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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Fassade. Jedes einzelne Wort, das sie sagt, hat einen erbitterten Unterton. Sie hat violetten Lidschatten aufgetragen, als könne sie damit ihre Verletzungen kaschieren.
    Will, der zu spüren scheint, dass ich mich von ihm lösen will, lässt die Hände sinken. Ohne die Wärme seiner Umarmung scheint die Temperatur merklich zu sinken.
    »Was ist mit deinem Kleid passiert?«, fragt Elliott und beäugt meine Beine, die nackt unter dem Mantel hervorlugen. Sein Blick bleibt an den Schürfwunden an meinen Knien hängen. »Bist du verletzt?«, fragt er. Mir fällt auf, dass er nicht mehr ganz so überheblich klingt wie zuvor. Vielleicht hat Will ja recht, und ich bedeute ihm tatsächlich etwas.
    »Eine neue Krankheit ist ausgebrochen. Die Leute sterben einer nach dem anderen. Sehr viele.« Aprils Stimme klingt ernst.
    »Eine neue Krankheit?«, fragt Will ungläubig, wenn auch mit einem Anflug von Angst in der Stimme. Eine Seuche hat uns schon unsere Kindheit geraubt. Wir alle fürchten uns vor einer neuen Seuche, deren Gefahren wir noch nicht kennen.
    »Nicht noch eine Seuche?« Die Worte fühlen sich fremd an auf meiner Zunge. Das kann nicht sein.
    April berührt ihre Maske mit ihrer behandschuhten Hand. Wenn sie Handschuhe trägt, muss sie wirklich Angst haben. »Der Tod tritt sehr schnell ein. Wer erkrankt, fällt einfach um und blutet aus den Augenhöhlen. Sie nennen sie den Roten Tod.« Sie hat Angst und genießt gleichzeitig ihren Auftritt wie ein Kind, das eine Gruselgeschichte erzählt.
    Aber ich werde ihr nicht glauben. Ich kann es einfach nicht.
    »Das ist keine Übertreibung. Ich muss dringend mit deinem Vater reden«, sagt Elliott.
    Das Entsetzen legt sich wie eine eisige Faust um mein Herz. Reglos starre ich ihn an, seine ernste Miene.
    Nur die Kinder begreifen nicht, worum es geht. Elise tritt neben April. »Darf ich mal Ihr Kleid anfassen?«, fragt sie.
    April lächelt sie an. »Du bist sehr hübsch«, sagt sie. »Genauso wie dein Bruder.« Sie meint Will, nicht den kleinen Henry.
    Will drückt meine Hand, doch in diesem Moment tritt Elliott zwischen uns.
    »Mein Onkel hat deine Mutter entführt. Er sagt, er hätte sie zu sich geholt, wo sie in Sicherheit ist.« Er hält inne, um mir Zeit zu geben zu begreifen und sieht mir dabei nicht ins Gesicht.
    »Und Vater?«
    »Er ist den Wachen entkommen.«
    Vater ist also auf der Flucht und Mutter ganz allein in Prosperos Gewalt. Elliott will mit Vater reden. Deshalb braucht er mich als Köder.
    »Ich weiß, dass die Lage kompliziert ist, aber ich habe versucht, die beste Lösung für alle zu finden. Du wirst wie geplant mit mir zu der Expedition aufbrechen. Das Schiff legt heute Abend ab, und wenn wir zurückkehren … wird alles anders sein.«
    In seiner Stimme schwingt eine Autorität mit, die vor zwei Tagen noch nicht da war. Was ist passiert, seit ich bei Will bin?
    Elliott wendet sich Will zu. »Meine Quellen haben mir verraten, dass es heute Abend ziemlich schlimm werden wird. In der Oberstadt herrscht jetzt schon das reinste Chaos. Du solltest mit deiner Familie im Haus bleiben.«
    »Hat dir jemand eins aufs Auge gegeben?«, fragt Henry aufgeregt.
    »Ja«, antwortet Elliott tonlos. »Ein sehr schlechter Mensch hat mich geschlagen.«
    Die Soldaten werden unruhig. Wir müssen los.
    Elise vergräbt das Gesicht in den Fetzen meines Rocks. »Ich will aber, dass du bei uns bleibst«, flüstert sie.
    Ich beuge mich zu ihr hinunter, um ihr zu versprechen, dass wir uns bald wiedersehen, aber April zieht mich weg.
    »Danke, dass du auf sie aufgepasst hast«, sagt Elliott zu Will. Es klingt, als wären seine Worte aufrichtig gemeint, aber ich traue ihm nicht über den Weg.
    »Ich werde immer gut auf sie aufpassen«, gibt Will zurück und hebt die Brauen.
    Die beiden starren einander über meinen Kopf hinweg an. Ich sehe vom einen zum anderen, während ich mir das Hirn zermartere, was ich sagen könnte. Irgendetwas, egal was. April verdreht nur die Augen.
    Mit einem Mal wirken die Gebäude um den Park herum bedrohlicher als zuvor. Die Fenster ohne Scheiben, die Tür, die in den Angeln hängt. Die fehlende Sonne …
    »Wie willst du auf deine kleinen Geschwister aufpassen, wenn du versuchst, Araby zu beschützen?«, fragt Elliott. »Pass auf, dass du dich nicht übernimmst. Je mehr Leute, auf die du aufpassen musst, umso schwieriger wird es, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Komm …«
    In diesem Augenblick kommen zwei Männer in schwarzen Umhängen auf uns zu. Einer von

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