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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Verständnis zu, dass er ihr Begreifen für selbstverständlich hielt; erst viel später wurde ihm klar, dass außer ihr noch viele andere seinen Worten lauschten.
    Als er zu Ende war, schwiegen sie beide geraume Zeit. Dann sah ihn Seranis an und sagte: »Warum sind Sie nach Lys gekommen?«
    Alvin starrte sie überrascht an.
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, meinte er. »Ich wollte die Welt kennenlernen. Alle sagten mir, dass sich außerhalb der Stadt nur Wüste befinde, aber ich wollte mich selbst davon überzeugen.«
    »Und das war der einzige Grund?«
    Alvin zögerte. Als er schließlich antwortete, sprach nicht der unbezähmbare Forscher aus ihm, sondern das verlorene, in einer fremdartigen Welt aufgewachsene Kind.
    »Nein«, sagte er langsam, »das war nicht der einzige Grund – obgleich ich es bis zu diesem Augenblick nicht wusste. Ich bin einsam gewesen.«
    »Einsam? In Diaspar?« Um Seranis’ Mund spielte ein Lächeln, aber in ihren Augen konnte Alvin Mitgefühl lesen, und er wusste, dass ihr seine Antwort genügte.
    Nachdem er ihr nun seine Geschichte erzählt hatte, wartete er darauf, dass sie ihr Versprechen hielt. Seranis erhob sich und ging auf dem Dach hin und her.
    »Ich weiß, welche Fragen Sie mir stellen wollen«, sagte sie. »Einige davon kann ich beantworten, aber es wäre zu anstrengend, das mit Worten zu tun. Wenn Sie mir Ihren Verstand öffnen, will ich Ihnen sagen, was Sie wissen müs sen. Sie können mir vertrauen: Ich nehme Ihnen nichts ohne Ihre Erlaubnis.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Alvin vorsichtig.
    »Denken Sie daran, dass Sie meine Hilfe akzeptieren wollen – sehen Sie mir in die Augen –, und vergessen Sie alles«, befahl Seranis.
    Alvin fand auch später nie heraus, was dann geschehen war. Seine Sinne verdunkelten sich plötzlich, und, obwohl er nicht wusste, auf welche Weise es Einlass gefunden hatte, befand sich dieses Wissen in seinem Verstand.
    Er sah in die Vergangenheit, nicht deutlich, sondern eher wie ein Mensch von einem hohen Berg auf eine neblige Ebene hinabsieht. Er begriff, dass der Mensch nicht immer Stadtbewohner war und dass seit der Zeit, als ihn Roboter und Maschinen von der Plage der Arbeit befreiten, zwischen zwei verschiedenen Arten von Zivilisation immer eine Rivalität bestanden hatte. In der Frühzeit hatte es Tausende von Städten gegeben, aber ein großer Teil der Menschheit zog es vor, in verhältnismäßig kleinen Gemeinschaften zu leben. Umfassende Transportmöglichkeiten und perfekte Nachrichtenverbindungen gaben ihnen so viel Berührung mit der Welt, wie sie brauchten, und sie hielten es nicht für wünschenswert, mit Millionen ihrer Mitmenschen zusammengepfercht zu leben.
    Lys hatte sich in den frühen Tagen von den übrigen Gemeinschaften nur wenig unterschieden. Aber allmählich, im Verlauf der Zeiten, entwickelte es eine unabhängige Kultur, die zu einer der am höchsten stehenden der gesamten menschlichen Geschichte wurde. Diese Kultur beruhte zum großen Teil auf der unmittelbaren Anwendung geistiger Kräfte und trennte sie damit auch von der übrigen menschlichen Gesellschaft, die sich mehr und mehr auf Maschinen verließ.
    Im Verlauf der Jahrhunderte erweiterte sich die Kluft zwischen Lys und den anderen Städten. Sie wurde nur in Zeiten schwerer Krisen überbrückt; als der Mond herabstürzte, wurde seine Zerstörung von Wissenschaftlern aus Lys durchgeführt. Ebenso auch die Verteidigung der Erde gegen den Ansturm der Invasoren, deren Sieg in der entscheidenden Schlacht von Shalmirane abgewendet wurde.
    Diese harte Probe ließ die Menschheit erschöpft zurück; eine nach der anderen starben die Städte, und die Wüste übernahm die Herrschaft. Als die Bevölkerung abnahm, begann die Wanderung, die Diaspar zur letzten und größten aller Städte machen sollte.
    Die meisten dieser Veränderungen berührten Lys nicht, aber es hatte seinen eigenen Kampf auszutragen – den Kampf gegen die Wüste. Die natürliche Barriere des Ge birges reichte nicht aus, und es dauerte viele Jahrtausende, bis die große Oase gesichert war. Das Bild blieb hier, vielleicht absichtlich, etwas verschwommen. Alvin konnte nicht erkennen, was getan worden war, um Lys praktisch die Unsterblichkeit zu verleihen, die Diaspar erreicht hatte.
    Seranis’ Stimme schien aus weiter Ferne zu ihm zu dringen – aber es war nicht ihre Stimme allein, sie verschmolz in einer Symphonie aus Worten.
    »Das ist, in ganz kurzen Worten, unsere Geschichte. Sie sehen, dass wir

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