Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
Vom Netzwerk:
nicht – und benötigte augenscheinlich auch nicht – den Besatz aus feinen, fedrigen Fühlern, die das Wasser in gleichmäßigem Rhythmus schlugen, die vielen stämmigen Beine, auf denen das Wesen zum Ufer wankte, oder die Lüftungsklappen, wenn sie waren, was sie zu sein schienen, die in der dünnen Luft stoßweise keuchten.
    Der größte Teil des Körpers blieb im Wasser; nur die ersten zehn Beine rückten in ein ihnen anscheinend fremdes Element vor. Das ganze Wesen war etwa fünfzehn Meter lang, und auch jemand ohne Biologiekenntnisse hätte bemerkt, dass mit ihm grundsätzlich etwas nicht stimmte. Es wirkte außergewöhnlich improvisiert und unüberlegt entworfen, als seien seine Bestandteile ohne besondere Voraussicht erzeugt und dann wahllos zusammengesetzt worden.
    Trotz seiner Größe und ihrer ursprünglichen Besorgnis spürten weder Alvin noch Hilvar die geringste Nervosität, als sie den Seebewohner nun deutlich vor sich sahen. Das Wesen besaß eine ansprechende Plumpheit; man konnte es nicht als ernsthafte Bedrohung betrachten. Die Menschheit hatte längst ihren kindlichen Schrecken vor einem fremdartigen Aussehen verloren. Diese Furcht hatte die erste Berührung mit freundlich gesinnten außerirdischen Völkern nicht überlebt.
    »Lass mich das machen«, sagte Hilvar ruhig. »Ich bin daran gewöhnt, mit Tieren umzugehen.«
    »Aber das ist kein Tier«, flüsterte Alvin. »Ich bin sicher, dass es intelligent ist und dass ihm dieser Roboter gehört.«
    »Vielleicht ist es eher umgekehrt. Auf jeden Fall muss seine Mentalität sehr eigenartig sein. Ich kann noch kein Zeichen von Gedanken entdecken. Nanu – was ist denn das?«
    Das Ungeheuer hatte sich nicht aus seiner Position am Rand des Wassers gerührt. Aber in der Mitte des Augendreiecks bildete sich eine halb durchsichtige Membran – eine Membran, die pulsierte und zitterte und kurz darauf hörbare Töne von sich zu geben begann. Es war ein tiefes, klingendes Brummen ohne verständliche Worte, obwohl man deutlich erkennen konnte, dass das Wesen zu sprechen versuchte.
    Einige Minuten lang mühte sich das Ungeheuer vergeblich ab; dann, ganz plötzlich, schien es zu begreifen, dass es einen Fehler gemacht hatte. Die Membran verkleinerte sich, und die daraus hervordringenden Laute stiegen einige Oktaven höher, bis sie den Bereich normaler Sprache erreichten. Erkennbare Worte begannen sich zu formen, obwohl sie noch immer von unverständlichem Zeug durchsetzt waren. Es schien, als erinnere sich das Wesen an einen Wortschatz, den es vor langer Zeit besessen, aber viele Jahre nicht benutzt hatte.
    Hilvar versuchte, ihm zu helfen.
    »Wir können dich jetzt verstehen«, sagte er langsam und deutlich. »Können wir dir helfen? Wir haben das Licht gesehen. Es hat uns von Lys hierhergebracht.«
    Bei dem Wort »Lys« schien das Wesen in sich zusammenzusinken.
    »Lys«, wiederholte es; mit dem »s« hatte es einige Schwie rigkeiten, so dass es wie »Lyd« klang. »Immer von Lys. Sonst kommt niemand hierher. Wir rufen die Großen, aber sie hören uns nicht.«
    »Wer sind die Großen?«, fragte Alvin begierig. Die zar ten, ständig in Bewegung befindlichen Fühler winkten kurz zum Himmel.
    »Die Großen«, sagte das Wesen. »Von den Planeten der ewigen Tage. Sie werden kommen. Der Meister hat es uns versprochen.«
    Das machte die Sache keineswegs klarer. Ehe Alvin sein Kreuzverhör fortsetzen konnte, mischte sich Hilvar wieder ein. Seine Befragung war so geduldig, so verständnisvoll und doch so klug, dass sich Alvin hütete, ihn zu unterbrechen. Er wollte nicht gerne zugeben, dass ihn Hilvar an Intelligenz übertraf, aber ohne Zweifel erstreckte sich sein Talent im Umgang mit Tieren sogar auf dieses fantastische Wesen. Ja, mehr noch, es schien auf ihn einzugehen. Im Verlauf des Gesprächs wurde seine Sprache deutlicher, und war es am Anfang bis zur Grobheit kurz angebunden gewesen, gab es jetzt ausführliche Antworten und Informationen aus eigenem Antrieb.
    Alvin verlor jedes Zeitgefühl, als Hilvar die unglaubliche Geschichte zusammensetzte. Sie konnten sich nicht auf alles einen Reim machen; es blieb sehr viel Platz für Mutmaßungen und Diskussionen. Während das Wesen Hilvars Fragen immer bereitwilliger beantwortete, begann sich seine Erscheinung zu verändern. Es rutschte in den See zurück, und die stämmigen Beine, die es getragen hatten, schienen in den Körper einzuschmelzen. Kurz darauf ging eine noch erstaunlichere Veränderung vor sich; die drei

Weitere Kostenlose Bücher