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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Wasser und an das Schleifen von Metall gemahnten.
    Ralibar Vooz stieß ein kräftiges, fast schon wütendes Grollen aus, um der zwischen den Felsen verborgenen Zusammenkunft sein Kommen kundzutun – wen auch immer er dort vorfinden mochte. Seine Waffen und seine Ausrüstung klirrten vernehmlich, während er über einen scharfen Lavagrat hinweg in Richtung des Geraunes kletterte.
    Als er den Grat überwand, blickte er auf eine Szene hinab, die ebenso rätselhaft wie unerwartet für ihn war. Unter ihm stand in einer kreisrunden Mulde eine primitiv aus Findlingen und Bruchsteinen gefügte Hütte, die mit Zedernzweigen gedeckt war. Vor dieser Klause brannte auf einem großen, flachen Obsidianblock ein Feuer, dessen Flammen abwechselnd blau, grün oder weiß aufloderten. Von diesem Feuer stieg die fahle, dünne Rauchspirale auf, die ihn so eigentümlich in die Irre geleitet hatte.
    Bei dem Feuer stand ein Greis, verhutzelt und von abstoßendem Aussehen. An seinem Leib schlackerte eine Robe, die nicht weniger alt und schäbig wirkte als er selbst. Offenbar nutzte er das Feuer nicht zur Bereitung einer Mahlzeit, und in Anbetracht der sengenden Sonne hatte es schwerlich den Anschein, als bedürfte er der Wärme, die die wunderlich gefärbten Flammen spendeten. Vergebens hielt Ralibar Vooz nach den übrigen Teilnehmern jener gemurmelten Unterhaltung Ausschau, die noch eben an sein Ohr gedrungen war. Stattdessen vermeinte er ein vages Geflatter dunkler, missgeformter Schatten um den Obsidianblock herum wahrzunehmen. Doch die Schatten verblassten und lösten sich im selben Moment auf. Und da es keine Gegenstände oder Lebewesen gab, von denen die Schatten hätten stammen können, glaubte Ralibar Vooz, dass er einer weiteren jener höchst unliebsamen Täuschungen zum Opfer gefallen war, die in jenem Abschnitt des Berges Vormithadreth so häufig aufzutreten schienen.
    Der alte Mann beobachtete den Jäger mit glühenden Blicken dabei, wie er in die Vertiefung hinabstieg und schleuderte ihm zungenfertige, wenn auch ein wenig altertümlich ausgedrückte Verwünschungen entgegen. Im selben Augenblick begann ein eidechsenschwänziger, rußschwarz gefiederter Vogel mit seinem gezähnten Schnabel in die Luft zu schnappen und mit seinen klauenbewehrten Flügeln zu schlagen. Der Vogel schien einer nachtaktiven Unterart des Archaeopteryx anzugehören. Er hockte auf einer anstößig geformten Stele, die im Windschatten dicht neben dem Feuer stand und der Aufmerksamkeit von Ralibar Vooz beim ersten Hinsehen entgangen war.
    »Dass der Auswurf aller Teufel deinen Leib von den Zehen bis zum Scheitel bedecke!«, kreischte der giftige Alte. »O du täppischer, polternder Tölpel! Du hast eine höchst aussichtsreiche und wichtige Beschwörung verdorben! Wie du hierher gelangt bist, kann ich nicht einmal im Traum erraten. Zwölf magische Täuschungskreise hab ich um diesen Ort gezogen, deren Wirksamkeit von ihren unzähligen Überschneidungen noch vervielfacht wird. Die Möglichkeit, dass irgendein Eindringling jemals zu meiner Behausung findet, war winzig klein, ja fast schon ausgeschlossen. Verflucht sei der Zufall, der dich hierher verschlug: Denn Jene, die du vertrieben hast, werden sich nicht wieder zeigen, ehe die fernen Gestirne abermals in eine ganz bestimmte seltene, nur kurz bestehende Konjunktion eintreten. Und bis dahin büße ich ungeheures Wissen ein.«
    »Wie redest du zu mir, du Lump!«, versetzte Ralibar Vooz, erstaunt und erzürnt angesichts dieser Begrüßung, von der er wenig begriff, außer dass seine Gegenwart dem alten Mann unwillkommen war. »Wer bist du, dass du dich gegenüber einem Beamten des obersten Gerichtshofs von Commoriom und Cousins unseres Königs Homquat derart flegelhaft aufführst? Ich rate dir, hüte deine Zunge. Denn wenn es mir gefällt, besitze ich die Macht dazu, so mit dir umzuspringen, wie ich gewöhnlich mit den Voormis verfahre. Doch wenn ich es recht bedenke«, fügte er hinzu, »ist dein Pelz viel zu schmutzig und verlaust, als dass ihm ein Platz unter meinen Jagdtrophäen zukäme.«
    »Wisse, dass ich der Zauberer Ezdagor bin«, verkündete der Alte, und seine Stimme hallte Unheil drohend von den Felsen wider. »Aus freier Wahl lebe ich fern der Menschen und ihrer Siedlungen – und auch die Voormis haben mich in meiner magischen Einsiedelei bisher niemals behelligt. Es schert mich nicht, ob du oberster Richter des Staates der Schweine oder ein Vetter des Königs der Köter bist. Zur Strafe für

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