Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1
Kaufleute aus Mhu-Thulan befinden sich auf der Suche nach dem verschollenen Schatz eines Königs, der vor dem Gletschereis aus dem Norden floh und mit seinem Gefolge in fremden Breiten umkam. Dabei dringen sie zur Sommerzeit in das Reich ewigen Frostes und Schnees vor. Sie finden die Höhle, worin der Schatz versteckt ist, und in ihr auch die konservierten Leichen des Königs und seiner Gefolgsleute. Doch als sie sich mit ihrer Beute davonmachen, werden sie von einer unsichtbaren, eisigen Präsenz verfolgt. Einer der Händler wird nach der ersten Rast frühmorgens erfroren aufgefunden. Später endet der zweite auf ähnliche Weise. Auch Quangah, der sich in ein warmes, halbtropisches, vulkanisches Tal zu retten versucht, wird eingeholt und erleidet den Kältetod. Das Verfolgerwesen manifestiert sich als Windhose oder spiralförmige Bö, die das Opfer von Kopf bis Fuß einhüllt. Desgleichen geht ein knapp unterhalb der Hörgrenze liegendes Geflüster mit seiner Gegenwart einher.« 1)
Die Erzählung wurde zunächst bei Strange Tales eingereicht. Harry Bates schrieb entschuldigend an CAS: »Zufällig geriet Mr. Clayton an Ihre Erzählung, ›The Ice Demon‹, ehe ich es tat, und das Nein, mit der er die Story brandmarkte, war so unmissverständlich, dass ich sie daraufhin gar nicht mehr lesen zu brauchte. Daher muss ich sie zurückgehen lassen, ohne auch nur einen konkreten Kritikpunkt oder Einwand vorzubringen.« 2)
Smith klagte gegenüber Derleth, dass Claytons »Vorstellungen vom Anstößigen wahrlich eigenartig sein müssen«. 3) Auch Wright lehnte die Geschichte nach der ersten Einsendung ab. Dies bezeichnete HPL als »eine Katastrophe, denn wir benötigen ein paar Geschichten, in denen das Unheimliche mehr als immer nur die abgeschmackteste Form annimmt.« 4) Nachdem Smith das Ende umgeschrieben hatte und die Geschichte erneut an Wright sandte, nahm dieser sie an. 5) Leider sind keine Ausfertigungen der Original-Fassung mehr erhalten, falls nicht eine solche in einer Privatsammlung ruht. ›The Ice Demon‹ erschien in der Weird Tales -Ausgabe vom April 1933.
1. BB Eintrag 1.
2. Harry Bates, Brief an CAS vom 16.9.1932 (Manuskript, JHL).
3. CAS, Brief an AWD vom 28.9.1932 ( SL 191).
4. HPL, Brief an CAS mit Poststempel vom 27.8.1932 (Manuskript, Privatsammlung).
5. CAS, Brief an AWD vom 27.10.1932 (Manuskript, SHSW).
Die sieben Banngelübde
(The Seven Geases)
›The Seven Geases‹, wurde am 1. Oktober 1933 vollendet. Sie könnte zum Teil von Begleitumständen der Geschichte angeregt sein, die dieser vorausging: ›The Coming of the White Worm‹. Einer der Leser, die bekundet hatten, gerne mehr vom Buch des Eibon zu lesen, war William Lumley (1880–1960). Lumley, ein exzentrischer Briefpartner Lovecrafts, behauptete, dass HPL, CAS und ihre literarischen Gefährten »wahre Erfüllungsgehilfen unsichtbarer Mächte« seien, »indem sie Andeutungen unters Volk bringen, die zu dunkel & zu tiefgründig für menschliche Begrifflichkeit oder Vorstellungskraft sind. Wir glauben vielleicht, dass wir fiktive Erzählungen schreiben, & vielleicht (absurder Gedanke!) zweifeln wir sogar an dem, was wir schreiben. Doch im Grunde erzählen wir uns selbst zum Trotz die Wahrheit – dienen unwissentlich als Sprachrohre von Tsathoggua, Crom, Cthulhu & weiteren einnehmenden außerweltlichen Hoheiten.« 1)
Ungeachtet dieser eigenwilligen Ansichten war Lovecraft recht angetan von Lumley und überarbeitete dessen Erzählung ›The Diary of Alonzo Typer‹ ( Weird Tales , Februar 1938). Smith hielt Lumley für einen rechten » rara avis, und ich wünschte aufrichtig, es gäbe mehr von seiner Sorte in dieser Welt unterwürfiger Anpassung an den Skeptizismus und Materialismus des 20. Jahrhunderts! Mehr Macht solch glorreicher Häresie wie jener, zu der er sich bekennt! Ich für meinen Teil reiße mich nicht um die Aufgabe, seine Ansichten zu widerlegen – selbst wenn ich sie widerlegen könnte. Ich muss ihm bald mal wieder schreiben.« 2)
In einer Antwort auf Smiths Brief griff Lovecraft diese Bemerkungen auf, um eine Verteidigung des wissenschaftlichen Materialismus und Skeptizismus anzubringen: »Was die Lumleys & Summers dieser Welt im Gegensatz zu den Einsteins, Jeans, de Sitters, Bohrs & Heisenbergs betrifft – so muss ich bekennen, dass ich im Wesentlichen auf der Seite von Prosa & Wissenschaft stehe! Es trifft zu, dass wir uns keinen Begriff von der ultimativen Wahrheit zu machen vermögen oder von den grenzenlosen
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