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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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Bergen liegt. Natürlich ist sie seit vielen Jahrtausenden eine Ruine, aber vielleicht lebt dort noch jemand.«
    Shalmirane! Für die Nachkommen zweier Völker, in ihrer Geschichte und Kultur so unterschiedlich, war das gleichermaßen ein magischer Name. In der ganzen langen Geschichte der Erde hatte es kein größeres Heldenepos gegeben als die Verteidigung Shalmiranes gegen einen Eindringling, der das ganze Universum erobert hatte. Obwohl sich die Fakten im Nebel der Frühzeit verloren, hatte man doch die Legenden nie vergessen.
    Hilvars Stimme kam wieder aus der Dunkelheit.
    »Die Leute im Süden könnten uns mehr darüber sagen. Ich habe dort einige Freunde; morgen früh werde ich sie rufen.«
    Alvin hörte ihn kaum; er war tief in Gedanken versunken und versuchte, sich an alles zu erinnern, was er über Shalmirane gehört hatte. Es war wenig genug; nach dieser gewaltigen Zeitspanne konnte niemand mehr Wahrheit und Legende unterscheiden. Sicher war nur, dass die Schlacht von Shalmirane das Ende der Eroberungen des Menschen und den Beginn seines langen Abstiegs markierte.
    In diesen Bergen, dachte Alvin, könnten sich die Antworten auf all die Fragen befinden, die ihn seit so vielen Jahren quälten.
    »Wie lange würden wir brauchen, um zu der Festung zu gelangen?«, fragte er Hilvar.
    »Ich bin noch nie dort gewesen, aber es ist viel weiter entfernt, als ich eigentlich gehen wollte. Ich glaube nicht, dass wir es in einem Tag schaffen würden.«
    »Können wir nicht den Bodengleiter benutzen?«
    »Nein. Der Weg führt durch die Berge, und da wäre der Gleiter sinnlos.«
    Alvin dachte darüber nach. Er war müde, seine Füße waren wund, und die Muskeln seiner Schenkel schmerzten noch von der ungewohnten Anstrengung. Alles in ihm drängte danach, die Sache auf ein andermal zu verschieben. Aber vielleicht gab es kein anderes Mal …
    Unter dem schwachen Leuchten der verblassenden Sterne, von denen viele seit dem Bau Shalmiranes untergegangen waren, rang Alvin mit seinen Gedanken und gelangte schließlich zu einer Entscheidung. Es hatte sich nichts verändert; die Berge übernahmen wieder die Wacht über das schlafende Land. Aber ein Wendepunkt der Ge schichte war gekommen und vergangen; die Menschheit befand sich auf dem Weg in eine seltsame, neue Zukunft.
    Alvin und Hilvar schliefen in dieser Nacht nicht mehr; beim ersten Anzeichen der Morgendämmerung brachen sie ihr Lager ab. Der Hügel war mit Tau benetzt, und Alvin bewunderte die glitzernde Pracht, die jedes Blatt und jeden Halm bedeckte. Das wischende Geräusch, das das nasse Gras machte, wenn er hindurchschritt, faszinierte ihn, und beim Blick zurück sah er seine Spur wie ein dunkles Band auf dem schimmernden Boden.
    Die Sonne hatte sich gerade über die östliche Grenze von Lys erhoben, als sie den Waldrand erreichten. Hier herrschte die ungebändigte Natur. Sogar Hilvar schien unter den gigantischen Bäumen verloren, die das Sonnenlicht abhielten und riesige Schatten auf den Dschungelboden warfen. Glücklicherweise strömte der Fluss aus dem Wasserfall in einer geraden, also kaum natürlichen Linie nach Süden, so dass sie sich am Ufer entlang halten und dem dichteren Unterholz ausweichen konnten. Hilvar hatte Mühe, Krif zu beaufsichtigen, der gelegentlich im Dschungel verschwand oder über die Wasserfläche dahinraste. Selbst Alvin, dem alles neu war, empfand den seltsamen Bann dieses Urwaldes, der den kleineren, kul tivierten Wäldern im nördlichen Lys fehlte. Kaum ein Baum glich dem anderen; die meisten befanden sich in verschiedenen Stadien der Rückentwicklung, manche waren sogar im Laufe der Zeiten zu ihrer ursprünglichen Art zurückgekehrt. Viele stammten offensichtlich überhaupt nicht von der Erde – wahrscheinlich nicht einmal aus dem Sonnensystem. Wie Wachtposten überragten Riesenmammutbäume, hundert bis hundertfünfzig Meter hoch, die übrigen Wipfel.
    Der Fluss wurde breiter; immer wieder öffnete er sich zu kleinen Seen mit winzigen Inseln. Es gab Insekten hier, leuchtend farbige Wesen, die über das Wasser tanzten. Einmal sauste Krif trotz Hilvars Zurufen davon, um sich zu seinen entfernten Verwandten zu gesellen. Er verschwand sofort in einer taumelnden Wolke aus blitzenden Flügeln, und zorniges Summen erfüllte die Luft. Einen Augenblick später brach die Wolke auseinander, und Krif kam blitzartig über das Wasser zu ihnen zurück. Danach blieb er immer in Hilvars Nähe und unternahm keine Ausflüge mehr.
    Gegen Abend konnten sie

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