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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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DieWege zu Brücken und Feuerleitern sind versperrt. Ich umklammere mein Messer fester, stemme die Füße auf den Boden und beuge die Knie, um das Gleichgewicht zu halten.
    »Die will kämpfen«, sagt einer der Männer. Ich kann sie nicht alle im Auge behalten, also wirbele ich herum, aber immer steht jemand hinter mir. Dann schlingt einer von ihnen die Arme um mich und drückt mir die Ellenbogen grob an den Körper.
    Es ist wie eine Explosion, ich will überleben, will fliehen – und voller Entsetzen muss ich feststellen, dass mir das vielleicht nicht gelingen wird.
    Ich reiße das Messer mit aller Kraft hoch und ziele auf die Schulter des Mannes. Er duckt sich, aber ich fühle, wie die Klinge seine Haut ritzt. Grunzend lässt er mich los, stößt mich weg, hakt seinen Fuß um mein Bein und bringt mich zum Stolpern.
    Ehe ich das Gleichgewicht wiederfinden kann, ist er schon über mir, holt aus, tritt mir gegen die Hüfte. Schmerz durchzuckt mich, keuchend schnappe ich nach Luft, bei jedem Herzschlag durchbohren mich Stiche. Ich lasse mich auf alle viere fallen, verliere mein Messer, als ich mich mit den Händen abfange. Er packt mich an der Schulter und wirft mich auf den R ücken, so heftig, dass mir die Luft wegbleibt. Ich bäume mich auf, will atmen, aber er drückt mich mit dem Knie auf meiner Brust zu Boden.
    Das war’s, begreife ich. Jetzt geht es zu Ende mit mir. Ganz gleich, ob dieser Mann sich nun entscheidet, mich zu töten oder mich leben zu lassen, ich werde nicht mehr die sein, die ich bin. EineTraurigkeit ergreift mich, ein tiefes Bedauern darüber, dass ich den Blick so lange lieber auf dem Boden gehalten als zum Himmel erhoben habe.
    Aber dann brennt die Galle in meinem Hals, undWut lodert in mir auf. So leicht will ich nicht aufgeben. Wäre das meine Art, dann wäre ich schon vor Jahren gestorben.
    Blut tropft von der Schulter des Mannes. Darauf konzentriere ich mich, beobachte, wie es seinen Ärmel dunkel färbt und über sein Handgelenk rinnt. Ich schlage mit Fäusten auf seine Beine ein, will die empfindliche Stelle zwischen den Muskeln finden und ihn dazu bringen, aufzuhören. Ich versuche zu atmen.Vor meinen Augen tanzen Sterne, helle Lichtblitze zischen durch meinen Kopf.
    »Können wir sie verkaufen?«, fragt einer der Männer. »Ist sie was wert?« Er geht auf uns zu, beugt sich über mich.
    Der mit dem Knie auf meiner Brust nimmt mein Kinn in die Hände und dreht mein Gesicht ins Licht. Ich fletsche die Zähne. »Sie ist ziemlich kämpferisch«, sagt er. »Wir finden bestimmt jemanden, der diesen Narben noch ein paar hinzufügen möchte.«
    Schnell drehe ich den Kopf weg, dabei erwische ich den Daumen des Mannes mit dem Mund und schlage ihm die Zähne so fest ins Fleisch wie ich nur kann. Ich schmecke Blut. Er zuckt zurück, der Druck auf meiner Brust lässt nach, als er seine Hand mit einem R uck befreit.
    Er holt schon aus, als ich mich wegrolle, seine Hand streift meineWange, ehe sie auf das Dach unter uns prallt. Er will sich auf mich stürzen, doch da hören wir beide etwas, das nicht in unsere elende Umgebung passt.
    Gesang. Drei Gestalten stolpern über eine der Brücken in unsere Richtung, ein Mann, der in jedem Arm eine Frau hält. Unter ihrem Gewicht knarrt und schwankt die Brücke. Der Mann grölt ein Lied, unterbrochen von Schluckauf, und die Frauen bewegen ihre Lippen und versuchen undeutlich mitzusingen.
    Ich will um Hilfe schreien, aber da presst mir schon einer meiner Angreifer die Hand aufs Gesicht. Er zieht einen Dolch und hält ihn mir an die Rippen. Ich höre auf, mich zu wehren. Langsam zerrt er mich vom Rand des Daches zurück, in die dunkleren Schatten des Lagerschuppens.
    Die drei kommen schwankend vom Nachbargebäude her über die Brücke zu uns, die Frauen stürzen beinahe. Der Mann muss sie wieder hochziehen und lacht laut über ihre Ungeschicklichkeit. Ich will unbedingt, dass dieser Mann mich sieht. Hoffentlich ist er nicht zu betrunken, um zu begreifen, was sich hier abspielt, und kann mir noch helfen. Hoffentlich ist ihm nicht alles egal.
    Aber sein Blick streift die Männer nur kurz. Dass ich hier wütend und mit unerträglichen Schmerzen stehe, bemerkt er nicht einmal. Die Frauen schauen kaum auf, strähniges Haar bedeckt ihre Gesichter. Der große Mann, der mich auf den Boden gedrückt hat, geht nun auf die Gruppe zu, Blut glitzert auf seinen Fingerspitzen.
    Die betrunkenen Frauen stolpern beide wieder, der Mann drückt sie fest an sich und presst ihre

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