Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
sagen? Geht es darum? Daran hakt's?« Vor uns zuckelte eine Besź-Straßenbahn, Dhatt nahm den Fuß vom Gas. Wir holperten über die externen Gleise in der deckungsgleichen Straße. »Verdammt, Tyador, das kriegen wir hin, wir lassen uns was einfallen, kein Problem, falls Sie sich deswegen Sorgen machen.«
    »Das ist es nicht.«
    »Ich hoffe doch. Das hoffe ich wirklich. Was für eine Laus könnte Ihnen sonst über die Leber gelaufen sein? Hören Sie zu, Sie würden sich nicht selbst belasten müssen ...«
    »Darum geht es nicht. Von denen war keiner der Anrufer. Ich könnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass der Anruf aus dem Ausland kam. Von hier. Ich kann gar nichts mit Sicherheit sagen. Hätte auch ein Telefonstreich sein können.«
    »Alles klar.« Vor dem Hotel angelangt, stieg ich aus. Er blieb sitzen. »Ich habe noch Papierkram zu erledigen«, sagte er. »Sie bestimmt auch. Wird mich ein paar Stunden beschäftigen. Wir sollten noch mal mit Professor Nancy sprechen, und auch mit Bowden würde ich mich gern noch mal unterhalten. Wäre Ihnen das genehm? Wenn wir zu ihm hinfahren und ein paar Fragen stellen, darf ich da mit Ihrer Zustimmung rechnen?«
    Nach ein paar Versuchen gelang es mir, Corwi zu erreichen. Anfangs versuchten wir, uns an unseren albernen Code zu halten, aber ziemlich schnell gaben wir auf.
    »Tut mir leid, Chef, ich bin ganz gut bei solchen Nachforschungen, aber ich sehe keine Möglichkeit, der Militsya Dhatts Akte zu entführen. Wir würden einen ausgewachsenen internationalen Zwischenfall verursachen. Was wollen Sie überhaupt damit?«
    »Ich will ihn besser kennenlernen.«
    »Vertrauen Sie ihm?«
    »Wer weiß. Die pflegen hier drüben noch die alte Schule.«
    »Ja?«
    »Robuste Verhörmethoden.«
    »Erzähle ich Naustin, der wird jubeln und sich fürs Austauschprogramm melden. Sie klingen genervt, Chef.«
    »Tun Sie mir den Gefallen und sehen Sie zu, was Sie herausfinden können, ja?« Ich beendete das Gespräch, griff nach Zwischen der Stadt und der Stadt, legte es wieder weg.

15. Kapitel
 
    »Immer noch kein Glück mit dem Lieferwagen?«, erkundigte ich mich.
    »Ist von keiner Kamera aufgenommen worden«, antwortete Dhatt. »Jedenfalls von keiner, auf die wir Zugriff haben. Nachdem er aus der Kopula gekommen ist, löst er sich in Nichts auf.« Wir beide wussten, mit der ausländischen Machart und den Nummernschildern aus Besźel hatte jeder in Ul Qoma, der ihn sah, angenommen, er sei anderswo, und ihn schleunigst nicht gesehen, ohne das Visum zu bemerken.
    Als Dhatt mir auf der Karte zeigte, dass Bowdens Wohnung nicht weit von einer Haltestelle entfernt war, schlug ich vor, das Auto stehen zu lassen und uns der öffentlichen Verkehrsmittel zu bedienen. Ich war in Paris und Moskau mit der Metro gefahren und in London mit der Tube. Ul Qomas Untergrundbahn hatte in dem Ruf gestanden, die unwirtlichste zu sein - effizient und in gewisser Weise beeindruckend, doch ein Beispiel für Brutalismus in Reinkultur. Vor ungefähr zehn Jahren wurde sie renoviert, wenigstens die Bahnhöfe der inneren Zone. Jeder wurde einem anderen Künstler oder Designer zugeteilt, dem man versicherte, nur unwesentlich übertrieben, Geld spiele keine Rolle.
    Die Ergebnisse waren zusammenhanglos, Schwindel erregend in ihrer Vielfalt. Die Haltestelle in der Nähe meines Hotels war eine kitschige Jugendstil-Mimese. Die Züge waren sauber und pünktlich und voll und auf einigen Linien, wie auf dieser, fahrerlos. Die Ul Yir Station, ein paar Ecken von der netten, uninteressanten Gegend entfernt, in der Bowden wohnte, war eine Komposition aus Formen des Konstruktivismus und Kandinsky-Farben. Nebenbei bemerkt, die Arbeit eines Künstlers aus Besźel.
    »Bowden weiß, dass wir kommen?«
    Dhatt hob die Hand, bedeutete mir zu warten. Wir waren zur Straße hinaufgestiegen, und er hatte das Handy am Ohr, hörte eine Nachricht ab.
    »Ja«, sagte er nach einer Minute und klappte das Handy zu. »Er erwartet uns.«
    David Bowden bewohnte die komplette zweite Etage eines schmalbrüstigen Mietshauses. Er teilte sich den Raum mit Unmengen von Kunstgegenständen, Artefakten, Antiquitäten aus den beiden Städten sowie, wenn mich mein ungeschultes Auge nicht trog, ihrem Vorläufer. Über ihm, erzählte er uns, wohnten eine Krankenschwester und ihr Sohn, unter ihm ein Arzt, ursprünglich aus Bangladesch, der sogar noch länger in Ul Qoma lebte als er, Bowden.
    »Zwei Expatriaten in einem Gebäude«, bemerkte ich.
    »Nicht unbedingt

Weitere Kostenlose Bücher