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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Gesichter an seine Schultern. Seine Stimme dröhnt zu uns herüber: »Braucht vielleicht einer von euch heute Abend noch eine Frau?«
    Die Frauen zerren an ihm, und er taumelt über das Dach auf die Kerle zu, die mir denWeg abschneiden. Lachend wirft er den Kopf zurück und setzt seinen Hals dem nackten Mondschein aus. Dann mustert er die Männer anzüglich. »Ich habe mir da wohl ein bisschen zu viel vorgenommen«, sagt er und zwinkert ihnen zu. »Ich bin nur ein Mann – und heute Abend habe ich vielleicht ein bisschen zu viel gefeiert.Wenn ihr wisst, was ich meine.« Wieder lacht er und schwankt, als die Frauen an ihm zerren.
    Die Schlägertypen schauen sich an, ich spüre das Zögern desjenigen, der mich festhält, spüre, wie er die Klinge kaum merkbar von meinen Rippen wegzieht, und genau in diesem Moment trifft mich der Blick des Betrunkenen so scharf und klar, dass es mir vor Überraschung den Atem verschlägt.
    Tonlos bilden seine Lippen einWort: Lauf.
    Ich blinzele – und der Mann ist wieder betrunken. Er lässt seinen Kopf hängen und taumelt voran. »Ihr müsst wissen, ich bin einer, der teilen kann.Teilen, das ist mein Motto. Man muss die Liebe teilen«, lallt er.
    Und während die Schlägertypen verwirrt dastehen, schubst der Betrunkene die Frauen in ihre Richtung. Eine fällt dem dicken Kerl in die Arme, der mich auf den Boden gedrückt hat, und instinktiv fängt er sie auf. Sie schaut zu ihm hoch und reißt den Mund auf. Klar und deutlich dringt ein Stöhnen aus ihrer Kehle, als sie dem Mann ihre Zähne ins Fleisch schlägt.

5
    D er dicke Mann schreit und torkelt davon, die beiden anderen weichen panisch zurück . A ber es ist zu spät. Die ungeweihten Frauen riechen ihr Blut und wollen Beute machen. Eine krallt sich in den Mantel des Mannes, zerrt ihn zu Boden und lässt sich auf ihn fallen.
    Ich stürze mich auf mein Messer und umschlinge den Schaft fest mit den Fingern, da packt mich der Betrunkene am Arm und zieht mich zur Feuerleiter am Rand des Daches, wo er mich die Stufen hinunterstößt. Das Schreien der Männer über mir, das Stöhnen der Frauen und der Betrunkene, der mir sagt, dass ich rennen soll, während meine Füße auf die rostigen Stufen hämmern, sind die einzigen Geräusche, die durch die Nacht hallen.
    Ein Alarm ertönt. Ich höre die R ufe von Menschen, die mit gezücktenWaffen aus den Häusern strömen.
    Sobald ich unten angekommen bin, nimmt der Mann meine freie Hand, zerrt mich aus der Gasse heraus und eine andere Straße entlang. Um uns herum bricht Chaos aus. Der Fremde versteckt sich mit mir in dunklen Ecken, wo bröckelnde Mauern den Mond verdecken.
    Nur einmal fragt er, ob ich noch weiterlaufen kann. Ich nicke, kalte Luft schneidet in meine Lungen, wenn ich nach Atem ringe.
    Er hält meine Hand fest, schiebt mich in den Hintergrund, wenn wir uns Kreuzungen nähern, und vergewissert sich, dass der vor uns liegendeWeg frei ist.Weitere Alarmglocken gehen los, R ufe schwirren durch die Nacht.
    Vor uns biegt eine Gruppe R ekruter um die Ecke, mit starren Schultern und bohrenden Blicken. Sie sind angespannt,Waffen blitzen. Ich versuche meine Hand aus dem Griff des Fremden zu lösen, will unbedingt flüchten.
    Aber der Fremde lockert seinen Griff nicht, was meinen inneren Alarm auslöst . A uf dem Dach hat er mich gerettet, sogar jetzt in den Straßen beschützt er mich, aber trotzdem ist er ein Fremder.
    »Hier entlang«, sagt er und drängt mich eine Gasse entlang. Ich wehre mich und stemme die Fersen in den Boden. Ich weiß nicht, ob ich ihm folgen soll oder ob ich ihm trauen kann, aber die R ekruter kommen näher, und Stöhnen hallt durch die Straßen, weshalb ich mich schließlich füge.
    Es ist eine enge Gasse . A bgesehen vom Mondlicht, das sich in den Scherben zerbrochener Fenster bricht, ist alles pechschwarz. »Eine Sackgasse«, flüstere ich, als wir vor einer Mauer stehen . A ngst pulsiert durch meine Adern.
    »Du hast mich in eine Falle gelockt«, knurre ich und wirbele mit gezücktem Messer zu ihm herum, zum Kampf bereit.
    Vor der Gasse lungern die R ekruter, sie rufen uns. Ich weiche langsam vor dem Fremden zurück und schaue mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. In der Ferne ist noch mehr Stöhnen zu hören. Eine Flamme flackert ein paar Häuser weiter auf, das Licht fällt in die Gasse. Ich sehe, wie der Fremde sich über eine in den Boden eingelassene Metallluke beugt. Er nestelt an der Kette, die um die Griffe gewickelt ist und reißt die Luke schließlich

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