen waren einem Menschen ohne Hilfe von Kletterseilen zugänglich, und die Voormis, die eine geradezu menschliche Arglist besaßen, würden Felsbrocken und lose Steine auf die Köpfe der Angreifer
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