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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entsetzt. Da geh ich nicht runter!
Da gibt es Viecher, die beißen und kneifen!
Mike drehte sich herum, griff nach dem Kater und klemmte
ihn sich kurzerhand unter den Arm. Astaroth begann ihn in
Gedanken auf unflätigste Art zu beschimpfen, aber Mike
achtete gar nicht darauf, sondern wirbelte abermals herum
und begann hinter Singh in die Tiefe zu klettern, so schnell er
nur konnte.
    Wie sich herausstellte, hatten sowohl Sarn als auch
Astaroth
Recht gehabt: Es gab unter der Höhle ein wahres Labyrinth von
Stollen und Gängen, durch das sie entkommen konnten, und es
wimmelte nur so von unterschiedlich großen, unterschiedlich
hässlichen und unterschiedlich aggressiven Kreaturen, die
darin zu wetteifern schienen, sie ununterbrochen zu stechen
und zu beißen. Sie waren nicht so gefährlich wie
die
Mörderkrabben, denen die Krieger auf der untersten Ebene zum
Opfer gefallen waren, aber sie sorgten doch dafür, dass sie sich
keine Sekunde der Ruhe gönnen konnten.
    Mike fragte sich bald vergeblich, wie Sarn es schaffte, in dem
ungeheuerlichen Durcheinander aus Gängen und Höhlen nicht
die Orientierung zu verlieren. Er selbst hätte schon nach
wenigen Schritten nicht einmal gewusst, aus welcher Richtung
sie gekommen waren, geschweige denn, wohin sie gehen sollten.
Singh schien jedoch auf die gleiche, schon fast magische Weise
seinen Weg zu finden wie Sarn am Tag zuvor.
    Er schätzte, dass sie ungefähr eine Stunde durch das
unterirdische Labyrinth geirrt waren, ehe es vor ihnen endlich
wieder hell wurde: ein blasser, grüner Schein, der kaum heller
war als der der Leuchtalgen, die die Wände in unregelmäßigen
Flecken bedeckten, und kaum etwas mit dem gemein hatte, was
Mike unter dem Wort Tageslicht verstand. Singh jedoch
schien es als solches zu deuten, denn er atmete erleichtert auf
und beschleunigte seine Schritte, gab Mike jedoch
gleichzeitig mit Gesten zu verstehen, dass er zurückbleiben
und auf ihn warten sollte.
    Während Singh sich mit schnellen Schritten dem Felsspalt
näherte, durch den das Tageslicht hereindrang, ließ sich Mike
erschöpft auf einen Stein sinken. Astaroth sprang neben ihn und
begann all die zahlreichen winzigen Wunden und Schrammen
zu lecken, die er im Verlaufe der letzten Stunde davongetragen
hatte;
wesentlich mehr übrigens als Mike und Singh.
Manchmal hatte es gewisse Nachteile, kurze Beine zu haben und
dem Boden und seinen bissigen Bewohnern damit besonders
nahe zu sein.
    Du könntest mich ruhig ein bisschen bedauern, nörgelte
Astaroths telepathische Stimme in seinem Kopf.
Diese Biester haben mich fast aufgefressen! »Geschieht dir
Recht«, antwortete Mike, dessen Mitgefühl sich tatsächlich in
engen Grenzen hielt. »Du hättest uns ruhig ein bisschen früher
warnen können. Dann hätten wir vielleicht Zeit gehabt, auf
einem anderen Weg zu verschwinden.«
Astaroth hörte auf sich zu putzen und funkelte ihn
aus
seinem einzigen Auge wütend an. Witzbold! fauchte er. Es war
schwer genug, euch zu finden. Euer Versteck war ziemlich gut.
»Offensichtlich nicht gut genug«, antwortete Mike.
»Sonst hätten Argos’ Leute uns nicht aufgespürt. Ich verstehe
nicht, wie sie uns aufspüren konnten! Hier unten ist genug Platz,
um eine ganze Armee zu verstecken!«
Ganz einfach, antwortete Astaroth. Ihr habt einen Verräter
unter euch.
»Wie?«, fragte Mike ungläubig.
Es ist die Wahrheit, antwortete Astaroth. Ich habe ein paar der
Krieger belauscht. Von ihnen habe ich überhaupt erst erfahren,
wo ihr seid.
»Wer ist es?«, fragte Mike.
Astaroth versuchte ein menschliches Achselzucken
nachzuahmen. Es war nicht das erste Mal, dass er das versuchte,
und das Ergebnis fiel auch diesmal so lächerlich aus wie zuvor. Woher soll ich das wissen?
»Was soll das heißen: Woher soll ich das wissen?«, wiederholte
Mike. »Ich denke, du kannst Gedanken lesen?«
Hmm, machte Astaroth.
»Hmm?« Mikes Geduld war endgültig erschöpft. Wütend griff
er nach dem Kater, packte ihn mit beiden Händen und schüttelte
ihn wild. »Jetzt hör endlich auf den Geheimnisvollen zu spielen
und erzähl mir gefälligst, was hier vorgeht!«
Es wäre Astaroth ein Leichtes gewesen, sich aus
Mikes
Griff zu befreien. Aber er tat es nicht, sondern beschränkte sich
nur darauf, sich mit den Hinterläufen abzustemmen, damit seine
Zähne nicht aufeinander schlugen.
Ich spiele nicht den Geheimnisvollen, protestierte er. Ich habe
meine eigenen Probleme. Verdammt, es war schwer genug, dich
zu finden! Was

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