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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unvorstellbare Wasserdruck, der in dieser Tiefe
herrschte, hätte den Riss binnen Sekunden erweitern und die
Kuppel zerbersten lassen müssen. Doch das genaue Gegenteil
geschah: Vor Mikes ungläubig aufgerissenen Augen begann sich
der Riss zu schließen und der Wasserstrom versiegte!
»Aber ... aber wie ist denn das möglich!«, stammelte Mike. Sein
Herz jagte und er zitterte am ganzen Leib. Auch wenn es ihm
nicht bewusst gewesen war, so hatte er doch in den letzten
Sekunden innerlich praktisch mit dem Leben abgeschlossen.
»Die Kuppel repariert sich selbst«, sagte Singh leise.
»Ich
sagte dir doch: Die Technik der alten Atlanter war der unseren
grenzenlos überlegen. Wäre es anders, hätte die Kuppelstadt
kaum zehntausend Jahre lang existiert.«
»Soll das heißen, dass das schon öfter passiert ist?«, fragte
Mike.
»Dreimal, allein seit ich hier bin«, antwortete Singh.
»Das stimmt«, fügte Sarn leise hinzu. »Und es wird jedes Mal
schlimmer.«
»Das ist es, was ich meine«, sagte Singh. Er zögerte eine
Sekunde weiterzusprechen, und als er es schließlich tat, klang
seine Stimme hörbar härter und er sah demonstrativ an Sarn
vorbei. »Lemura ist zum Untergang verurteilt und keine Macht
der Welt kann daran noch etwas ändern. Auch du nicht.«
»Vielleicht stimmt es«, murmelte Sarn nach einer
Weile.
Seufzend ließ er sich neben Mike auf einen Felsen sinken und
starrte ins Leere. »Wir wussten immer, dass Lemura eines
Tages untergehen wird. Aber natürlich haben wir gedacht, dass
es irgendwann einmal geschehen würde. In der nächsten
Generation oder der übernächsten ... nur nicht jetzt.«
Er seufzte erneut, legte den Kopf in den Nacken und sah zu
der Stelle im Kuppeldach empor, an der das Wasser
eingebrochen war. Der Sprühregen aus Salzwasser hatte wieder
aufgehört, aber Mike glaubte plötzlich so deutlich wie nie zuvor
das Gewicht der Millionen und Abermillionen Tonnen Wasser
zu spüren, das darauf lastete.
»Es sieht so aus, als hätten wir uns geirrt«, murmelte Sarn.
Die Worte machten Mike wütend, auch wenn er im
ersten
Moment selbst nicht genau wusste, warum. »Wenn du wirklich
so denkst, dann frage ich mich, warum du das alles überhaupt
getan hast!«, sagte er scharf. »Warum bist du nicht einfach der
Krieger der Palastwache geblieben, der du warst, und hast auf
den Tag gewartet, an dem euch der Himmel auf den Kopf fällt?«
Sarn blinzelte. Mikes Zornesausbruch irritierte ihn
sichtlich.
Aber er sagte nichts.
Nach einer Weile erhoben sie sich schweigend und gingen.
    Für mehr als eine Stunde bewegten sie sich in die
Richtung
zurück, aus der Mike und Sarn vor zwei Tagen gekommen waren,
und Mike begann sich schon zu fragen, ob der Krieger ihn
vielleicht wieder geradewegs in die Korallenbrüche
zurückbringen würde, in denen alles begonnen hatte. Dann aber
wich Sarn in nahezu rechtem Winkel von seinem Kurs ab und
nach kurzer Zeit standen sie vor einer gewaltigen, lotrecht
in
die Höhe strebenden Felswand, die sich nahezu am Rande der
Kuppelstadt befinden musste.
    »Was ist das hier?«, fragte Mike.
»Die Eisengruben.« Es war Singh, der antwortete,
nicht
Sarn. Er klang ein bisschen verwirrt, aber auch besorgt. Mit
einer Handbewegung auf den Boden fuhr er fort: »Sie schürfen
dort unten nach Eisenerz und anderen Metallen. Es ist ziemlich
gefährlich dort unten.« Er wandte sich an Sarn. »Warum hast du
uns hierher gebracht?«
»Weil eure Freunde hier sind«, antwortete Sarn. »Ben und
Juan ... das waren doch ihre Namen, oder?«
Singh nickte verblüfft. »Ja. Aber woher weißt du ... ?«
»Ich war Mitglied der Palastwache, schon vergessen?«,
antwortete Sarn achselzuckend. »Es gibt nicht
viele
Geheimnisse in Argos’ Palast. Ich wusste die ganze Zeit über,
wo sie waren.«
»Und warum hast du dann mich befreit statt der anderen?«,
wollte Mike wissen.
»Weil es einfacher war«, sagte Singh an Sarns Stelle. »In den
Eisengruben arbeiten nur Sklaven oder verurteilte
Schwerverbrecher. Sie werden streng bewacht. Es ist beinahe
unmöglich hineinzukommen.«
»Und noch schwerer wieder hinaus«, fügte Sarn grimmig
hinzu. »Aber wir werden es schaffen.«
»Was?«, fragte Singh.
»Eure Freunde zu befreien«, antwortete Sarn. »Aus
diesem
Grund sind wir doch hergekommen, oder?«
»Natürlich«, sagte Singh. »Aber dort hinunterzugehen
ist
Wahnsinn. Es wimmelt von Kriegern und bewaffneten Posten!«
»Ein kleines Risiko müssen wir schon eingehen«, sagte Sarn
spöttisch. Er hob

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