Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nur die
Achseln und deutete auf die Felswand hinter sich. »Wir sollten
keine Zeit mehr verlieren.«
»Der Eingang zur Mine liegt in der anderen Richtung«, gab
Singh zu bedenken.
»Das stimmt«, sagte Sarn. »Aber wir nehmen nicht
den
offiziellen Eingang. Dort lungern mir zu viele
meiner
ehemaligen Kollegen herum, weißt du?«
Das erschien Mike einleuchtend. Sarn war zwar nicht
allein
gekommen, aber der Zugang zu den Erzgruben wurde ganz
bestimmt gut bewacht und sie waren nicht hier, um Krieg zu
führen. Singh schien aus irgendeinem Grund jedoch gar nicht
begeistert von Sarns Vorschlag zu sein. Zu Mikes Erleichterung
widersprach er jedoch nicht, sondern machte nur ein
mürrisches Gesicht und schloss sich ihnen an. Das
heißt:
Eigentlich hätte es heißen müssen, er wurde angeschlossen. Sarns Männer nahmen den muskulösen
Sikh-Krieger in einer
Bewegung in die Mitte, die wie zufällig wirkte, es aber ganz
bestimmt nicht war. Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte
Mike. Dafür, dass Singh noch vor einem Tag der Anführer des
Widerstandes gewesen war, behandelten sie ihn mit einer
erstaunlichen Feindseligkeit.
Sie bewegten sich ein paar hundert Meter parallel zur
Felswand entlang, dann blieb Sarn plötzlich stehen und deutete
auf den Stein. Mike sah sehr aufmerksam in die angegebene
Richtung, konnte aber nicht einmal den winzigsten Riss
entdecken. Als Sarn jedoch auf die Felswand zutrat, schienen
sich die Schatten irgendwie zu verschieben und mit einem
Male standen sie in einer niedrigen, aber sehr weitläufigen
Höhle, die vom Licht der Mike bereits wohlbekannten
Leuchtalgen in schummeriges Grün getaucht wurde.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Mike erstaunt.
»Das
grenzt ja an Zauberei!«
»Nur ein kleiner optischer Trick«, antwortete Sarn. »Aber
sprich jetzt nicht mehr. Diese Gänge sollten eigentlich sicher
sein, aber die Akustik hier unten ist manchmal seltsam. Wir
dürfen nichts riskieren.«
Mike nickte. Mit klopfendem Herzen sah er sich um. Die
Höhle wurde weiter hinten noch niedriger und die
Wände
rückten näher zusammen, bis die gesamte Höhle schließlich zu
einem schmalen Tunnel zu werden schien, der sich in düsterer
Entfernung verlor. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, in
diesen Tunnel hineinzugehen.
Aber wenn er Ben und die anderen retten wollte, hatte er keine
andere Wahl.
    Das ungute Gefühl wurde nicht besser, als sie in die
Tiefe
stiegen. Der Weg war sehr schwierig. Sie trafen zwar auf keine
weiteren Monster und auch von Argos’ Soldaten zeigte sich
nicht die geringste Spur, aber mehr als einmal mussten sie
halsbrecherische Kletterpartien bewältigen und manchmal
wurde der Gang so niedrig, dass sie auf Händen und Knien
kriechen mussten. Die Luft wurde immer schlechter.
    Mike hatte keine Ahnung, wie tief sie sich mittlerweile unter
dem gewachsenen Boden Lemuras befanden, aber es musste sehr
tief sein. Der Weg hatte ununterbrochen nach unten geführt und
er glaubte das ungeheure Gewicht der Felsmassen, unter denen
sie sich bewegten, fast körperlich zu fühlen. Gerade, als er fast so
weit war, einfach nicht mehr weiterzukönnen, gab Sarn das
Zeichen zum Anhalten.
»Wartet hier«, flüsterte er. »Ich gehe voraus und schaue
mich um. Wir sind dem Bergwerk jetzt ganz nahe, also keinen
Laut!«
    Noch bevor Mike irgendetwas sagen konnte, wandte er sich
um und verschwand mit schnellen Schritten in der grünen
Dämmerung. Mike sah ihm mit klopfendem Herzen nach. Er
brannte noch immer darauf, Ben, Chris und Juan zu befreien,
aber seine Angst wuchs auch in jedem Augenblick. Jeder
Quadratzentimeter Boden hier unten machte ihm Angst. Und er
wusste nicht einmal, warum.
    Weil du es auch spürst, flüsterte eine Stimme in seinen
Gedanken. Irgendetwas ist hier. Und es ist nicht sehr gut.
Mike schrak zusammen. Astaroth hatte sie in das unterirdische Labyrinth begleitet, aber der Kater hatte sich auf
seinen weichen Pfoten so lautlos bewegt, dass er seine
Anwesenheit einfach vergessen hatte. Er sah den Kater auch
jetzt noch nicht, aber er glaubte zu spüren, wie er sich hinter
ihm bewegte.
Wie meinst du das? fragte er nervös.
Keine Ahnung, antwortete Astaroth. Aber irgendetwas ist hier.
Ich weiß nicht, was, aber es ist lebendig. Und sehr zornig.
Mike sparte es sich, eine weitere Frage zu stellen. Er wusste,
wie sinnlos es war, von dem Kater etwas erfahren zu wollen,
über das dieser nicht sprechen wollte. Und darüber hinaus hatte
er nicht vergessen, dass Astaroth den größten Teil

Weitere Kostenlose Bücher