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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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aufzunehmen.«
    »Versucht hat sie es. Ob es geklappt hat, weiß ich eben nicht. Ich weiß nur, dass sie beim ersten Mal Nein gesagt haben.« Noch nicht, hatten sie Mahalia beschieden. »Dafür versorgten sie sie mit Wissen über Orciny, seiner Geschichte, machten ihr klar, was wir hier anrichten. Die Artefakte, die wir aus der Erde holen, die Hinterlassenschaften des Präkursor-Zeitalters ... das gehört ihnen. Wenn Ul Qoma etwas ausgräbt, oder manchmal auch Besźel, gibt es regelmäßig dieselbe Diskussion, wem es gehört, wo es gefunden wurde und so weiter und so fort. Aber es gehört weder Ul Qoma noch Besźel, es gehört Orciny. Sie beschrieben ihr Fundstücke, von denen niemand etwas wissen konnte, außer, er hatte sie selbst hierhergelegt. Was da unten liegt, ist ihre Geschichte. Sie waren hier, bevor Ul Qoma und Besźel sich trennten oder zusammenfügten. Und sie sind nie weggegangen.«
    »Aber das Zeug hat einfach im Boden gelegen, bis ein paar kanadische Archäologen ...«
    »Sie haben es dort deponiert. Die Dinge waren nicht versunken, verloren, vergessen. Die Erde unter Ul Qoma und Besźel ist ihre Lagerstätte. Alles gehört Orciny. Alles ist ihr Eigentum, und wir ... Ich glaube, Mahalia hat ihnen verraten, wo wir graben, was wir finden.«
    »Sie hat für Orciny gestohlen.«
    »Wir haben Orciny bestohlen. Sie hat übrigens nie Grenzbruch begangen.«
    »Wie? Ich dachte, ihr alle ...«
    »Sie meinen unsere Mutproben? Mahalia hat dabei nie mitgemacht, und auch sonst ... Ihr war das Risiko zu groß. Sie hatte Angst, jemand könnte sie beobachten. Nein, sie hat nie Grenzbruch begangen, nicht einmal so, dass es nicht auffällt, sich einfach nur hinstellen. Sie wissen schon. Sie wollte Ahndung keine Gelegenheit geben, sie auszuweisen.« Sie erschauderte. Ich ging in die Hocke, sah mich im Zimmer um. »Aikam«, sagte sie auf Illit. »Kannst du uns etwas zu trinken holen?« Er zögerte, den Raum zu verlassen, doch er konnte sehen, dass sie ihre Angst vor mir überwunden hatte.
    »Sie machte es anders«, fuhr Yolanda fort. »Sie ging zu diesen Stellen, wo man die Briefe für sie hinterlegte. Die Dissensi sind Pforten nach Orciny. Sie war so kurz davor, dass man ihr Zugang gewährte. Dachte sie. In der ersten Zeit.« Ich wartete, und nach einer Weile sprach sie weiter. »Ich habe sie immer wieder gefragt, was los ist. In den letzten paar Wochen muss irgendwas schiefgelaufen sein. Sie half nicht mehr bei den Ausgrabungen, ging nicht zu den Meetings und so weiter.«
    »Habe ich gehört.«
    »Ich habe sie regelrecht gelöchert, was sie hat. Erst hieß es immer ›Nichts, gar nichts‹, aber zum Schluss hat sie mir gebeichtet, dass sie Angst hat. ›Probleme‹, sagte sie. Sie war enttäuscht, könnte ich mir denken, weil Orciny sie weiter vertröstete. Nebenbei büffelte sie wie eine Verrückte. Sie arbeitete härter als je zuvor. Ich fragte sie: ›Was hast du?‹, aber ich kriegte keine vernünftige Antwort, nur, dass sie Angst hätte. Sie hätte ihre gesamten Aufzeichnungen noch einmal durchgearbeitet, und allmählich ginge ihr ein Licht auf. Unangenehme Entdeckungen. Sie sagte, wir sind möglicherweise Diebe, ohne es zu ahnen.«
    Aikam kam wieder herein. Er brachte mir und Yolanda warme Dosen Qora-Oranja.
    »Wahrscheinlich hat sie etwas falsch gemacht und war bei Orciny in Ungnade gefallen. Sie wusste, sie steckte in Schwierigkeiten und Bowden ebenfalls. Das hat sie gesagt, bevor sie ...«
    »Weshalb sollte Orciny es für nötig halten, ihn zu töten?«, fragte ich. »Er hat dem Glauben an Orciny abgeschworen.«
    »Blödsinn. Natürlich glaubt er daran. Er weiß, dass sie da sind. Er leugnet es seit Jahren, weil er seinen Job behalten will, aber haben Sie sein Buch gelesen? Sie schnappen sich jeden, der von ihnen weiß. Mahalia hat mir gesagt, dass er in Gefahr ist. Kurz bevor sie verschwand. Er wusste zu viel, wie ich. Und Sie jetzt auch.«
    »Was hast du für Pläne?«
    »Hierbleiben. Mich verstecken. Fliehen.«
    »Und wie?« Sie schaute mich ratlos an. »Dein Freund hat sein Bestes getan. Er hat mich gefragt, wie ein Krimineller es bewerkstelligen könnte, unbemerkt die Stadt zu verlassen.« Diesmal konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich möchte dir helfen.«
    »Können Sie nicht. Die sind überall.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Aber Sie können mich nicht beschützen. Sie stehen jetzt auch auf der Schwarzen Liste.«
    Alle paar Sekunden hörte man jemanden die Treppe hinauf poltern, laute

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