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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Armen ausgeben. Der Reverend und seine Leute mögen ein Problem für uns sein, aber er hat keine Armee hinter sich. Am Ende werden wir auch seine Gefolgschaft auf unsere Seite bringen. Wir werden ihnen zeigen, wie sich die Lebensbedingungen hier in der Stadt verbessern lassen.« Er lächelt. »Wir werden mit dem Wiederaufbau beginnen. Und ich brauche dich an meiner Seite«, fährt er fort. »Anfangs wollte ich dich bei mir haben, weil du die Tochter des Wissenschaftlers bist und er ein Held war. Aber jetzt … brauche ich dich, weil du an mich glaubst.«
    »Ich werde dir helfen«, sage ich. »So gut ich kann.« Der Kronleuchter dreht sich über unseren Köpfen. Winzige Lichtpunkte tanzen auf dem Boden. Verblüfft registriere ich, was für ein gut aussehender Mann Elliott ist. Edelmütig. Und gefährlich.
    »Danke.« Er reicht mir Wills Mantel. Dankbar ziehe ich ihn über, während die Überreste meines Kleids auf den Boden fallen.
    Die Soldaten auf dem Balkon applaudieren. Elliott öffnet die Doppeltüren des Ballsaals und führt mich hinaus. Der Club liegt wie gewohnt in tiefen Schatten.
    »Hallo, Mädchen mit den lila Haaren«, begrüßt der alte Mann mich schnaufend und löst sich aus den Schatten des Korridors.
    »Hallo.« Mit Elliott an meiner Seite fühle ich mich gleich viel sicherer. Elliott nimmt den alten Mann erst zur Kenntnis, als er direkt vor uns steht.
    »Wir wollen in den Palast umziehen«, sagt er. »Sagen Sie das Ihrem Onkel. Dieser Ort ist nicht länger …« – er hält inne und leckt sich die Lippen. Seine Zunge sieht aus wie die einer Eidechse. Offen gesagt, erinnert mich sein ganzes Gesicht an ein Reptil – »… ausreichend.«
    »Glauben Sie etwa, er hört auf mich?«, gibt Elliott zurück.
    Der Mann lächelt grimmig. »Hätte er Sie wegen Ihres Verrats töten wollen, hätte er es längst getan.«
    »Wir sollten die Zuneigung des Prinzen lieber nicht daran messen, wen er bisher noch verschont hat«, erwidert Elliott.
    Der alte Mann lacht glucksend.
    »Es könnte sein, dass sich mein Onkel in der Stadt aufhält, wenn das Dampfschiff ablegt«, fährt er fort. »Sollte dem so sein, werde ich es ihm gern ausrichten.« Er bedeutet dem Mann zu gehen und nimmt meinen Arm.
    Wir gehen die Treppe hinauf, doch als ich mich umdrehe, sehe ich, dass der alte Mann uns finster nachstarrt.
    Ich folge Elliott den dunklen Korridor entlang zu seinen Privaträumen. Will hat mir erzählt, dass sie durchsucht wurden, aber vermutlich hat das Personal inzwischen wieder alles aufgeräumt. Er geht voran ins Schlafzimmer. Das Bett ist gemacht, und April hat mehrere Kleider darauf ausgebreitet.
    Elliott bleibt im Türrahmen stehen.
    »Was ist mit deinem Onkel?«, frage ich und bleibe ebenfalls stehen. »Was wird er tun, wenn du anfängst, die Stadt wieder aufzubauen? Und wie willst du ihm Einhalt gebieten?«
    Er seufzt. »Ich habe mir überlegt, das Schloss zu erobern. Er hat massenhaft Gold und Lebensmittel dort gelagert. Dinge, die wir brauchen. Aber angesichts der neuen Krankheit, dem Roten Tod, halte ich es für klüger, so wenig Blutvergießen wie möglich anzurichten. Wir nehmen ihm seine Soldaten weg, was dazu führt, dass er seine Macht verliert. Wir holen uns zurück, was er den Menschen gestohlen hat.«
    Ich mustere Elliotts Gesicht. Sein Plan klingt nachvollziehbar, aber trotzdem: Ich bin seinem Onkel begegnet und fürchte mich vor dem, wozu er fähig ist.
    »Und meine Mutter?«
    »Wir werden sie retten. Ich habe Leute im Palast. Ich sorge dafür, dass sie zu dir zurückkommt.«
    Sein Tonfall klingt immer noch ernst, doch er sieht mir nicht mehr in die Augen.
    »Wir wollten ihn töten«, flüstert er. »Heute Abend wollten wir ihn töten. Aber der Rote Tod hat alles verändert. Er wird erst wieder einen Fuß in die Stadt setzen, wenn es hier sicher ist, aber für ihn wird es niemals sicher sein.« Er schweigt und holt tief Luft.
    Ich sehe ihn an und warte darauf, dass er weiterspricht.
    Er räuspert sich und fährt mit normaler Stimme fort: »Ich muss mich mit einigen meiner Männer treffen. Wir sehen uns in zwei Stunden«, sagt er.
    »Versprochen?« Es mag kindisch sein, aber ich brauche seine Zusicherung.
    »Ja.« Er zögert. Für einen Moment bin ich sicher, dass er mich küssen wird, doch stattdessen dreht er eine Drachenstatue auf einem dekorativen Beistelltisch ein paarmal hin und her.
    »Elliott? Wirst du mich weiter unterrichten, wenn wir an Bord sind? Im Fechten?«
    »Ja.« Seine Stimme ist sanft.

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