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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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kommen.«
    »Corwi, Entschuldigung, dass ich Sie aus dem Bett hole. Können Sie mich hören?«
    »Heiland! Wie spät ... Von wo rufen Sie an? Ich verstehe kein Wort, Sie sind ...«
    »Ich bin in einer Kneipe. Tut mir leid wegen der Uhrzeit. Sie müssen etwas für mich tun.«
    »Heiland, Chef! Belieben Sie zu scherzen?«
    »Nein. Corwi, ich brauche Sie.« Fast sah ich vor mir, wie sie sich das Gesicht massierte, vielleicht, das Telefon am Ohr, schlaftrunken in die Küche tappte, um ein Glas kaltes Wasser zu trinken. Als sie sich wieder meldete, klang sie wacher.
    »Worum geht's?«
    »Ich komme zurück.«
    »Im Ernst? Wann?«
    »Das ist der Grund meines Anrufs. Dhatt, der nette Mensch, mit dem ich hier zusammenarbeite, er kommt mit nach Besźel. Sie müssen uns abholen. Können Sie alles in die Wege leiten? Unter dem Radar? Corwi - verdeckte Operation. Ernsthaft. Wände haben Ohren.«
    Lange Pause. »Warum ich, Chef? Und weshalb um zwei Uhr dreißig morgens?«
    »Weil Sie tüchtig sind und schweigen können wie ein Grab. Ich brauche kein Aufsehen. Ich brauche Sie, in einem Auto, mit Ihrer Waffe und vorzugsweise auch einer für mich, und weiter nichts. Und ich möchte, dass Sie für die beiden Hotelzimmer buchen. Nicht in einem der üblichen Häuser.« Wieder ein langes Schweigen. Dann: »Für die beiden? «
    »Ja. Er bringt noch eine Kollegin mit.«
    »Wird ja immer schöner. Wen?«
    »Sie ist undercover. Was denn? Sie nutzt die Gelegenheit für einen kostenlosen Kurzurlaub.« Ich warf Dhatt einen Entschuldigung heischenden Blick zu, obwohl er mich über dem infernalischen Gegröle gar nicht hören konnte. »Bewahren Sie Stillschweigen, Corwi, okay? Ich brauche Ihre Hilfe auch noch in einer anderen Sache. Es geht darum, ein Päckchen von Besźel ins Ausland zu schicken. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    »... Ich glaube schon. Chef, jemand hat für Sie angerufen. Wollte wissen, was bei Ihren Nachforschungen herausgekommen ist.«
    »Wer war das? Was soll das heißen, was dabei herausgekommen ist?«
    »Keine Ahnung, wer es war. Er hat sich nicht vorgestellt. Er wollte wissen, wen haben Sie verhaftet, wann kommen Sie zurück, haben Sie das verschwundene Mädchen gefunden. Ich weiß nicht, wie er an die Nummer meines Dienstanschlusses gekommen ist, aber ganz offensichtlich ist er gut informiert.«
    Ich schnippte mit den Fingern, um Dhatt auf mich aufmerksam zu machen. »Jemand stellt Fragen«, sagte ich zu ihm. »Wollte seinen Namen nicht sagen?«, vergewisserte ich mich bei Corwi.
    »Nein, und ich habe seine Stimme nicht erkannt. Miserable Verbindung.«
    »Wie hat er sich angehört?«
    »Ausländisch. Amerikaner. Und als hätte er Angst.« Dazu eine schlechte, eine Auslandsverbindung.
    »Gottverdammt«, sagte ich zu Dhatt, die Hand auf der Sprechmuschel. »Bowden hat sich gemeldet. Er versucht, mich zu finden. Er will nicht hier anrufen, weil er Angst hat, er wird abgehört ...« Ich nahm die Hand weg. »Kanadier, Corwi! Wann hat er angerufen?«
    »Jeden Tag, gestern, heute, lässt nichts ausrichten, nennt keine Nummer für einen Rückruf.«
    »Richtig. Hören Sie zu. Wenn er wieder anruft, richten Sie ihm Folgendes aus. Von mir. Sagen Sie ihm, er hat eine einzige Chance. Moment, ich überlege. Sagen Sie ihm, wir ... Sagen Sie ihm, ich sorge dafür, dass ihm nichts passiert, ich kann ihm die Ausreise ermöglichen. Er muss mir vertrauen. Ich weiß, er hat Angst wegen der Vorfälle in letzter Zeit, aber allein schafft er's nicht. Und, Corwi, auch das sub rosa.«
    »Verflucht, Sie haben es darauf abgesehen, meine Karriere zu ruinieren.« Sie hörte sich müde an. Ich sagte nichts mehr, wartete schweigend, bis ich sicher sein konnte, dass sie keinen Einspruch mehr erheben würde.
    »Vielen Dank, Corwi. Glauben Sie einfach, dass er weiß, was gemeint ist, und bitte stellen Sie mir keine Fragen. Sagen Sie ihm, wir wissen inzwischen mehr. Scheiße, ich kann nicht offen sprechen.« Eine gewagtes Crescendo des paillettenbesetzten Ute-Lemper-Doubles ließ mich zusammenzucken. »Sagen Sie ihm, er muss sich mit uns in Verbindung setzen.« Ich schaute mich um, als rechnete ich damit, dass mich von irgendwoher eine Eingebung ansprang und sie tat es. »Wie ist die Nummer von Yallyas Handy?«, fragte ich Dhatt.
    »Was?«
    »Bowden will nicht auf einem von unseren anrufen, deshalb ...« Er sagte die Zahlen einzeln auf, und ich wiederholte sie für Corwi. »Sagen Sie unserem geheimnisvollen Anrufer, er soll diese Nummer anrufen und

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