Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
Vom Netzwerk:
Wissen aus der Vergangenheit herübergerettet, das sonst für immer verloren gewesen wäre. Jetzt konnten sie in Frie den ruhen, und ihr Glaube konnte sich zu den vielen anderen Religionen gesellen, die auch einst den Anspruch erhoben hatten, ewig zu währen.

Neunzehn
    Neunzehn
    Hilvar und Alvin gingen in nachdenklichem Schweigen zu dem wartenden Schiff zurück, und bald war die Festung wieder nur noch ein dunkler Schatten im Gebirge. Er schrumpfte immer mehr zusammen, bis er einem schwar zen, lidlosen Auge glich, das in den Weltraum starrte; kurze Zeit später verlor er sich im großen Panorama von Lys.
    Alvin bremste das Raumschiff nicht ab; immer noch stiegen sie, bis ganz Lys unter ihnen lag, eine grüne Insel in einem ockerfarbenen Meer. Nie zuvor war Alvin so hoch oben gewesen; als sie schließlich innehielten, war die ganze Halbkugel sichtbar. Lys war jetzt ganz klein, nur noch ein smaragdgrüner Fleck in der rostfarbenen Wüste – aber weit hinter der Wölbung des Globus glitzerte etwas wie ein vielfarbiges Schmuckstück. Und so sah Hilvar zum ersten Mal die Stadt Diaspar.
    Sie saßen lange Zeit schweigend in ihren Sesseln und beobachteten, wie sich die Erde unter ihnen drehte. Alvin wünschte sich sehr, die Welt, so wie er sie jetzt sah, den Herrschern von Lys und Diaspar zeigen zu können.
    »Hilvar«, sagte er schließlich, »glaubst du, dass es richtig ist, was ich tue?«
    Die Frage überraschte Hilvar, der plötzliche Zweifel bei seinem Freund nicht gewöhnt war, zumal er immer noch nichts von Alvins Zusammentreffen mit dem Zentralgehirn und von dessen Auswirkungen auf sein Denken wusste. Es war nicht leicht, die Frage gelassen zu beantworten. Auch wenn er weniger Grund dazu hatte, hatte Hilvar genau wie Khedron das Gefühl, dass sein eigenes Denken und Empfinden immer stärker beeinflusst wurde – auch er wurde unweigerlich in den Strudel gezogen, den Alvin auf seinem Weg durchs Leben hinterließ.
    »Ich glaube, du handelst richtig«, antwortete Hilvar lang sam. »Unsere beiden Völker waren lange genug getrennt.« Das ist wahr, dachte er, obgleich er wusste, dass die Antwort von seinen persönlichen Gefühlen beeinflusst war. Aber Alvin machte sich noch immer Sorgen.
    »Mich stört vor allem eines«, fuhr er mit besorgter Stimme fort, »und das ist unsere unterschiedliche Lebensdauer.« Er schwieg, aber jeder wusste, was der andere dachte.
    »Das hat mich auch schon beschäftigt«, gab Hilvar zu, »aber ich glaube, dass sich das Problem mit der Zeit von selbst lösen wird, wenn sich die unseren gegenseitig kennenlernen. Wir können nicht beide Recht haben – unser Leben mag kurz sein, dafür ist das eure entschieden zu lang. Man wird sich schließlich auf einen Kompromiss einigen.«
    Alvin blieb skeptisch. Natürlich lag in dieser Lösung die einzige Hoffnung, aber die Zeit des Übergangs würde schwer werden. Er dachte wieder an die bitteren Worte Seranis’: »Er und ich werden schon Jahrhunderte lang tot sein, während Sie noch ein Jüngling sind.« Nun gut; er akzeptierte die Bedingungen. Selbst in Diaspar wurden Freundschaften durch diesen Schatten getrübt; letztlich spielte es keine Rolle, ob der Tod in hundert oder in einer Million Jahre erschien.
    Alvin wusste mit einer Sicherheit, die über alle Logik hinausging, dass die Zukunft der Menschheit von der Ver änderung dieser beiden Kulturen abhing; in einem solchen Fall war persönliches Glück unwichtig. Einen Augenblick lang sah Alvin in der Menschheit etwas mehr als nur den lebendigen Hintergrund für sein eigenes Dasein, und akzeptierte deshalb das Leid, das seine Wahl eines Tages mit sich bringen musste.
    Unter ihnen drehte sich die Erde endlos um ihre Achse. Hilvar schwieg, bis Alvin die Stille unterbrach.
    »Als ich Diaspar zum ersten Mal verließ«, sagte er, »wusste ich nicht, was ich zu finden hoffte. Lys hätte mich früher einmal völlig zufriedengestellt – mehr als zufrieden –, aber jetzt scheint mir alles auf der Erde so klein und unwichtig. Jede meiner Entdeckungen führte zu größeren Fragen und eröffnete weiterreichende Horizonte. Ich frage mich, wo das enden wird …«
    Hilvar hatte Alvin noch nie in einer solch grüblerischen Stimmung gesehen; er wollte seinen Monolog nicht unterbrechen. In den letzten Minuten hatte er viel über seinen Freund erfahren.
    »Der Roboter sagte mir«, fuhr Alvin fort, »dass dieses Schiff in weniger als einem Tag die Sieben Sonnen erreichen kann. Was meinst du? Soll ich

Weitere Kostenlose Bücher