Die Stadt der verkauften Traeume
Vielleicht müssen Sie irgendwo arbeiten, wenn Sie älter sind. Andererseits gibt es so viel Papierkram. Manchmal werden Gefangene einfach vergessen …«
Mark ließ sich auf den Boden sinken. »Das … das können sie nicht tun …«
»Sie hatten sämtliche Unterlagen vorliegen. Alle unterschrieben und besiegelt. Einige sogar von dem Tag, an dem Sie verhaftet wurden, soweit ich mich erinnere.«
Mark presste die Hände an den Kopf und versuchte, die aufkeimende Welle der Panik aufzuhalten. »Der Turm … Ich verkaufe den Turm … Damit kann ich mich zurückkaufen … Sie werden sich für mich darum kümmern …«
»Das könnte ich natürlich tun«, überlegte Snutworth.
»Dann finden wir heraus, wer die Unterlagen gefälscht hat, Sie werden schon sehen, wir werden …«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht, was ich meine. Ich sagte, das könnte ich tun. Damit wollte ich nicht ausgedrückt haben, dass ich es auch tun werde.«
Mark hob den Blick. Snutworth ragte vor ihm auf; die Gitterstäbe zwischen ihnen warfen dicke schwarze Schatten.
»Snutworth …«
»Überleg doch mal, Junge. Du hast keine Familie und keine anderen Bediensteten als mich. Der Staat erhebt keinen Anspruch auf deinen Grundbesitz.« Snutworth lächelte. »Ich habe nicht vor, meinen Turm gegen dich zu tauschen. Dieses Geschäft würde für mich nur Nachteile bringen.«
Mark spürte, wie alle seine Gefühl schwanden. Er war sich vage bewusst, dass er Snutworth anstarrte, dass er versuchte zu sprechen, aber es ging nicht. Snutworth beugte sich näher zu ihm.
»Dazu kommen deine Anteile an den diversen Geschäften, die eigentlich recht zufriedenstellend laufen. Ich hätte es vorgezogen, auf den nächsten Aufschwung zu warten, ein paar
Jahre vielleicht noch, aber« – Snutworth zuckte kaum merklich die Achseln – »letztendlich konnte ich mir den Zeitpunkt nicht heraussuchen. Nur die Vorgehensweise.«
»Warum?«, brachte Mark schließlich mühsam heraus. Seine Stimme fühlte sich an, als käme sie von weither. »Ich habe Ihnen vertraut …«
»Vertraut?« Snutworth machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich bedaure sehr, das sagen zu müssen, aber der gegenwärtige Kurs für Vertrauen ist sehr niedrig, trotz seiner Seltenheit. Dürfte an der geringen Nachfrage liegen. Und wenn Sie bei einem von uns nach einer Quelle für diese Ware suchten, dann muss ich ehrlich sagen, war der Markt gegen Sie.« Snutworth trat zur Seite, warf einen Blick auf Ghast, der in seiner Zelle fröstelte. »Oder hatten Sie vielleicht angenommen, dass unser Verrat an unseren ehemaligen Herren ein Einzelfall gewesen war?«
»Das war etwas anderes«, sagte Mark und kam zitternd auf die Beine. »Damals hatten sie uns ausnutzen wollen …«
»Also haben wir sie ausgenutzt, um mich Ihres groben Vokabulars zu bedienen. Oder haben Sie etwa angenommen, dass Sie einfach glücklich und zufrieden aus Ihrem Leben verschwinden würden?« Snutworth schüttelte amüsiert den Kopf. »Sehr unwahrscheinlich, oder Sir?«
Snutworth richtete seinen Blick auf den Gefangenen, der noch immer seine Zeichen in die Wand kratzte. Mark sah hin.
Und dann erkannte er ihn. Das Fett hatte sich in schlaffe Hautlappen verwandelt, die aufdringlichen Parfüms in Körpergeruch. Nur das Lächeln … Das Lächeln war noch dasselbe.
»Prendergast …«, keuchte Mark.
Der Verrückte sah kaum auf, aber Snutworth nickte.
»Der Name schwand mit seinem Bauch. Recht passend, wie ich finde.« Snutworth drehte sich mit einem triumphierenden Grinsen wieder um. »So, wenn Sie dann von Ihrem hohen Ross heruntergestiegen sind, bleibt mir nur noch mitzuteilen, dass mein Geschäft hier abgeschlossen ist. Ich habe heute noch einen recht arbeitsreichen Tag vor mir. Schließlich müssen noch etliche Vorbereitungen für die Hochzeit getroffen werden.«
Marks hörte zwar, was Snutworth sagte, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis sein Verstand es verarbeitet hatte. Ein eiskalter Schauer fuhr durch seinen gesamten Körper. Er wollte nicht fragen, aber er konnte nicht anders.
»Hochzeit?«, flüsterte er.
Snutworth nickte. »Alles geht an mich, Mr Mark. Ihre Besitztümer, Ihre Stellung … und Ihre Verlobte. Diese Verträge kommen mir gerade recht, und außerdem ist es mehr als passend, dass ein einflussreicher Mann auch eine Ehefrau hat. Ich könnte mir denken, dass Miss Cherubina mit mir wesentlich zufriedener sein wird als mit einem unnützen, dreckigen kleinenjungen.«
Mark stürzte sich auf ihn. Sein Verstand war
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