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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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vergessen.
    Er stand auf der Kuppe eines kleinen Hügels, und einen Augenblick schien es ihm, als befände er sich wieder im Park von Diaspar. Aber dieser Park war so riesig, dass er ihn geistig nicht erfassen konnte. Die Stadt, die er erwartet hatte, war nirgends zu sehen. Soweit der Blick reichte, nichts als Wald und große Wiesen.
    Dann hob Alvin die Augen zum Horizont, und dort, über den Bäumen, einen großen Bogen von rechts nach links ziehend, ragte eine Steinfront empor, gegen die ihm sogar die mächtigsten Türme Diaspars zwergenhaft erschienen. Sie war so weit entfernt, dass keine Einzelheiten zu erkennen waren, aber ihre Umrisse verwirrten Alvin. Dann hatten sich seine Augen auf die Proportionen dieser kolossalen Landschaft eingestellt, und er begriff, dass diese fernen Wände nicht von Menschenhand erbaut waren.
    Die Zeit hatte nicht alles besiegt; die Erde besaß noch Gebirge, auf die sie stolz sein konnte.
    Lange Zeit stand Alvin am Tunneleingang, gewöhnte sich allmählich an diese seltsame Welt. Er war halb betäubt von der Wucht ihrer Größe und Weite. Dieser Ring aus diesigen Bergen hätte ein Dutzend Städte von der Größe Diaspars einschließen können. Jedoch, so angestrengt er auch suchte, er konnte keine Spur menschlichen Lebens entdecken. Aber die Straße, die den Hügel hinunterführte, schien gut erhalten zu sein; er konnte jetzt nichts Besseres tun, als sich ihr anzuvertrauen.
    Am Fuß des Hügels verschwand die Straße zwischen hohen Bäumen, die beinahe die Sonne verdeckten. Als Alvin in ihren Schatten trat, begrüßte ihn eine eigenartige Mischung aus Gerüchen und Geräuschen. Das Rauschen des Windes in den Blättern kannte er schon aus dem Park in Diaspar, aber dazwischen ertönten tausend verschiedene Laute, mit denen er nichts anfangen konnte. Unbekannte Farben überfielen ihn, Gerüche, die aus der Erinnerung seines Volkes verschwunden waren. Die Wärme, der Überfluss an Gerüchen und Farben und die unsichtbare Gegenwart von Millionen lebender Wesen trafen ihn mit beinahe körperlicher Gewalt.
    Er stieß ganz unvermittelt auf einen See. Die Bäume zu seiner Rechten hörten plötzlich auf, und vor ihm lag eine große Wasserfläche mit winzigen Inseln. Noch nie in seinem Leben hatte Alvin so viel Wasser gesehen; im Vergleich dazu waren selbst die größten Gewässer in Diaspar nur Pfützen. Er ging langsam zum Seeufer hinunter und schöpfte mit den Händen das warme Wasser, ließ es durch die Finger tropfen.
    Der große silberne Fisch, der plötzlich zwischen den Wasserpflanzen am Seegrund auftauchte, war das erste nichtmenschliche Wesen, dem Alvin begegnete. Eigentlich hätte es ihm völlig fremd sein müssen, aber seine Form weckte eine verschwommene Erinnerung in ihm. Wie es in der blassgrünen Leere schwebte, seine Flossen ein schwa cher Nebel der Bewegung, schien es die Verkörperung von Kraft und Geschwindigkeit. Hier, im lebenden Leib, verkörperten sich die schlanken, eleganten Linien der großen Schiffe, die einst den Himmel der Erde beherrscht hatten. Evolution und Wissenschaft waren zum gleichen Ergebnis gelangt; und das Werk der Natur hatte das des Menschen überdauert.
    Schließlich löste sich Alvin aus der Verzauberung des Sees und setzte seinen Weg auf der sich dahinschlängelnden Straße fort. Wieder schloss sich der Wald um ihn, diesmal aber nur für kurze Zeit. Kurz danach endete die Straße in einer großen Lichtung von einem Kilometer Breite und zwei Kilometern Länge, und Alvin verstand, warum er erst jetzt auf die ersten Spuren von Menschen stieß.
    Auf der Lichtung standen zahlreiche niedrige, zweistöckige Häuser, in zarten Farben bemalt, die dem Auge sogar im grellen Sonnenschein wohltaten. Die meisten Häuser besaßen klare und einfache Linien, aber es gab auch solche, die in einem komplizierten Architekturstil erbaut waren, dessen Merkmale kannelierte Säulen und kunstvolles Steingitterwerk waren.
    Während er langsam auf die Siedlung zuging, bemühte sich Alvin noch immer, seine neue Umgebung zu begreifen. Nichts war vertraut; selbst die Luft hatte sich verändert, mit ihren Andeutungen auf eine ihm unbekannte lebendige Natur. Und die großen, goldhaarigen Menschen, die sich mit unbewusster Anmut zwischen den Häusern bewegten, waren offensichtlich von anderer Art als die Men schen Diaspars.
    Sie nahmen keine Notiz von Alvin, und das war seltsam, denn seine Kleidung unterschied sich beträchtlich von der ihren. Da die Temperatur in Diaspar keinem

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