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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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schauen mich verwirrt an. »Euch beide.«
    »Wir schaffen das schon«, antwortet meine Schwester.
    Ich strecke die Hand nach Gabrys Gesicht aus, spüre ihre weiche Haut unter meinem Daumen. »Bau eineWelt für mich«, sage ich zu ihr.
    Und dann springe ich.
    In der Luft noch höre ich Gabry rufen, und ich sehe, wie Elias sich an die andereWand des Korbes wirft, um das Gleichgewicht zu halten. Ich habe die Bücher fallen sehen und weiß, dass es nicht weit nach unten ist. Ich versuche nicht zu schreien, weil ich meiner Schwester keine Angst machen will, aber als ich auf dem Dach aufschlage und mich abrollen lasse, um dieWucht des Falls zu dämpfen, schreie ich doch auf.
    Sofort bin ich wieder auf den Beinen und schaue zum Ballon hoch, der meine Schwester und Elias nach oben und weg von mir trägt. Ich muss stark sein, sage ich mir, ich habe früher auch allein überlebt und kann es wieder tun.Trotzdem durchdringt mich ein Gefühl von Einsamkeit.
    Gabry und Elias lehnen sich aus dem Korb und rufen aufgeregt zu mir hinunter, ich winke sie voran. Ich kann nur zuschauen, wie Elias sie nach Süden lenkt, andere Ballons schweben hoch über mir dahin.
    Sie sehen aus wie Löwenzahnsamen im Wind, haben sich aufgemacht, um eine neueWelt zu erschaffen, auf Felder zu fallen, in den Boden zu sinken, um zu wachsen und irgendwann zu erblühen.
    Ich husche übers Dach zu den Büchern meiner Schwester und sammele sie aus dem nassen Schnee. Die Mauern des Gebäudes, auf dem ich stehe, sehen alt aus . A n einigen Stellen bröseln die Ziegel . A us den Straßen höre ich schon das Stöhnen, Pestratten schlurfen da unten und drücken gegen die Wände.
    Hier bin ich nicht lange sicher.
    Weit weg in der Ferne in südlicher Richtung kräuselt sich ein Rauchfähnchen in den Himmel. Catcher. Mir steigen dieTränen in die Augen, als ich an ihn da draußen denke, der erwartet, dass ich zu ihm geflogen komme. Er wird mich suchen, wenn er erfährt, was ich getan habe . A ber darauf kann ich nicht warten.
    Nicht, wenn die R ekruter immer noch über den Fluss wollen. Es wäre dumm von ihnen, nicht umzukehren.Verrückt.
    Nur, da bewegt sich etwas in der Ferne, einige Straßen weiter schleppt sich eine Gestalt über ein Dach. Ich kneife die Augen zusammen, versuche zu erkennen, wer oder was es ist, hoffe, dass es nur Ungeweihte sind, die hinter mir her schlurfen.
    Aber die Gestalt läuft geduckt, schlängelt sich um Hindernisse herum . A ndere folgen, ihre schwarzen Uniformen verschmelzen fast mit dem trüben Morgenlicht. Ich stoße zischend die Luft zwischen den Zähnen aus, während ich beobachte, wie die R ekruter auf die Brücke zum nächsten Gebäude zulaufen und mir immer näher kommen.
    Irgendwie sind sie bis in die Stadt gelangt. Sie haben Zugang zu den Dächern gefunden, und sie sind hinter mir her.
    Ich habe nur ein kleines Messer in meinerTasche, keine richtigeWaffe, das heißt, mir bleibt nichts anderes übrig, als zu rennen. Schreckliche Angst durchströmt mich. Ich lasse die Bücher meiner Schwester fallen und will auf die nächstgelegene Brücke zulaufen, da flattert etwas aus den Seiten.
    Ich will es gar nicht beachten, dasVerlangen zu flüchten ist übermächtig, doch ich erkenne das leuchtend gelbe Banner wieder, die Blockbuchstaben NEW YORK CITY über dem Foto dieser Stadt, wie sie früher gewesen ist.
    Das war das Objekt, das meinemVater Hoffnung gemacht hat, als er sich als Kind imWald verirrt hatte. Meine Schwester hatte es mitgebracht, als sie sich auf die Suche nach mir gemacht hatte. Es ist die letzte Erinnerung an mein Leben im Dorf.
    Ich kann es nicht liegen lassen, bücke mich, um es aufzuheben und in meineTasche zu stecken. Da fällt mir wieder ein, wie ich mit meiner Schwester im Inneren Bereich auf dem Dach gestanden und versucht habe, dieWahrzeichen auf dem Bild auszumachen. Da hatte sie mir von den geheimen Geschichten der Gebäude auf dem Foto erzählt, von unterirdischen Räumen mit Zugängen zu denTunneln.
    Hinter mir sind die R ekruter näher gerückt, durch das Labyrinth kaputter Brücken suchen sie sich einenWeg hierher. Schon kann ich hören, wie sie nach mir rufen.
    Die Straßen sind voll mitToten. Die Brücken werden mich niemals über die Insel bringen, zu viele von ihnen sind durchgeschnitten worden, und immer wäre ich in Sichtweite der R ekruter.Wenn ich überhaupt eine Chance habe will, ihnen zu entkommen, gibt es nur eine Möglichkeit: die U-Bahn.
    Ich muss bis zu denTunneln gelangen.
    Auch nur einen

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