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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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glaubst du wohl, warum ich erst nach drei
Monaten aufgetaucht bin!
Mike ließ den Kater überrascht los. »Wie ... meinst du das?«
Astaroth antwortete nicht gleich, sondern brachte
sich
hastig aus Mikes Reichweite und beäugte ihn
misstrauisch.
    Früher warst du nicht so grob zu mir! beschwerte er sich.
»Früher waren auch nicht alle meine Freunde verschwunden
und die NAUTILUS in den Händen eines verrückten Tyrannen«,
antwortete Mike
– allerdings in nicht annähernd so zornigem
Ton, wie er eigentlich vorgehabt hatte. Ganz im Gegenteil
meldete sich sein schlechtes Gewissen. Astaroth hatte Recht: Er
war nie zuvor handgreiflich gegenüber dem Kater geworden. Die Wahrheit ist, dass ich keine Gedanken mehr lesen kann,
sagte Astaroth plötzlich.
»Wie?«, fragte Mike erschrocken.
Irgendetwas hier in Lemura nimmt mir meine Fähigkeiten,
bestätigte Astaroth zerknirscht. Es ist wie damals auf der Insel.
Ich kann die Gedanken der Leute hier ebenso wenig lesen, wie ich
die Argos’ lesen konnte. Selbst bei dir habe ich Mühe. Ich kann
dich nur verstehen, wenn ich nahe genug bin.
»Deshalb weißt du auch nicht, wo die anderen sind«, sagte
Mike leise.
Ja. Ich habe versucht, Serena zu finden, aber es ist mir nicht
gelungen. Danach habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht.
Es war verdammt schwer. Du hast es ja selbst gesagt: Die Leute
hier haben ein Wesen wie mich noch nie zuvor gesehen. Ich
musste sehr vorsichtig sein.
»Du hast wirklich keine Ahnung, wo Serena ist?«,
fragte
Mike.
Wenn ich die hätte, wäre ich nicht hier, sondern bei ihr,
antwortete Astaroth patzig. Aber ich nehme an, dass Argos sie
irgendwo in seinem Palast gefangen hält.
»Du hast dich nicht davon überzeugt?«

Ich komme nicht hinein, gestand Astaroth kleinlaut. Frag
mich bloß nicht, wieso. Jedes Mal, wenn ich versuche, mich ihm
auch nur zu nähern ... kann ich es einfach nicht.
    Singh kam zurück. »Die Luft ist rein«, sagte er. »Aber es gibt
schlechte Neuigkeiten. Offenbar sind nicht alle entkommen. Ich
habe eine Gruppe Krieger gesehen, die Gefangene in Richtung
Palast gebracht haben.«
»War Sarn bei ihnen?«, fragte Mike erschrocken.
    Singh hob die Schultern. »Das konnte ich nicht erkennen. Ich
verstehe einfach nicht, wie sie uns aufspüren konnten. Sarns
Leute benutzen dieses Versteck seit einem Jahr!«
    »Es gibt einen Verräter unter ihnen«, sagte Mike.
»Astaroth hat es mir erzählt.«
Singh blickte den Kater erschrocken an. »Bist du sicher?
Konntest du seinen Namen heraus ...« Plötzlich stockte er und
machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir können später
darüber nachdenken. Lass uns jetzt gehen. Der Weg bis zum
Kristallwald ist ziemlich weit.«
    Zumindest in dieser Hinsicht hatte Singh übertrieben. Es lag in
der Natur Lemuras, dass nichts hier wirklich weit war, und sie
hatten sich, während sie durch das unterirdische Labyrinth
wanderten, bereits wieder ein gutes Stück von der Stadt
entfernt. Sie brauchten jedoch weit mehr als zwei Stunden, um
zu ihrem Ziel zu gelangen, denn die Zeit war gegen sie: Nach
der Zeitrechnung Lemuras musste ungefähr Mittag sein, was
bedeutete, dass sie die meiste Zeit in Gebüsche gekauert oder
hinter Felsen geduckt dahockten, um nicht entdeckt zu werden.
Als sie den Kristallwald endlich erreichten, war der mit Sarn
verabredete Zeitpunkt längst vorbei. Weder von Sarn noch von
irgendeinem der anderen, die sie unten in den Höhlen getroffen
hatten, war auch nur eine Spur zu sehen.
    »Ob sie alle erwischt haben?«, fragte Mike niedergeschlagen.
»Ich hoffe nicht«, antwortete Singh. Dann schüttelte er den
Kopf und sagte lauter und in überzeugterem Ton: »Ich glaube
es nicht. Bei den Kriegern, die ich gesehen habe, waren nur einige
wenige Gefangene. Die meisten sind bestimmt entkommen. So
leicht lässt sich ein Mann wie Sarn nicht einfangen. Wartet
hier. Ich sehe mich ein wenig in der Umgebung um. Und gebt
Acht, dass euch niemand sieht.«
Mike nickte. Astaroth und er zogen sich in den Schutz eines
Gebüsches zurück, während Singh mit schnellen Schritten
verschwand, um nach Sarn oder einem der anderen
Entkommenen zu suchen.
Mike sah sich mit klopfendem Herzen um. Nach Sarns Worten
hatte er sich unter diesem Wald etwas gänzlich anderes
vorgestellt. Er wusste nicht, was – ganz gewiss keinen Wald, der
wirklich aus Kristallen bestand – aber irgendetwas Besonderes
eben. Das kleine Waldstück, in dem sie sich befanden, sah jedoch
ganz normal aus.
»Warum man es wohl

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