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Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt der tausend Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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und ich schäme mich dafür, denke daran, wie ich mit ihm im Schnee herumgewirbelt bin und dann alles kaputt gemacht habe.
    Ich verstehe nicht, warum ich so wenig weiß über die Liebe und wie sie funktioniert. Wie kann es sein, dass ich so schlecht in der Liebe bin, wo sie doch alles ist, was ich mir je gewünscht habe?
    Verlassen und verlassen werden, etwas anderes kenne ich nicht.
    Frustriert schlage ich auf ein Kissen ein, da klopft es an der Tür. Meine Schwester kommt ins Zimmer. Mit einem flüchtigen Blick erkenne ich, dass sie weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist.
    Wortlos reicht sie mir einen Blechbecher mit dampfendemTee und setzt sich auf den Stuhl am Fenster. Das einzige Licht im Raum sickert aus dem Flur herein, dennoch kann ich sehen, dass ihr weißblondes Haar zum Zopf geflochten ist, um den Kopf herum haben sich feine Strähnchen daraus befreit. Ich widerstehe dem Drang, mein eigenes schmutziges Haar zu berühren, lasse denTee meine Zunge verbrühen und eine heiße Spur zum Magen ziehen. Seit sie wieder da ist, ist dieses Band zwischen uns fester geworden – ich spüre, wenn sie in der Nähe ist und was sie fühlt.
    »Du hast geweint«, sagt sie.
    Als ich sie da sitzen sehe, denke ich an denWald. Ich sehe sie fallen, kann sie aber nicht auffangen.Wenn ich neben ihr gestanden hätte, wenn ich einfach für sie dagewesen wäre, hätte ich sie schützen können. Wir wären ins Dorf zurückgegangen und in Sicherheit und Liebe aufgewachsen.
    »Wie war es, eine Mutter zu haben?«, frage ich. Unsere Mutter ist bei unserer Geburt gestorben, also hätten wir sie sowieso nie gekannt, auch wenn wir zurückgegangen wären. Es hätte immer nur uns beide gegeben und Jacob, unserenVater.
    Kleine Fältchen bilden sich um ihre Augen, als sie mich ansieht, sie presst die Lippen fester zusammen. Ich habe mich oft genug angeschaut, deshalb kenne ich jede Miene meiner Schwester. Sie bedauert mich.
    Achselzuckend wendet sie den Blick ab, anscheinend befürchtet sie, dass nur schärfer hervortreten wird, was mir entgangen ist, wenn sie es mir erzählt.
    »Bitte«, flüstere ich, denn sonst würde meine Stimme brechen.
    Mit dem Finger reibt sie sich die Lippen. Das ist meine eigene nervöse Geste, nur streiche ich normalerweise über die Narben am Kiefer.
    »Sie fehlt mir«, sagt sie schließlich. »Elias hat gesagt, sie wollte mit ihm in die Dunkle Stadt kommen und mich suchen, aber sie wurde in Vista gebraucht. Er sagte, sie habe dort die R evolte angeführt und die R ekruter gestürzt und sie aus der Stadt vertrieben. Sie hat dort die Führung übernommen und sorgt dafür, dass alle in Vista überleben.«
    Sie schaut auf ihre Füße. »Ihr Name ist Mary, und sie hat mich aus demWald gerettet . A ber das hat sie mir nie erzählt. Ich habe immer geglaubt, ich wäre ihreTochter. Ich konnte mich an nichts von früher erinnern, gar nichts . A ls ich es herausgefunden habe …« Sie zuckt mit den Schultern. »Tut mir leid.« Die Stimme meiner Schwester ist kaum hörbar, sie scheint mit ihremTee zu sprechen.
    Ich kneife die Augen zusammen. »Was tut dir denn leid?«, frage ich verwirrt.
    Sie atmet tief durch und umklammert ihren Becher fest. Schließlich schaut sie mich an. »Mir tut leid, dass ich eine Mutter hatte und du nicht. Mir tut leid, dass mein Leben so leicht gewesen ist, als ich herangewachsen bin, und deines nicht.« Ich will sie unterbrechen, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Es tut mir leid, dass ich dich vergessen habe. Es tut mir leid, dass ich nicht mal gewusst habe, dass ich dich suchen sollte. Ich wusste ja nicht mal, dass ich versuchen musste, dich zu retten.« Sie hält inne, ihre Schultern zucken ein wenig. »Es tut mir leid, dass Elias sich in mich verliebt hat und nicht in dich.«
    Bei diesen letztenWorten zucke ich ein wenig zusammen, aber sie ist noch nicht fertig. Sie setzt sich neben mich, stellt meinen Becher ab und nimmt meine Hände.
    »Ich sehe, wie du mich jetzt anschaust, Annah. Ich sehe den Groll in deinen Augen.«
    »Abigail …«
    »Ich heiße Gabry«, sagt sie, ihre Stimme wird härter. »Und du weißt genau, ich kann jeden deiner Gesichtsausdrücke lesen. Wie du.«
    Ich rücke von ihr ab, in die Ecke vom Bett und ziehe die Decken hoch. Sie sieht mir in die Augen, die Hände zu Fäusten geballt. »Ich bin nicht perfekt, Annah. Das war ich nie. Ich bin ein schrecklicher Mensch gewesen, so oft, und …«
    Da muss ich lachen. »Du?«
    »Das ist nicht witzig!«, brüllt sie. Ihr Ausbruch

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