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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Überlebenden in den Sümpfen hier draußen ja derselben Meinung.
    Elliott packt meine Hände und zieht sie herunter. Ich verstehe ja, dass ihn mein Verhalten ärgert. Trotzdem will ich nicht, dass er mich anfasst. Ich schäume vor Wut und Frust so sehr, dass ich ihn nicht einmal ansehen kann. Er widert mich an. Er hat mich an diesen grauenhaften Ort gebracht und weigert sich, mir zu sagen, warum. Zweimal hat er von mir verlangt, mein Leben für ihn zu riskieren. Zweimal habe ich mich in Vaters Labor geschlichen. Und nach wie vor habe ich keine Ahnung, wozu ich es überhaupt getan habe.
    »Du tust nur so, als würdest du diese Revolte anzetteln.« Ich spreche ganz leise, damit die anderen Passagiere mich nicht hören können, trotzdem lege ich meine ganze Wut und Frustration in meine Stimme. »Du behauptest, dass du alles verändern willst, aber in Wahrheit kannst du gar nichts verändern.«
    Ich wende mich ab, als er mich ohne Vorwarnung packt und hochhebt. Er schwingt mich über die niedrige Reling, sodass meine Beine über der Wasseroberfläche baumeln. Ich bin so geschockt, dass mein Körper erschlafft.
    »Sieh nicht nach unten«, zischt er. »Im Wasser wimmelt es von Krokodilen. Wusstest du, dass sie ihre Opfer unter die Wasseroberfläche ziehen und unter einem Fels oder einem Baumstumpf festklemmen, um sie als Snack für später aufzuheben? Die fressen nicht nur Tote, Araby. Ein Stück hinter der Biegung gibt es eine Stelle, wo früher ein Käfig hing. Die Leute haben ihn benutzt, um den Tieren lebende Opfer zu bringen. Als eine Art Huldigung. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Die Leute haben ein Mädchen in diesen Käfig gesperrt und sie einfach sterben lassen. Und genau das hat mein Onkel mit uns und mit unserer Stadt getan.«
    Elliott muss den Verstand verloren haben. Ich spüre seine Brust an meinem Rücken, das heftige Hämmern seines Herzens. Sein Atem kommt stoßweise. Wenn ich mich wehre, lässt er mich vielleicht fallen. Ich sehe mich nach etwas um, woran ich mich festhalten kann, aber da ist nichts. Außer ihm.
    Die Mehrzahl der anderen Passagiere befindet sich am Bug des Schiffs und scharwenzelt um den Prinzen herum. Wir scheinen ganz allein zu sein. Das Wasser reflektiert das grelle Licht des Spätvormittags, sodass ich kaum etwas sehen kann.
    Ich halte die Luft an, will schreien, doch kein Laut dringt aus meiner Kehle.
    »Ich habe es nicht rechtzeitig geschafft. Es war entsetzlich. Wir haben die Tribüne eingerissen und die Ketten ins Wasser geworfen. Aber es hat nichts genützt. Zwei Tage später hatten sie eine neue Tribüne errichtet und wieder ein Mädchen geopfert.«
    Elliotts Arme sind sehr kräftig. Er zieht mich ein Stück höher, trotzdem baumeln meine Beine immer noch über der Reling.
    »Wieso tust du dann genau dasselbe mit mir?«
    Ich spüre, wie er zusammenzuckt.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst mir nicht trauen.« Seine Stimme klingt rau. Einen Moment lang bin ich sicher, dass er mich gleich fallen lassen wird. »Aber du fängst an, es trotzdem zu tun, hab ich recht? Heute Nacht. Und heute Morgen. Ich habe es in deinen Augen gesehen.« Seine Stirn berührt mein Haar. Einen qualvollen Moment lang bleibt er reglos stehen, während ich spüre, wie einer meiner Schuhe vom Fuß zu rutschen beginnt.
    »Und ich bin drauf und dran, mich in dich zu verlieben«, flüstert er. »Aber ich würde dich loslassen und zusehen, wie die Krokodile dich zerfetzen, wenn ich der Meinung wäre, dass ich meinem Ziel dadurch näher komme. Du – darfst – niemandem – vertrauen. Und schon gar nicht mir!«
    Er hebt mich über die Reling. Ich spüre die Schiffsplanken unter meinen Füßen, trotzdem traue ich mich immer noch nicht, mich zu bewegen. Er streicht mit dem Daumen über meine Wange.
    »Was ist nur los mit dir?«, stoße ich hervor.
    »Ich weiß es nicht.« Seine Aufrichtigkeit ist fast noch beängstigender als alles andere.
    Ich sehe, wie er nach Atem ringt, als er mir die Maske abnimmt und mich forschend ansieht. Seine eigene Maske hat er ebenfalls abgenommen. Ich habe keine Ahnung, wann er das getan hat.
    Und dann küsst er mich.
    Der Schreck sitzt mir noch so sehr in den Gliedern, dass ich am ganzen Leib zittere. Ich erlaube ihm, mich zu küssen, doch dann befreie ich mich aus seinem Griff.
    Ich lege meine ganze Wut in meine Faust und schlage zu. Mit aller Kraft. Sie landet direkt unter seinem Auge.
    Es ist Jahre her, seit ich mich das letzte Mal geprügelt habe, aber ich hatte

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