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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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dass wir ihm helfen können. Und Sie rufen mich ebenfalls unter dieser Nummer an. Ab Morgen.«
    »Was zum Teufel?«, fragte Dhatt. »Was zum Teufel haben Sie da wieder ausgebrütet?«
    »Sie werden sich ihr Handy ausleihen müssen. Wir brauchen eins, damit Bowden uns erreichen kann. Er hat auch Angst, und wir wissen nicht, wer unsere Anrufe registriert. Wenn er mit uns Kontakt aufnimmt, müssen Sie vielleicht ...« Ich zögerte.
    »Muss ich was?«
    »Heiliger, Dhatt, nicht jetzt! Corwi?«
    Keine Antwort. Die Verbindung war getrennt. Entweder hatte sie aufgelegt, oder eins der altersschwachen Vermittlungsrelais war über den Jordan gegangen.

21. Kapitel
 
    Am nächsten Tag begleitete ich Dhatt sogar ins Büro. »Je weniger Sie sich blicken lassen, desto neugieriger werden die Kollegen und forschen nach«, sagte er. Auch so wurde ich von allen Seiten angestarrt. Ich nickte den beiden zu, die halbherzig versucht hatten, mir menschlich näherzukommen.
    »Ich glaube, ich leide an Verfolgungswahn«, meinte ich.
    »Keineswegs, die beobachten Sie tatsächlich. Hier.« Er reichte mir Yallyas Handy. »Ich wage die Prophezeiung, das war Ihre erste und letzte Einladung zum Abendessen.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Was wohl? Dass es ihr verdammtes Handy ist. Sie war ernsthaft angefressen. Ich erkläre ihr, dass wir es brauchen, dienstlich, sie sagt, verpiss dich, ich flehe sie an, sie sagt nein, ich nehme es trotzdem und wälze die Schuld auf meinen Kollegen aus Besźel ab.«
    »Können wir eine Uniform organisieren? Für Yolanda?« Wir saßen vor seinem Computer. »Das würde die Sache erleichtern.« Ich schaute zu, wie er mit seiner neueren Windows-Version arbeitete. Als Yallyas Handy zum ersten Mal klingelte, erstarrten wir und schauten uns an. Auf dem Display erschien eine Nummer, die keiner von uns kannte. Ohne den Blick von Dhatt zu lösen, drückte ich die Anruftaste, meldete mich aber nicht.
    »Yall? Yall?« Eine Frauenstimme in Illit. »Hier ist Mai. Bist du ...?«
    »Hallo, hier ist nicht Yallya, leider.«
    »Ach, hallo, Qussim ...?« Ihre Stimme wurde unsicher. »Wer spricht da?«
    Dhatt nahm das Handy.
    »Hallo? Mai, hallo. Ja, ein Freund von mir. Nein, gut bemerkt. Ich musste mir Yalls Handy für ein oder zwei Tage ausleihen, hast du's auf dem Festnetzanschluss probiert? In Ordnung, ciao.« Das Display erlosch, und er gab mir das Handy zurück. »Das ist noch ein guter Grund, weshalb das eine blöde Idee war. Wir kriegen jetzt einen Haufen Anrufe von ihren unzähligen Freundinnen, die wissen wollen, ob sie mitgeht zur Kosmetikbehandlung oder ob sie den neuen Film mit Tom Hanks gesehen hat.«
    Nach dem zweiten und dritten Mal begegneten wir den Anrufen mit Gelassenheit. Es waren keineswegs so viele, wie Dhatt vorhergesagt hatte, und bei keinem ging es um Kosmetik oder Tom Hanks. Ich stellte mir Yallya in ihrem Büro vor, am Telefon, wie sie entnervt zahllose Anrufe tätigte und ihrem Mann und seinem Freund die Schuld an den Unannehmlichkeiten gab.
    »Sollten wir sie wirklich in eine Uniform stecken?« Dhatt sprach leise, das Flüstern wurde uns allmählich zur zweiten Natur.
    »Sie werden Ihre anhaben, oder? Sieht man nicht das immer am wenigsten, was man direkt vor der Nase hat?«
    »Sie wollen auch eine haben?«
    »Finden Sie die Idee nicht gut?«
    Er wiegte den Kopf. »Doch. Vereinfacht manches. Ich denke, auf meiner Seite reichen wahrscheinlich mein Dienstausweis und mein Wort.« Militsya, erst recht die höheren Chargen, waren qomanischen Grenzbeamten jederzeit an Autorität überlegen. »Also gut.«
    »Ich übernehme das Reden am Übergang nach Besźel.«
    »Mit Yolanda alles okay?«
    »Aikam ist bei ihr. Ich kann nicht noch einmal dort auftauchen. Zu auffällig.« Wir hatten immer noch keine Ahnung, ob, wie oder von wem wir beobachtet wurden.
    Dhatt legte eine unerträgliche Hyperaktivität an den Tag, und nachdem er zum dritten oder vierten Mal einen seiner Kollegen wegen einer vermeintlichen Nachlässigkeit angeschnauzt hatte, lockte ich ihn zu einem frühen Mittagessen aus dem Büro. Er saß mir mit grimmiger Miene gegenüber, schwieg verbissen und fixierte jeden, der an unserem Tisch vorbeiging.
    »Hört das bald auf?«, erkundigte ich mich.
    »Ich werde so verdammt froh sein, wenn Sie uns wieder verlassen haben«, knurrte er. Yallyas Handy klingelte. Ich hielt es ans Ohr und lauschte.
    »Borlú?« Ich tippte auf den Tisch, bis Dhatt herschaute, dann zeigte ich auf den Apparat.
    »Bowden, wo sind

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