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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Sie?«
    »In Sicherheit, Borlú.« Er redete Besź mit mir.
    »Sie hören sich nicht an, als wären Sie in Sicherheit.«
    »Gut beobachtet. Bin ich ja auch nicht, oder? Die Frage ist, wie groß sind die Schwierigkeiten, in denen ich stecke?« Seine Stimme verriet, dass seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
    »Ich kann Sie wirklich in Sicherheit bringen.« Konnte ich das? Dhatts Schulterzucken drückte aus: einer mehr oder weniger ... »Es gibt immer Mittel und Wege. Verraten Sie mir, wo Sie sind.«
    Er lachte kurz und trocken auf. »Aber ja«, sagte er. »Ich erzähle Ihnen einfach, wo ich bin.«
    »Machen Sie einen anderen Vorschlag. Sie können sich nicht für den Rest Ihres Lebens verstecken. Verlassen Sie Ul Qoma, und vielleicht kann ich etwas für Sie tun. In Besźel.«
    »Sie haben keine Ahnung, was eigentlich los ist.«
    »Sie haben nur die eine Chance.«
    »Wollen Sie mich beschützen, wie Sie Yolanda beschützt haben?«
    »Sie ist nicht dumm«, sagte ich. »Sie hat eingesehen, dass sie meine Hilfe braucht.«
    »Wie bitte? Sie haben Yolanda gefunden? Was ...«
    »Ich habe ihr das gleiche Angebot gemacht wie jetzt Ihnen. Hier kann ich keinem von euch helfen. In Besźel liegen die Dinge anders. Dort wäre ich in der Lage, Sie zu schützen, vor jedem, der es auf Sie abgesehen hat.« Er wollte etwas einwerfen, aber ich gab ihm keine Gelegenheit dazu. »Dort habe ich meine Leute. Hier sind mir die Hände gebunden. Wo sind Sie?«
    »... Nirgends. Unwichtig. Ich ... Wo kann ich Sie treffen? Ich will nicht ...«
    »Kompliment, dass Sie es so lange geschafft haben, sich zu verstecken. Aber das kann nicht ewig so weitergehen.«
    »Nein. Nein. Ich komme zu Ihnen. Wann brechen Sie auf? Jetzt?«
    Unwillkürlich schaute ich mich um und dämpfte die Stimme. »Bald.«
    »Wann?«
    »Bald. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich einen Termin weiß. Wie kann ich mit Ihnen Verbindung aufnehmen?«
    »Gar nicht, Borlú. Ich melde mich. Auf diesem Telefon.«
    »Und wenn Sie mich nicht erreichen?«
    »Ich werde alle paar Stunden mal durchklingeln. Ich fürchte, ich werde Sie richtig oft belästigen müssen.« Er kappte die Verbindung. Ich schaute auf Yallyas Handy, dann schaute ich Dhatt an.
    »Haben Sie die leiseste Ahnung, wie sehr mir das stinkt, dass ich mich andauernd beobachtet fühle?«, zischte Dhatt. »Dass ich nicht weiß, wem ich trauen kann? Dass ich aufpassen muss, was ich zu wem sage?«
    »Ich kann's mir vorstellen.«
    »Ha! Genug davon. Was ist los? Will er sich unserer fröhlichen Reisegesellschaft anschließen?«
    »Will er. Er hat Angst. Er misstraut uns.«
    »Kann ich ihm nicht verdenken.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich habe keine Papiere für ihn.« Ich wandte den Blick nicht von seinem Gesicht. Wartete. »Heiliges Licht, Borlú, Sie bringen mich ...« Er stieß die Worte wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann atmete er schnaufend aus. »Schon gut, schon gut, ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Sagen Sie mir, wenn ich was tun kann. Wen ich anrufen soll, was organisieren, und schieben Sie alle Schuld auf mich. Geben Sie mir die Schuld, Dhatt. Kein Problem. Aber besorgen Sie eine Uniform für den Fall, dass Bowden auftaucht.« Ich schaute zu, wie er mit sich rang, der Bedauernswerte.
    Nach 19 Uhr rief Corwi an. »Alles paletti«, berichtete sie. »Ich habe die Papiere zusammen.«
    »Corwi, ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
    »Ich werde Sie zu gegebener Zeit daran erinnern. Da hätten wir also Sie, Ihren neuen Freund Dhatt und seine, ähm, Kollegin, richtig? Ich erwarte eure Ankunft.«
    »Stecken Sie Ihre Marke an, wappnen Sie sich mit Autorität und seien Sie bereit, mir gegenüber der Einwanderungsbehörde den Rücken zu stärken. Wer weiß noch von der Aktion?«
    »Niemand. Ich bin wieder einmal Ihr privater Fahrer. Um welche Uhrzeit soll ich vor Ort sein?«
    Gute Frage. Was sind die idealen Umstände, wenn man sich unbemerkt absetzen will? Bestimmt gibt es ein Diagramm, eine exakt ausgerechnete Kurve. Soll man in der Menge untertauchen, oder ist man weniger verdächtig allein auf weiter Flur? »Nicht zu spät. Nicht so wie zwei Uhr morgens.«
    »Zwei Uhr dreißig, Chef, und ich bin froh, das zu hören.«
    »Dann wären wir mutterseelenallein in der Kopula. Aber auch nicht mitten am Tag, dann ist das Risiko zu groß, dass jemand uns erkennt.« Nach Einbruch der Dunkelheit. »Acht Uhr«, sagte ich. »Morgen Abend.« Es war Winter, entsprechend früh wurde es dunkel. Um diese Uhrzeit waren

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