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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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hier. Aber damals ging es auch um Bowden. Bowden war früher schon einmal Ziel eines Anschlags.«
    »Von wem?«, fragte ich.
    »Hat man nie herausgefunden, doch sein erstes Buch hat bei vielen Menschen helle Empörung ausgelöst. Bei den Rechten. Bei Leuten, die fanden, er ließe den gebotenen Respekt vermissen.«
    »Nats.« Dhatt nickte wissend.
    »Ich weiß nicht einmal mehr, aus welcher Stadt das Päckchen kam. Beide Seiten hatten etwas gegen ihn. Vielleicht der einzige Punkt, in dem sie sich einig waren. Aber das ist Jahre her.«
    »Jemand hat sich an ihn erinnert.« Dhatt und ich tauschten einen Blick, er zog mich beiseite.
    »Aus Besźel«, zischte er. »Mit einem kleinen Epitaph auf Illit.« Er warf die Hände in die Höhe: Fällt Ihnen dazu was ein?
    »Wie nennen sich diese Leute?«, fragte ich nach schweigendem Nachdenken. »Qoma Vor.«
    Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Wie bitte? Qoma Vor? Das Päckchen kam aus Besźel!«
    »Vielleicht über eine Kontaktperson?«
    »Ein Agent? Ein qomanischer Nat in Besźel?«
    »Warum nicht? Was schauen Sie so ungläubig? Die haben das Päckchen von drüben abgeschickt, um ihre Spuren zu verwischen.«
    Dhatt wiegte zweifelnd den Kopf. »Okay, mag sein. Trotzdem verdammt umständlich zu organisieren, und Sie sind nicht ...«
    »Für die Nationalisten war und ist Bowden ein Feindbild erster Klasse. Vielleicht haben sie gedacht, wenn er Wind davon bekommt, dass sie hinter ihm her sind, nimmt er sich in Acht, aber bei einem Päckchen aus Besźel wird er sich nicht Böses denken.«
    »Ich sehe, worauf Sie hinauswollen.«
    »Wo haben die von Qoma Vor ihren Schlupfwinkel? So heißen sie doch, richtig? Vielleicht sollten wir ihnen einen Besuch abstatten ...«
    Dhatt fiel mir ins Wort. »Das versuche ich die ganze Zeit, Ihnen zu sagen. Es gibt keinen Schlupfwinkel, zu dem wir gehen können. Es gibt keine ›Qoma Vor‹, nicht so, wie Sie sich das vorstellen. Ich weiß nicht, wie das in Besźel ist, aber bei uns ...«
    »In Besźel weiß ich genau, wo unsere heimische Spielart dieser Typen abhängt. Mein Constable und ich haben erst kürzlich bei ihnen die Runde gemacht.«
    »Gratulation, aber so läuft es auf unserer Seite nicht. Hier ist das nicht eine verdammte Gang mit kleinen Mitgliedsausweisen und einem Vereinsheim. Sie sind keine Unifs und sie sind nicht The Monkees.«
    »Dhatt, Sie wollen doch nicht sagen, dass Ul Qoma keine Ultranationalisten hat!«
    »Richtig, das will ich nicht sagen. Wir haben jede Menge von dem Kroppzeug. Was ich aber sage, ist, dass ich nicht weiß, wer sie sind oder wo sie hausen, und schlau, wie sie sind, sorgen sie dafür, dass es so bleibt. Qoma Vor ist nur eine griffige Bezeichnung, die irgendein Spaßvogel von der Presse sich ausgedacht hat.«
    »Wie kommt es, dass die Unifs in Rudeln auftreten, diese Typen aber nicht? Wollen sie nicht oder können sie nicht?«
    »Das liegt daran, dass die Unifs Clowns sind. Gefährliche Clowns manchmal, zugegeben, aber Clowns. Die Leute, von denen Sie jetzt reden, sind ein anderes Kaliber. Ex-Soldaten, diese Kategorie. Ich meine, das muss man ... respektieren ...«
    Kein Wunder, dass man ihnen nicht gestatten konnte, öffentlich in Erscheinung zu treten. Ihr knallharter Nationalismus hätte die auf demselben Terrain agierende Nationale Volkspartei watteweich aussehen lassen, deshalb tat die Regierung alles, um das Erstarken eines möglichen Konkurrenten zu unterdrücken. Den Unifs hingegen stand es frei, in gewissem Rahmen, die Bevölkerung Ul Qomas in Ablehnung zu vereinen.
    »Was können Sie uns über ihn berichten?« Dhatt wandte sich mit erhobener Stimme an die beiden anderen Anwesenden, die uns beobachteten.
    »Über Aikam?«, fragte Buidze. »Nichts. Guter Arbeiter. Dumm wie Brot. Na ja, gestern hätte ich ihn noch so beschrieben, aber nach seiner heutigen Großtat können Sie das streichen. Nicht halb so taff, wie er aussieht. Sixpack ohne Biss, wie ich immer sage. Hat ein Faible für die jungen Leute aus der großen weiten Welt, der Umgang mit gebildeten Ausländern hebt sein Selbstwertgefühl. Warum? Sagen Sie nicht, dass Sie ihn im Auge haben. Dieses Päckchen kam aus Besźel. Wie zum Teufel soll er ...«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Dhatt. »Hier geht es nicht darum, jemanden zu beschuldigen, schon gar nicht den Helden des Tages. Wir stellen nur die üblichen Fragen.«
    »Tsueh ist gut mit den Studenten ausgekommen?« Anders als Tairo antwortete Buidze mir, ohne erst um Genehmigung

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