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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Glasfläschchen und Messbecher herumstehen. Eigentlich würde ich gern herausfinden, was sich in den Behältnissen befindet. Mit dem Zeug, das Elliott zusammenbraut, könnte ich all das für eine Weile vergessen. Ich bin nicht sicher, was schlimmer ist – meine Verachtung für mich und meine Sehnsucht nach Besinnungslosigkeit oder das Verlangen selbst.
    Ich trete ans Fenster und sehe ein paar junge Leute ohne Masken, die in einem Innenhof zusammensitzen. Ich berühre meine Maske, die sich kühl anfühlt wie immer während der Wintermonate. Wie herrlich es wäre, sie ablegen zu dürfen, selbst wenn es nur für einen Tag wäre. Aber dazu wird es niemals kommen.
    Elliott sammelt irgendwelche Unterlagen auf seinem Schreibtisch und einem zweiten Tisch zusammen, zerknüllt sie und wirft sie in eine große Metallschale, deren Boden bereits geschwärzt ist. Offenbar sind dies nicht die ersten Dokumente, die er verbrennt. Ich frage mich, ob er die Entwürfe der Masken wirklich kopiert hat. Aber eigentlich spielt es jetzt sowieso keine Rolle mehr.
    Der Rauch brennt in meinen Augen. Hier, in dieser Wohnung, fühle ich mich deutlich wohler als in seinen Räumen im Debauchery Club, doch der Rauchgestank erinnert mich an vorhin, und ich spüre, wie mich leise Übelkeit überkommt.
    »Ich gehe zum Forschungstrakt hinüber«, sage ich. »Du kannst mich ja durchs Fenster im Auge behalten, wenn du willst.«
    Er geht auf und ab und murmelt leise vor sich hin.
    »Sei vorsichtig«, sagt er und sieht kurz auf. »Aber du kennst dich hier ja ziemlich gut aus, oder?«
    Ich bin ziemlich sicher, dass ich noch nie mit ihm über den Campus gesprochen habe, und verlasse das Apartment, ohne seine Frage beantwortet zu haben.
    Kühler Wind schlägt mir entgegen.
    Der Forschungstrakt war stets Vaters Lieblingsort. Finn und ich haben an dem Bach gespielt, der zwischen dem Trakt, in dem Vater seine Versuche gemacht hat, und dem Labor fließt. Als ich den Bach gefunden habe, setze ich mich ans Ufer und überlege, wie ich Elliott dazu bringen soll, mir mehr über seinen geplanten Aufstand zu verraten. Er muss mehr vorhaben, als er bisher preisgegeben hat.
    In diesem Moment legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich fahre zusammen.
    »Ich muss dir ein paar Fragen stellen«, sage ich und registriere erstaunt, wie sehr ich mich über Elliotts Anwesenheit freue.
    Doch es ist gar nicht Elliott, der hinter mir steht.

Z WANZIG
    I ch muss dir auch ein paar Fragen stellen«, sagt Vater. »Und ich muss dich warnen. Der Prinz hat deine Mutter entführt.«
    »Geht es ihr gut?«, frage ich mit erstickter Stimme.
    Er setzt sich neben mich und legt seine Hand auf meine. Er trägt einen schweren Mantel, ist frisch rasiert und hat sich offenbar die Haare schneiden lassen, was ihn seltsamerweise jünger und erschöpfter zugleich wirken lässt.
    »Wie konntest du mir das vorenthalten?«, flüstere ich.
    »Dass sie seine Gefangene war?«
    Es ist grauenvoll, dass Finn in dem Glauben sterben musste, dass Mutter uns im Stich gelassen hat.
    »Das war ihr Geheimnis, Araby.«
    Ich entziehe ihm meine Hand.
    »Ihrer Meinung nach war es das Risiko wert, sich deinem Zorn auszusetzen, wenn sie euch dadurch beschützen konnte. Es gibt kein Richtig und kein Falsch . Hattest du das Gefühl, das Richtige zu tun, als du die Pläne aus meinem Labor gestohlen hast?« Als er seine Hand wieder über meine legt, ist es, als hätte er sie nie weggenommen. »Nichts auf der Welt ist einfach, ich weiß.« Die Traurigkeit in seiner Stimme ist unsagbar groß.
    »Es tut mir leid.« Meine Entschuldigung erscheint mir unangemessen und in gewisser Weise auch unnötig. Ich mache mir Sorgen um ihn. »Wie willst du es anstellen, dass der Prinz dich nicht findet?«
    »Es ist besser, wenn du es nicht weißt, aber ich werde mich Prinz Prospero auf keinen Fall kampflos ergeben.«
    Nicht kampflos? Mein Vater ist der friedfertigste Mensch, den ich kenne.
    »Elliott will, dass ich ihn auf der Expedition begleite.« Der Wind lässt die toten Köpfe der Löwenzahnblüten erzittern, deren Samen die Kinder im Sommer so gern in alle Winde pusten. Es ist noch gar nicht lange her, als Vater restlos begeistert von den Möglichkeiten war, die das Dampfschiff im Hafen uns bieten könnte.
    »Ich habe nichts mehr, was ich im Gegenzug anbieten könnte. Vielleicht ist der Neffe des Prinzen ja der Einzige, der dich jetzt noch beschützen kann. Halt dich nur vom Prinzen selbst und diesen religiösen Fanatikern fern. Geh fort.

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