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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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»Die Leute haben angefangen zu schreien ...« Autofahrer, die Kugeln pfeifen hörten.
    »Corwi«, entfuhr es mir, als ihr Gesicht auf der Wand erschien.
    »Wo steckt er denn nun? In welche Sch ... welchen Schlamassel hat der große Bwana Chef sich hineingeritten? Ja, er wollte, dass ich ihm helfe, jemanden aus Ul Qoma herauszuholen.« Mehr als das -gebetsmühlenartig wiederholt - konnten sie nicht aus ihr herausbringen, die Vernehmenden von der Staatssicherheit in Besźel. Man drohte ihr mit Entlassung. Sie ließ sich davon so wenig beeindrucken wie Dhatt, auch wenn sie es vorsichtiger formulierte. Sie wusste nichts.
    Ahndung zeigte mir kurze Ausschnitte der Befragungen von Biszaya und Sariska. Biszaya weinte. »Das imponiert mir gar nicht«, sagte ich. »Das ist schlicht Willkür.«
    Die interessantesten Mitschnitte waren die von Yorjavics Kameraden unter den extremen Nationalisten Besźels. Ich erkannte den ein oder anderen von dem damaligen Zusammentreffen vor dem Haus der Rechten Bürger. Sie starrten die Vernehmungsbeamten der Policzai trotzig an. Einige weigerten sich, ohne Anwalt auch nur ein Wort zu sagen. Teils wurden die Verhöre mit harten Bandagen geführt, ein Beamter beugte sich über den Tisch und schlug einem Mann die Faust ins Gesicht.
    »Verflucht«, schrie der Geschlagene, der aus Nase und Mund blutete, »wir stehen auf derselben verdammten Seite, Arschloch. Du bist Besź, kein verfluchter Qomani und keiner von den Schergen von Ahndung ...«
    Arrogant, neutral, aufsässig oder, häufig, willfährig und hilfsbereit, leugneten die Nationalisten jedes Wissen von Yorjavics Tat. »Ich habe noch nie was von dieser Ausländerin gehört, er hat sie nie erwähnt. Eine Studentin?«, sagte einer. »Wir tun, was gut ist für Besźel, verstanden? Wen kümmern da die Einzelheiten? Aber ...« Der Mann, dem wir zuschauten, rang mit den Händen um Ausdruck, versuchte mit Gesten zu erklären, was er meinte, ohne sich zu kompromittieren.
    »Wir sind verflucht noch mal Soldaten. Wie ihr. Kämpfer für Besźel. Wenn man hört, dass eine Aktion anliegt, wenn man Order kriegt, zum Beispiel, jemand muss gewarnt werden, Rote oder Unifs oder Verräter oder UlQams oder die verdammten Feigwarzen von Ahndung versammeln sich oder egal was, auf jeden Fall muss man aktiv werden, okay. Aber man weiß, warum. Man fragt nicht groß, aber man kann erkennen, es ist richtig und wichtig, meistens. Aber warum er diese kleine Rodriguez ... Ich glaube nicht, dass er's getan hat, und wenn er's getan hat, weiß ich nicht ...« Sein Gesicht verschloss sich. »Ich weiß nicht, warum.«
    »Natürlich haben die Kontakte zu inneren Regierungskreisen«, sagte mein Mittelsmann von Ahndung. »Doch angesichts einer Sachlage, die so schwierig zu analysieren ist wie diese, muss man die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Yorjavic kein Rechter Bürger war. Oder nicht nur, sondern eigentlich Repräsentant einer noch geheimeren Organisation.«
    »Eines noch geheimeren Ortes«, bemerkte ich. »Ich war der Ansicht, euer Verein hätte die Augen überall.«
    »Niemand hat Grenzbruch begangen.« Er breitete Papiere vor mir aus. »Hier ist alles verzeichnet, was die Policzai von Besźel bei der Durchsuchung von Yorjavics Wohnung gefunden hat. Nichts davon bringt ihn in Verbindung mit Orciny. Morgen brechen wir in aller Frühe auf.«
    »Wie seid ihr an die Unterlagen gekommen?«, fragte ich, als er und seine Kollegen sich erhoben. Er schaute mich an, mit unbewegter, aber vernichtender Miene, bevor er sich umdrehte und ging.
 
    Nach einer kurzen Nacht kam er wieder, allein diesmal. Ich erwartete ihn gut vorbereitet.
    Ich schwenkte die Papiere. »Vorausgesetzt, dass meine Kollegen gründlich gewesen sind, ist er, was Orciny angeht, unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Ein paar Zahlungseingänge von Zeit zu Zeit, kleine Summen, könnte alles Mögliche sein. Vor ein paar Jahren hat er die Prüfung abgelegt, durfte über die Grenze, nicht ungewöhnlich, allerdings bei seiner politischen Einstellung ...« Ich wiegte den Kopf. »Abonnements, Lesestoff, Bekanntenkreis, Armeeakte, Strafregister, Orte, wo er sich herumtreibt, alles kennzeichnet ihn als einen durchschnittlichen, gewaltbereiten Nat, wie wir ihn kennen und lieben.«
    »Ahndung hat ihn observiert. Wie alle Dissidenten. Nie ein Hinweis auf ungewöhnliche Verbindungen.«
    »Orciny, meinen Sie.«
    »Kein Hinweis.«
    Endlich schob er mich aus dem Zimmer. Im Korridor der gleiche abblätternde Anstrich, ein

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