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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Hand, als Singh auffahren wollte. »Nur
keine Angst. Ich kenne einen Weg, auf dem wir zumindest
ungesehen hineinkommen.«
»Wie beruhigend«, sagte Singh höhnisch. »Und über
das
Hinaus machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist, wie?«
»Ganz genau«, bestätigte Sarn. »Und jetzt sucht euch irgendwo
ein Versteck. Ich muss für eine oder zwei Stunden fort. Das
Beste wird sein, wenn ihr ein wenig zu schlafen versucht.«
Und damit verschwand er mit schnellen Schritten im
Unterholz, noch bevor Singh oder Mike Gelegenheit
fanden,
auch nur eine weitere Frage zu stellen.
Es erwies sich als nicht besonders schwer, in dem
dichten
Unterholz einen Platz zu finden, von dem aus sie ihre
Umgebung im Auge behalten konnten, ohne selbst sofort
gesehen zu werden. Die Lichtung war klein; trotzdem setzte
sich Singh so weit von ihm entfernt hin, wie es nur ging, und
wich auch seinem Blick aus und Mike bekam ein weiteres Mal
Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie sehr sich Singh doch
verändert hatte. Und er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob
sich diese Veränderung wohl jemals wieder rückgängig machen
lassen würde.
Neben ihm raschelte etwas. Mike fuhr erschrocken
zusammen, doch zu seiner Erleichterung war es. weder eine
Raubkrabbe noch irgendein anderes lemurisches Ungeheuer aus
dem Unterholz, sondern eine pechschwarze, einäugige Katze.
»Astaroth!«, rief er überrascht. »Wo kommst du denn her?!«
Der Kater funkelte ihn aus seinem einzigen Auge an.
Na du machst mir Spaß! nörgelte er. Erst lasst ihr zwei Tölpel
mich mutterseelenallein im Nichts zurück und dann meckerst du
auch noch! Wenn du glaubst, dass ich das komisch finde, dann
irrst du dich!
»Wie?«, fragte Mike.
    Tu nicht noch so unschuldig, maulte Astaroth. Dein Humor
war auch schon mal komischer.
Mike starrte den schwarzen Kater total verdattert an. Im
allerersten Moment hatte er geglaubt, dass Astaroth ihn auf den
Arm nehmen wollte, aber die Entrüstung des Katers wirkte echt.
Trotzdem sagte er: »Moment mal! Du bist einfach weggelaufen,
als wir im Kristallwald waren!«
Weggelaufen? Ich?! Astaroth fauchte ärgerlich. Da hört sich
doch alles auf. Ihr zwei seid einfach verschwunden und ich habe
bis jetzt gebraucht, um euch wieder zu finden! Und jetzt machst
du dich auch noch über mich lustig?!
Mike sagte jetzt nichts mehr. Offenbar hatte Astaroth
den
Zwischenfall im Kristallwald einfach vergessen. Singh war wohl
nicht der Einzige hier, der sich sonderbar benahm. Und
schließlich hatte Astaroth ihm ja schon zuvor gesagt, dass seine
telepathischen Kräfte hier unten in Lemura nicht besonders gut
funktionierten.
Die nächste Überraschung stand ihm auch unmittelbar bevor.
Mike ließ sich zurück gegen einen Baumstamm sinken und
kaum hatte er es getan, da sprang Astaroth auf seinen Schoß,
rollte sich zusammen und begann wie ein junges Kätzchen zu
schnurren; ein Benehmen, das er normalerweise als Lichtjahre
unter seiner Würde betrachtet hätte. Und er reagierte auch
nicht, als Mike ihn mehrmals lautlos in Gedanken ansprach.
Die Zeit, bis Sarn zurückkam, schien kein Ende zu nehmen.
Singh starrte weiter finster ins Leere und auch Astaroths
Konversation beschränkte sich auf ein anhaltendes Schnurren.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Mike konnte nicht sagen, was,
aber das Gefühl wurde immer deutlicher.
Schließlich aber kehrte ihr neuer Verbündeter doch zurück
und er kam nicht allein. In seiner Begleitung befanden sich
fast ein Dutzend Männer. Einige Gesichter kamen Mike
bekannt vor; offensichtlich gehörten sie zu den Männern, die
er in der Höhle unterhalb der Hauptstadt getroffen hatte.
»Habt ihr euch ein wenig ausgeruht?«, fragte Sarn, ohne sich
mit einer Begrüßung aufzuhalten.
»Ja«, log Mike. Mit einer Geste auf Sarns Begleiter fügte er
hinzu: »Es freut mich, dass Argos’ Krieger nicht alle deine
Leute geschnappt haben.«
»Die meisten leider schon«, antwortete Sarn düster.
»Wir
haben zwei geheime Treffpunkte ausgemacht für den Fall, dass
so etwas wie vergangene Nacht geschieht. Das hier sind alle
Männer, die an einem der beiden waren.« Er seufzte tief. »Ich
fürchte, die meisten sind in Gefangenschaft geraten. Niemand
weiß, was Argos und die anderen ihnen antun werden.«
»Wir werden sie befreien«, versprach Mike. »Sobald wir
Chris, Ben und Juan herausgeholt haben, befreien wir auch deine
Leute.«
Sarns Blick machte sehr deutlich, was er von diesem
Versprechen hielt, aber er sagte nichts, sondern zuckte

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