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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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April sich ein. »Bis der Prinz es verboten hat, weil er zu viele auf dem Gewissen hatte.«
    »Das habe ich ganz anders in Erinnerung«, wirft Elliott sanft ein.
    Eine der Wachen runzelt die Stirn. Elliott schüttelt den Kopf, worauf der Mann rot wird und den Blick abwendet.
    Es beginnt zu nieseln. Ich ziehe Wills Mantel enger um mich. Hoffentlich friert er nicht ohne ihn. Ein lächerliches Glücksgefühl durchströmt mich beim Gedanken daran, dass ich wenigstens irgendetwas von ihm bei mir habe.
    Wir stehen vor einer Kreuzung. Es ist die Gabelung, an der ich erst vor Kurzem die Männer in den dunklen Umhängen gesehen habe. Diesmal steht uns kein Leichenkarren im Weg. Und es gibt auch keine Mutter, die sich von ihrem Säugling trennen muss. April ignoriert den kalten Wind, während Elliott sich nach Kräften bemüht, mich vor ihm zu schützen.
    Die Leinenplane des Hauses der jungen Frau ist fortgerissen worden, sodass ich erkennen kann, unter welchen Umständen seine Bewohner hausen müssen.
    Erst jetzt fällt mir auf, dass wir nicht auf dem Weg nach Hause, sondern zum Debauchery Club sind. Die Vorstellung, allein die leere Wohnung betreten zu müssen, ist zwar grauenhaft, aber Will hat mich gewarnt, mich vom Club fernzuhalten. Eigentlich sollte ich sie auch warnen. Aber aus irgendeinem Grund tue ich es nicht.
    Einen Häuserblock vom Club entfernt beugt Elliott sich zu April hinüber. »Hier trennen sich unsere Wege. Du nimmst die Wachen mit wie besprochen.«
    Ich sehe April an, dass sie am liebsten Nein sagen würde, doch in seiner Stimme liegt ein flehender Unterton, der für ihn fast einem innigen Betteln nahekommt.
    Wir steigen aus der Kutsche, und April wirft uns einen letzten langen Blick zu, ehe sie durch den Hintereingang des Clubs verschwindet. Am Ende der engen Gasse steht Elliotts Dampfkutsche.
    »Ihr geht mit meiner Schwester«, sagt er zu einer der Wachen. »Sie braucht euch. Wir treffen uns in ein paar Stunden wieder.«
    Die Wachen, die mit uns in der Kutsche gesessen haben, nicken und wenden sich ab, doch in diesem Augenblick sehe ich zwei weitere Wachmänner aus dem Debauchery Club kommen. Einen von ihnen erkenne ich wieder – es ist der Mann, der Vater bewacht hat.
    »Dem Prinzen stets in Loyalität verbunden«, murmelt Elliott.
    »Sir, Sie können nicht …«, sagt der Wachmann.
    Doch Elliott hat sich bereits abgewandt, hebt mich in seine Kutsche und stößt einen Fluch aus, weil der Motor erkaltet ist. Als er ihn zu starten versucht, gibt er ein seltsames Knirschen von sich.
    Inzwischen haben sich drei Wachen auf dem Bürgersteig eingefunden.
    »Sir, Sie sollten mit uns kommen«, sagt einer von ihnen. Noch mehr Männer tauchen auf. Zwei von ihnen haben ihre Musketen von der Schulter genommen.
    »Elliott, die werden uns erschießen!«
    »Nein, werden sie nicht.« Seine blauen Augen funkeln über dem Maskenrand. Offenbar genießt er diesen Auftritt sogar noch.
    Er drischt mit der Faust auf die Seitenwand der Kutsche ein, worauf der Motor mit einem lauten Röhren zum Leben erwacht.
    Elliotts Soldaten scheinen mit den Männern des Prinzen zu diskutieren. Er lächelt. Einer der Wachmänner, der in Aprils Dampfkutsche mit uns hergekommen ist, verpasst dem Mann, der uns aufhalten wollte, einen Schlag. In diesem Moment sind wir auch schon um die Ecke gebogen und außer Sichtweite.
    »Was hat dein Onkel mit meiner Mutter vor?«, frage ich ihn.
    »Das hängt von deinem Vater ab. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie töten wird.«
    »Du kannst es dir nicht vorstellen«, wiederhole ich tonlos. »Sie muss am Leben bleiben, Elliott. Ich muss mich ungefähr eine Million Mal bei ihr entschuldigen.«
    »Manchmal glaube ich, dass all unsere Eltern eine Entschuldigung verdient hätten.« Elliott rückt seine Schutzbrille zurecht. »Als mein Vater ermordet wurde, bin ich hinter dem Vorhang geblieben. Wäre ich herausgekommen, hätte er vielleicht dadurch etwas Zeit gewonnen und sich wehren können. Wäre er am Leben geblieben, wäre meine Mutter heute kein paranoides Wrack und April vielleicht weniger selbstzerstörerisch veranlagt. Aber ich kann meiner Mutter noch nicht mal sagen, dass es mir leidtut, dass ich so ein Feigling war, denn würde ich auch nur ein Wort sagen, wäre das Hochverrat. Meine Mutter hat so panische Angst vor dem Prinzen, dass sie mich vielleicht sogar verraten würde. Wäre das nicht der reinste Witz? Wenn meine eigene Mutter mich ausliefern würde? Weil ich versucht habe, mich bei

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