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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seiner
telepathischen Fähigkeiten eingebüßt hatte, seit sie in Lemura
waren.
Gerade das war es aber auch, was ihn am meisten beunruhigte.
Wenn Astaroth die Gefahr, die hier unten lauerte, trotz seiner
fast erloschenen Kräfte noch spürte, dann musste sie gewaltig
sein.
Er sagte nichts mehr zu Astaroth, sondern wandte
sich
stattdessen an Singh. »Wieso liegen diese Minen so tief unter der
Erde?«, fragte er. »Und wieso bewachen sie sie so streng?«
»Weil es keine wirklichen Minen sind«, antwortete
Singh.
»Nicht in dem Sinn, in dem wir das Wort verstehen. Es ist kein
Bergwerk, in dem sie das Erz von den Wänden brechen.« Er
deutete mit dem Zeigefinger der linken Hand auf den Boden.
»Unter uns befindet sich eine Art unterirdischer Fluss. Das Erz
liegt in großen Stücken auf seinem Grund. Man muss tauchen,
um es herauszuholen. Sehr anstrengend und sehr gefährlich.«
»Aber warum bergen sie es nicht auf die ganz normale Art?«,
fragte Mike.
»Weil das hier die ganz normale Art ist«, antwortete Singh.
»Es gibt hier kein erzhaltiges Gestein, wie wir es kennen. Das
ist einer der Gründe, aus denen die Atlanter die Strafkolonie
genau hier errichtet haben. Sie wollten verhindern, dass die
Bewohner Lemuras Metalle herstellen.«
»Damit sie nicht von hier entkommen können«, sagte Mike
ernst.
»Vermutlich.« Singh machte ein düsteres Gesicht.
»Sie
wollten eben sichergehen, dass ihre Gefangenen für alle Zeiten
hier unten festsitzen.«
»Und das werdet ihr auch, wenn ihr noch ein bisschen lauter
redet«, erklang Sarns Stimme hinter ihnen. Mike sah auf und
blickte in das finstere Gesicht des Kriegers, verbiss sich aber
jede Antwort und auch Singh beließ es bei einem kalten
Lächeln.
»Eure Freunde sind hier«, fuhr Sarn nach sekundenlangem
Schweigen fort. Er sprach sehr leise und in einem gehetzten, fast
angsterfüllten Flüsterton. »Aber sie werden streng bewacht.
Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Na dann viel Spaß«, sagte Singh hämisch. »Hier unten
wimmelt es von Kriegern. Ich dachte, du hättest einen Plan.«
»Das hatte ich auch!«, verteidigte sich Sarn. »Aber sie scheinen
die Wachen verdoppelt zu haben.«
»Und das wundert dich?« Singh deutete mit einer
Kopfbewegung auf Mike. »Nachdem du ihn auf so spektakuläre
Weise befreit hast, rechnen Argos und seine Begleiter natürlich
damit, dass ihr auch seine Freunde herausholen wollt. Sie
wären ja dumm, es nicht zu tun.« Er lachte böse.
»Wahrscheinlich laufen wir geradewegs in eine Falle!«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Hört auf, euch zu streiten«, mischte sich Mike ein. Er
warf
sowohl Sarn als auch dem Inder einen ärgerlichen Blick zu,
dann sah er sich suchend nach Astaroth um und entdeckte den
Kater nur wenige Meter hinter sich. Er hockte auf einem
Felsen, leckte sich die Vorderpfoten und schien von dem
ganzen Streit nichts mitbekommen zu haben. Laut, damit die
anderen seine Worte hörten, sagte er: »Astaroth. Bitte geh und
sieh nach, ob die Luft rein ist.«
Ist sie nicht, nörgelte Astaroth. Dazu müssten wir fünftausend
Meter weiter nach oben. Aber ich gehe ja schon. Ich bin das
gewohnt, weißt du? Ihr hackt zwar ständig und mit wachsender
Begeisterung auf mir herum, tut so, als wäre ich gar nicht da,
und füttert mich mit Abfällen, aber wenn es wirklich brenzlig
wird, dann bin ich wieder dafür gut, die Kastanien aus dem
Feuer zu holen.
»Was hat er gesagt?«, fragte Sarn.
»Ja«, übersetzte Mike.
Astaroth blinzelte, stand dann beleidigt auf und ging.
Sie
verfielen wieder in brütendes Schweigen. Niemand sprach.
Die meisten Männer starrten einfach nur dumpf vor sich hin,
bloß Sarn und Singh funkelten einander böse an. Die
Feindschaft zwischen den beiden Männern wurde immer
deutlicher. Mike verstand das nicht mehr.
Nach einer Ewigkeit, wie es schien, kam Astaroth zurück. Singh hat Recht, sagte er. Es ist eine Falle. Sie erwarten uns.
»Was soll das heißen?«, fragte Mike erschrocken.
Kommt mit, antwortete der Kater. Dann zeige ich es euch.
Und seid bloß leise!
Mike übersetzte in aller Hast, was Astaroth gesagt
hatte,
dann erhoben sie sich von ihren Plätzen und folgten dem
Kater. Der Weg war tatsächlich nicht mehr sehr weit. Sie
schlichen durch einen kaum anderthalb Meter hohen, mit Schutt
und Geröll übersäten Gang, der sich nach kaum fünfzig
Schritten zu einer riesigen Höhle erweiterte. In dem dämmrigen
grünen Licht erkannte Mike eine Anzahl unterschiedlich großer,
runder

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