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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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kann. Der Teppich fühlt sich seltsam weich an. Bestimmt klebt eine grünliche, mit giftigen Keimen verseuchte Pilzschicht an meinen Fingern. Ich ziehe die Kiste mit der Maske aus dem Beutel und schiebe sie in die hinterste Ecke der Nische. Das Holz ist dunkel. Vielleicht übersehen sie sie ja, falls sie mich finden.
    Ich kralle meine Finger in den Stoff meines Rocks und kämpfe gegen das heftige Zittern an.
    Immer noch dringt das schwere Poltern der Schritte im Erdgeschoss herauf.
    Was werden sie mit mir anstellen, wenn sie mich finden?
    Stimmen ertönen im Treppenhaus. Ich halte den Atem an, aus Angst, selbst das leiseste Geräusch könnte mich verraten.
    »Oben ist keiner.«
    »Vielleicht versteckt sie sich ja. Hast du sie dir genau angesehen? Hatte sie eine Handtasche dabei?«, höre ich eine brüchige Jungenstimme.
    Ich erschaudere. Sie haben keine Ahnung, was für einen kostbaren Schatz ich bei mir habe. Hoffentlich haben sie den Kurier laufen lassen.
    Ich versuche, mich zu konzentrieren, aber es fühlt sich an, als hätte mein Organismus Elliotts Drogen oder das Gift des Prinzen immer noch nicht vollständig abgebaut. Oder das Gegenmittel. Eine Woge der Übelkeit überkommt mich. Ich konzentriere mich darauf, möglichst geräuschlos zu atmen. Mich jetzt zu übergeben wäre so ziemlich das Schlimmste, was mir passieren könnte.
    Ich wünschte, ich wäre stehen geblieben, denn ich habe keine Ahnung, wie ich geräuschlos wieder auf die Beine kommen soll.
    Inzwischen ist es fast Abend. Es wird bald dunkel werden, und selbst wenn es mir gelingen sollte, den jungen Männern zu entwischen, bin ich in der Unterstadt keineswegs sicher. Ich muss Wills Wohnung erreichen, bevor er zum Debauchery Club aufbricht.
    Eine Stimme lässt mich aufhorchen. »Vielleicht ist sie ja aufs Dach geklettert.«
    Der Junge ist so dicht neben mir, dass ich seine Atemzüge hören kann. Ich halte die Luft an. Mir ist übel vor Angst, und die Tränen strömen mir ungehindert übers Gesicht.
    Ein winziger Lichtstrahl dringt herein, als sie eine Tür öffnen und aufs Dach hinaustreten.
    Ich springe auf. Der leere Lederbeutel schlägt gegen meine Knie. Wenn ich jetzt sofort loslaufe, schaffe ich es vielleicht, die Treppe hinunter und nach draußen zu gelangen. Die Tür ist noch nicht einmal eine Sekunde zu. Ich taumle aus der Nische und lasse die Holzkiste zurück.
    So schnell ich nur kann, laufe ich die Treppe hinunter. Ich höre jemanden hinter mir. Etwas trifft mich an der Schulter. Der Knüppel fällt polternd zu Boden, sodass ich darüberstolpere. Doch dank all der Drogen in meinem Körper empfinde ich kaum Schmerzen. Der Junge packt mich am Arm, aber ich gerate ins Straucheln, und es gelingt ihm nicht, mich festzuhalten. Ich stürze die Treppe hinunter, rapple mich jedoch sofort wieder auf und laufe weiter, während ich über meine Schuhe mit den hohen Absätzen fluche.
    Der Junge hinter mir ruft nach seinen Freunden, doch sie sind auf dem Dach.
    Ich stürze hinaus auf die Straße. Wenn die Hausnummern stimmen, kann Wills Haus höchstens zwei Blocks entfernt sein.
    Ich sehe zwei weitere Jungen auf die Straße laufen. Sie sehen sich kurz um, ziehen sich jedoch gleich wieder zurück. Ich will lieber nicht wissen, was ihnen solche Angst eingejagt hat.
    Ich schlinge meinen dünnen Mantel enger um mich und laufe los, das Tagebuch meines Vaters fest an meine Brust gepresst. Wenig später sehe ich den Eingang von Wills Haus. Ich richte meine gesamte Aufmerksamkeit auf die Haustür. Sie bedeutet Sicherheit.
    In diesem Augenblick knickt mein Fuß um, und ich stürze mit dem Gesicht voran auf den kalten Asphalt.

S IEBZEHN
    D er Schmerz schießt von meinem Knöchel bis zum Knie hinauf. So viel zur betäubenden Wirkung der Drogen in meinem Organismus.
    Der Bürgersteig ist eisig kalt. Ich bin nicht warm genug angezogen, und auch ohne hinzusehen, registriere ich, wie sich etwas aus den Schatten zwischen den Häusern löst. Gestalten in schwarzen Umhängen.
    Ich rapple mich hoch, renne die drei Treppen zu Wills Haus hinauf und schlage die Tür hinter mir zu.
    Wills Haus sieht im Grunde genauso aus wie das Gebäude, in dem ich mich gerade versteckt habe, bis auf die Fenster, die intakt und einigermaßen sauber sind. Seine Wohnung befindet sich in der obersten Etage, also humple ich die knarrenden Stufen hinauf. Vor der Wohnungstür bleibe ich einen Moment lang stehen – ich bin nicht daran gewöhnt, nicht wenigstens einen Kurier oder einen Portier zu

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