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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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einziehen müssen. Wenn Sie erst Bescheid wissen, ist auch Ihr Leben nichts mehr wert.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Sie seufzte und senkte den Blick. Aikam fragte auf Illit: »Alles okay?« Sie zuckte mit den Schultern, vielleicht.
 
    »Wie hat sie Orciny entdeckt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wo ist es?«
    »Weiß ich nicht und will es nicht wissen. Sie hat von Zugangspunkten gesprochen, von Pforten. Mehr hat sie mir nicht gesagt, und ich habe nicht gefragt.«
    »Warum hat sie außer dir keinen ins Vertrauen gezogen?« Yolanda wusste offenbar nichts von Jaris.
    »Sie war nicht verrückt. Sie haben doch gehört, wie es Dr. Bowden ergangen ist. Man hängt nicht an die große Glocke, dass man das Geheimnis von Orciny lüften will. Wegen Orciny und nur wegen Orciny ist sie hergekommen, aber natürlich hat sie das für sich behalten. So wollen sie es haben. Die Orcinier. Ihnen kommt es sehr entgegen, wenn niemand an sie glaubt, dann können sie im Geheimen ihre Spielchen spielen.
    »Mahalias Doktorarbeit ...«
    »War ihr egal. Sie hat nur so viel getan, wie sie tun musste, um Professor Nancy zufriedenzustellen. Sie interessierte sich nur für Orciny. Wussten Sie, dass die mit ihr Kontakt aufgenommen haben?« Sie schaute mich eindringlich an. »Im Ernst. Sie war ... Auf ihrer allerersten Konferenz, vor Jahren, in Besźel, redete sie zu viel. Jede Menge Politiker und andere wichtige Leute waren da, auch Wissenschaftler, und sie verursachte einen ziemlichen ...«
    »Sie hat sich Feinde gemacht. Ich habe davon gehört.«
    »Ach, wir alle wussten, dass die Nats sie im Visier hatten, Nats beider Seiten. Aber das war nicht wichtig. Orciny wurde auf sie aufmerksam. Sie sind überall.«
    Nach allem, was man hörte, hatte sie sich mit ihrem Auftritt regelrecht ins Scheinwerferlicht gestellt. Shura Katrinya hatte Mahalia wahrgenommen: Ich erinnerte mich an ihren Gesichtsausdruck, als ich den Vorfall vor dem Kontrollausschuss zur Sprache brachte. Und Mikhel Buric, der ebenfalls, und noch einige andere. Vielleicht war sie auch Syedr aufgefallen. Wer weiß, wessen Interesse sie außerdem noch erregt hatte. »Nachdem sie angefangen hatte, über das Thema zu schreiben, nachdem sie Zwischen so gut wie auswendig konnte und Thesen aufstellte und recherchierte und alles mit ihren Anmerkungen vollkritzelte« - sie illustrierte ihre Worte mit der entsprechenden Handbewegung -, »bekam sie einen Brief.«
    »Den hat sie dir gezeigt?«
    Yolanda nickte. »Aber ich konnte damit nichts anfangen. Er war in der Urschrift abgefasst. Präkursor, alte Schrift, aus der Zeit vor Besź und Illit.«
    »Was stand drin?«
    »Sie hat es mir vorgelesen. Etwas in der Art von: Wir beobachten dich. Du weißt Bescheid. Möchtest du mehr erfahren? Dieser Brief blieb nicht der einzige.
    »Die hat sie dir auch gezeigt?«
    »Nicht sofort.«
    »Was haben die ihr geschrieben? Warum haben sie ihr geschrieben?«
    »Weil sie ihnen auf die Schliche gekommen ist. Sie konnten erkennen, dass Mahalia zu ihnen gehören wollte. Darum haben die sie rekrutiert. Sie stellten ihr Aufgaben, die sie erledigen musste, wie ein - ein Initiationsritus. Informationen beschaffen, Gegenstände abliefern.« Unglaublich, was Yolanda erzählte, ich konnte es nicht fassen. Ihr Blick forderte mich heraus, alles mit einer spöttischen Bemerkung abzutun, ins Lächerliche zu ziehen. Ich schwieg. »Sie nannten ihr Adressen, wo sie Briefe und anderes hinterlegen sollte. In Dissensi. Botschaften hin und her. Sie schrieb zurück. Sie erzählten ihr, was nicht in Büchern stand. Über Orciny. Einiges hat sie mir weitererzählt, Einzelheiten aus der Geschichte Orcinys und so weiter, und es ist ... Orciny, das sind Stellen, die niemand sehen kann, weil jeder denkt, sie sind in der anderen Stadt. Besź glauben, das ist hier, Qomani glauben, es ist Besźel. Die Bewohner von Orciny, sie sind nicht wie wir. Sie können Dinge tun, die sind ...«
    »Hat Mahalia sich mit ihnen getroffen?«
    Yolanda stand schräg neben dem Fenster, außerhalb der durch den weißen Anstrich gedämpften Lichtbahn, und schaute hinaus, nach unten in den Hof. Sie wandte den Kopf, um mich anzusehen. Antwortete nicht. Ihre Erregung war Mutlosigkeit gewichen. Aikam trat einen Schritt näher an sie heran. Seine Augen gingen zwischen uns hin und her wie bei einem Tennismatch. Zu guter Letzt hob Yolanda die Schultern und ließ sie müde wieder fallen.
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie wird doch versucht haben, persönlich mit ihnen Kontakt

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