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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Elise und Henry heute im Park empfunden habe.
    »Nach seinem Tod war es unglaublich schwer, plötzlich ich zu sagen. Als Kinder gab es immer nur wir . Wir wollen Kekse haben, wir haben Angst vor der Dunkelheit, sogar schreckliche Angst. Finn und ich hatten nachts immer Angst. Eine von Vaters ersten Erfindungen war ein kleines Licht für unser Zimmer. Diese ständige Angst hat Finn ziemlich zugesetzt.«
    Es gibt unendlich viele Geschichten über Finn, Geschichten von Heldenmut und unendlicher Süße. Doch in der Geschichte, die mir in den Sinn kommt, geht es um etwas anderes.
    »Es war beängstigend in diesem Keller. Überall gab es dunkle Ecken und Stellen, wo sich die Ziegelsteine abgesenkt hatten, sodass irgendwelche Tiere hereinkriechen konnten, Eidechsen oder Spinnen. Und es gab nie genug Licht.
    Als wir zwölf waren, wollte er auf Teufel komm raus nicht zugeben, dass er sich vor irgendetwas fürchtet. Und ich durfte auch vor nichts Angst haben, weil sich meine Furcht sonst auf ihn übertragen hätte. Ich lag nächtelang wach und warf mich im Bett hin und her, aus Angst, irgendein ekliges Vieh könnte aus einer Ritze gekrochen kommen und mich mit seinen Tentakeln oder seinen haarigen Spinnenbeinen berühren. An Schlaf war nicht zu denken.
    Eines Abends, als ich gerade neben der Laterne saß und ein Buch las, ließ Finn eine riesige weiße Spinne in meinen Schoß fallen. Na ja, in Wahrheit war sie wahrscheinlich gar nicht so riesig. Vielleicht so groß wie eine Münze.« Ich erschaudere bei der Erinnerung. »Ich hatte keine Ahnung, was er von mir erwartete – dass ich sie tötete? Vielleicht dachte er auch, dass mir klar wird, wie irrational meine Angst ist, und dass man eine Spinne ohne Weiteres zerquetschen kann. Stattdessen fiel ich vom Stuhl und schlug mir den Kopf auf.
    Ich fing an zu bluten. Er holte einen Lappen und drückte ihn drauf, um die Blutung zu stoppen, und ich wusste, dass es ihm schrecklich leidtat. Noch Monate danach saß er jeden Abend an meinem Bett, bis ich eingeschlafen war. Manchmal saß er sogar noch morgens da, wenn es hell wurde.«
    Ich hole tief Luft und will fortfahren, als ich merke, dass es nichts weiter zu sagen gibt. Statt einer rührenden Geschichte über meinen liebenswerten Bruder habe ich ihn wie einen Unmenschen beschrieben. Aber Will lacht nur.
    »So was machen Brüder nun mal mit ihren Schwestern. Mag sein, dass meine Bindung zu Henry und Elise ein bisschen anders ist als deine zu Finn, aber wenn ich sterben sollte, fände ich die Vorstellung schrecklich, dass einer von ihnen nur wegen mir sein Leben nicht richtig genießt.«
    Er nimmt mir die Maske ab.
    »Und deinem Bruder würde es ganz bestimmt nichts ausmachen, dass ich dich küsse, bevor ich einschlafe.«
    Er küsst mich. Ganz zärtlich. Auf die Wange. Wie tragisch, dass ich keine Maske trage und er mich nur auf die Wange küsst.
    Er gibt mir meine Maske zurück. Als ich sie wieder aufgesetzt habe, ist er bereits eingeschlafen.
    Lange Zeit sitze ich neben Will, bis ich nebenan ein Poltern höre. Als ich aufstehe, um nachzusehen, empfangen mich Elise und Henry und drücken mir strahlend ihre Bilder in die Hand.
    Wir verputzen die letzten Zimtbrötchen. Die Vorratsschränke sind voller Lebensmittel. Ich lächle. Ich konnte den drei also offenbar helfen.
    Elise fragt, ob ich Lust habe, ein Holzpuzzle mit ihnen zu legen. Eigentlich sind Puzzles nicht meine Stärke, aber ich freue mich so über Henrys strahlendes Gesicht, wann immer er ein Teilchen an die richtige Stelle legt.
    »Ich habe ein Spiel zu Hause. Es heißt Schach«, sage ich zu Elise. »Du wärst bestimmt gut darin. Ich bringe es mit, wenn ich das nächste Mal herkomme.« Seit Finns Tod liegt das Schachbrett unbenutzt im Schrank.
    »Das bedeutet, dass du wieder weggehst«, folgert sie.
    Ich nicke.
    »Aber wenn du sagst, du bringst das Spiel mit, heißt das, dass du wiederkommst!« Sie umarmt mich so heftig, dass ich das Gleichgewicht verliere.
    Als ich Elise helfe, das Abendessen vorzubereiten, geschieht das Undenkbare – Henry beginnt zu niesen und zu husten. Augenblicklich steht Will in der Küche, legt Henry die Hand auf die Stirn und fragt ihn, wie er sich fühlt. Ich weiche zurück. Nicht, weil ich fürchte, Henry könnte mich angesteckt haben, sondern weil mir allein bei der Vorstellung von Krankheiten graut.
    »Er hat Fieber«, stellt Will fest und steckt Henry auf der Stelle ins Bett. »So etwas kommt bei Kindern nun mal vor.« Doch ich sehe, dass er

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