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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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gelegentlich Blicke auf das Gebirge werfen. Der Fluss, der ihnen so treu als Führer gedient hatte, strömte jetzt träge dahin, als nähere er sich dem Ende seiner Reise. Aber es war klar, dass sie die Berge vor Anbruch der Nacht nicht mehr erreichen konnten; lange vor dem Sonnenuntergang wurde der Urwald so dunkel, dass an ein Weitergehen nicht zu denken war. Die großen Bäume lagen im Schatten; durch die Blätter fuhr ein kalter Wind. Alvin und Hilvar ließen sich für die Nacht neben einer riesigen Sequoia nieder, deren oberste Äste noch im Sonnenlicht glänzten.
    Als die hinter den Bäumen verborgene Sonne schließlich unterging, verweilte das Licht noch auf dem tanzenden Wasser. Die beiden Forschungsreisenden – denn als solche betrachteten sie sich jetzt, und das mit Recht – lagen im Dunkeln, starrten auf den Fluss und dachten über alles nach, was sie gesehen hatten. Bald fühlte Alvin wieder diese herrliche Schläfrigkeit, die er in der vergangenen Nacht zum ersten Mal empfunden hatte, und er überließ sich gern dem Schlummer. Niemand brauchte ihn in dem mühelosen Leben Diaspars, aber hier begrüßte er ihn. Seine letzten Gedanken, bevor der Schlaf ihn überkam, beschäftigten sich mit der Frage, wer wohl zuletzt diesen Weg entlanggegangen war.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie den Wald hinter sich ließen und endlich vor dem mauerartigen Gebirge von Lys standen. Vor ihnen stieg in himmelhohen Wellen rauer Fels empor. Hier endete der Fluss ebenso groß artig, wie er begonnen hatte, denn die Erde öffnete sich vor ihm, und er rauschte donnernd in die Tiefe. Alvin hätte gerne gewusst, was mit ihm geschah und durch welche unterirdischen Höhlen er seinen Weg nahm, ehe er wieder ans Tageslicht trat. Vielleicht existierten auch die Meere noch, tief unten in der ewigen Dunkelheit, und dieser alte Fluss hörte immer noch den Ruf, der ihn zum Meer zog.
    Eine Weile starrte Hilvar auf den Strudel und das einsame Land ringsumher. Dann deutete er auf einen Durchgang zwischen den Bergen.
    »Shalmirane liegt in dieser Richtung«, sagte er zuversichtlich. Alvin fragte ihn nicht, woher er das wusste; er nahm an, dass Hilvar mit einem viele Kilometer entfernten Freund in Verbindung getreten war und die entsprechende Auskunft erhalten hatte.
    Sie brauchten nicht lange, um diesen Durchgang zu erreichen, und dann standen sie am Fuß einer eigenartigen Hochebene mit sanft ansteigenden Hängen. Alvin fühlte keine Müdigkeit mehr und keine Angst – nur gespannte Erwartung und eine Vorahnung von Abenteuern, die auf sie warteten.
    Als sie sich der Anhöhe näherten, veränderte sich plötzlich der Boden. Die unteren Hänge hatten aus porösem Vulkangestein bestanden, hier und dort zu großen Schlackenhügeln aufgehäuft. Jetzt verwandelte sich die Oberfläche plötzlich in harte, glasige Platten, glatt und gefährlich, als sei der Fels einst in geschmolzenen Strömen den Berg hinabgeflossen.
    Der Rand der Hochebene lag fast vor ihnen. Hilvar erreichte ihn zuerst; wenige Sekunden später wurde er von Alvin eingeholt, der sprachlos neben ihm stehen blieb. Denn sie standen nicht vor einer Hochebene, wie sie erwartet hatten, sondern am Rand einer riesigen Bodensenke mit einer Tiefe von achthundert Metern und einem Durchmesser von fünf Kilometern. Vor ihnen fiel der Boden steil ab, wurde am Grund der Senke eben und stieg, steiler und steiler werdend, wieder zum gegenüberliegenden Rand empor. Wie in einer Schale lag auf dem Grund der Senke ein runder See, dessen Oberfläche unaufhörlich bebte.
    Obwohl sie in vollem Sonnenlicht lag, war der ganze Ort kohlrabenschwarz. Alvin und Hilvar wagten nicht einmal zu raten, aus welchem Material dieser Riesenkrater bestand, aber er war so schwarz wie der Fels einer Welt ohne Sonne. Das war noch nicht alles: Zu ihren Füßen und um den ganzen Krater herum verlief ein fugenloses, fast hundert Meter breites Metallband, vom Lauf der Zeit angelaufen, aber ohne jedes Anzeichen von Verfall.
    Als sich ihre Augen an die unirdische Szenerie gewöhnt hatten, begriffen Alvin und Hilvar, dass die Schwärze der Mulde nicht so vollständig war, wie sie zuerst angenommen hatten. Hier und dort flackerten winzige Lichter in den schwarzen Wänden auf. Sie erschienen völlig unregelmäßig, verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, wie der Widerschein von Sternen auf einem sturmgepeitschten See.
    »Wie wunderschön!«, rief Alvin. »Aber was ist das?«
    »Sieht aus wie ein

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