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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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konnten, obwohl es dem Menschen nicht möglich war – außer in Lys. Auch diese Fähigkeit hatte Diaspar verloren oder absichtlich beseitigt.
    Er setzte das stumme, aber etwas einseitige Gespräch fort, während sie im Vorraum des Ratssaales warteten. Bei der gegenwärtigen Situation bot sich unabweisbar der Vergleich mit Lys an, als Seranis und ihre Berater versucht hatten, ihm ihren Willen aufzuzwingen. Er hoffte, eine weitere Auseinandersetzung vermeiden zu können, aber wenn es so weit kommen sollte, war er jetzt weit besser gerüstet als zuvor.
    Sein erster Blick auf die Räte verriet ihm die Entscheidung. Er war weder überrascht noch besonders enttäuscht und zeigte keine der Gefühlsaufwallungen, die die Ratsmitglieder erwartet haben mochten, als der Präsident die Entscheidung begründete.
    »Alvin«, begann der Präsident, »wir haben mit großer Sorgfalt die Situation geprüft, die durch deine Entdeckung entstanden ist, und sind zu einer einstimmigen Entscheidung gelangt. Weil niemand eine Veränderung unserer Lebensweise will, und weil ferner nur sehr selten jemand geboren wird, der Diaspar überhaupt verlassen kann, ist das Tunnelsystem nach Lys unnötig und sicher auch eine Gefahr. Der Zugang zu dem Knotenpunkt der Fließstraßen wurde daher versiegelt.
    Überdies ist eine Durchsuchung der Monitor-Gedächtnisanlagen veranlasst, da möglicherweise noch andere Wege aus der Stadt hinausführen.
    Wir haben uns auch überlegt, ob gegen dich persönlich etwas zu unternehmen sei. Unter Berücksichtigung deiner Jugend und der seltsamen Umstände deiner Herkunft kamen wir zu der Auffassung, einen Tadel für dein Verhalten als unberechtigt anzusehen. Im Gegenteil. Durch die Aufdeckung einer möglichen Gefahr für unsere Lebens weise hast du unserer Stadt einen Dienst geleistet, und wir sprechen dir dafür ausdrücklich unsere uneingeschränkte Anerkennung aus.«
    Es gab ein zustimmendes Gemurmel, und die Mienen der Räte nahmen einen Ausdruck der Zufriedenheit an. Man hatte eine schwierige Situation schnellstens bereinigt, eine Zurechtweisung Alvins vermieden und konnte nun wieder seiner Wege gehen, in der Überzeugung, als Bürger von Diaspar seine Pflicht getan zu haben. Mit einigem Glück würde es Jahrhunderte dauern, bis man wieder zusammentreten musste.
    Der Präsident sah Alvin erwartungsvoll an; vielleicht hoffte er, dass Alvin in seiner Erwiderung die Güte des Rates würdigen werde, so einfach davongekommen zu sein. Er wurde enttäuscht.
    »Darf ich eine Frage stellen?«, fragte Alvin höflich.
    »Selbstverständlich.«
    »Das Zentralgehirn hat Ihrem Vorgehen vermutlich zugestimmt?«
    Normalerweise wäre das eine unverschämte Frage gewesen. Der Rat brauchte seine Beschlüsse nicht zu rechtfertigen oder mitzuteilen, wie er zu ihnen gelangt war. Aber Alvin genoss das Vertrauen des Zentralgehirns, aus irgendeinem seltsamen Grund. Er nahm eine privilegierte Stellung ein.
    Die Frage verursachte sichtbar einige Verwirrung, und die Antwort wurde etwas widerwillig gegeben.
    »Wir haben uns mit dem Zentralgehirn besprochen. Es hat uns angewiesen, nach eigenem Ermessen zu entscheiden.«
    Das entsprach Alvins Vermutung. Das Zentralgehirn hatte sich im selben Augenblick mit dem Rat verständigt, als es auch mit ihm sprach. Es wusste ebenso gut wie Alvin, dass die Entscheidungen des Rates jetzt nichts mehr bedeuteten. Die Zukunft war den Räten in dem Augenblick für immer aus der Hand genommen worden, als sie in glücklicher Unwissenheit glaubten, die Krise endlich über wunden zu haben.
    Alvin fühlte keine Überlegenheit, keine süßen Freuden des Triumphes, als er diese lächerlichen alten Männer ansah, die sich für die Herrscher Diaspars hielten. Er hatte den wirklichen Herrscher der Stadt gesehen und in der ernsten Stille seiner strahlenden, unterirdischen Stadt zu ihm gesprochen. Diese Begegnung hatte die Arroganz fast ganz aus ihm vertrieben, aber der Rest reichte noch für ein letztes Wagnis, das alle anderen übertreffen würde.
    Als er sich von dem Rat verabschiedete, fragte er sich, ob sie wohl über seine stille Zustimmung erstaunt waren. Die Wachen begleiteten ihn nicht mehr; er stand offen sichtlich nicht mehr unter Beobachtung. Nur Jeserac folgte ihm in die bunten, überfüllten Straßen hinaus.
    »Nun, Alvin«, sagte er. »Du hast heute deine besten Manieren gezeigt, aber mich kannst du nicht täuschen. Was hast du vor?«
    Alvin lächelte. »Ich wusste, dass Sie es ahnen würden. Wenn Sie mich

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