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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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hinfliegen?«
    »Glaubst du, ich könnte dich aufhalten?«, erwiderte Hilvar ruhig. Alvin lächelte.
    »Das ist keine Antwort«, sagte er. »Wer weiß, was draußen im Weltraum vor sich geht. Vielleicht haben die Invasoren das Universum verlassen, aber es könnte andere Intelligenzen geben, die dem Menschen nicht freundlich gesinnt sind.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Hilvar. »Mit dieser Frage beschäftigen sich unsere Philosophen schon seit sehr langer Zeit. Eine wirklich intelligente Rasse kann praktisch nicht böse sein.«
    »Aber die Invasoren?«
    »Die sind ein Rätsel, das gebe ich zu. Wenn sie tatsächlich bösartig waren, müssten sie sich in der Zwischenzeit selbst vernichtet haben. Und wenn nicht …«, Hilvar deutete auf die endlosen Wüsten. »Einst besaßen wir ein Imperium. Was besitzen wir jetzt, das sie begehren könnten?«
    Alvin war ein wenig überrascht, dass jemand einen Standpunkt einnahm, der dem seinen so nah verwandt war.
    »Denken alle so?«, fragte er.
    »Nur eine Minderheit. Die Normalbürger machen sich keine Gedanken darüber; sie würden aber wahrscheinlich sagen, dass die Invasoren die Erde schon vor langer Zeit ver nichtet hätten, wenn sie das wirklich gewollt hätten. Ich glaube nicht, dass sich wirklich jemand vor ihnen fürchtet.«
    »In Diaspar liegen die Dinge ganz anders«, sagte Alvin. »All seine Bewohner sind große Feiglinge. Sie haben Angst davor, die Stadt zu verlassen, und ich weiß nicht, was geschieht, wenn sie erfahren, dass ich ein Raumschiff habe. Jeserac wird es dem Rat inzwischen erzählt haben; ich möchte wissen, was er zu tun gedenkt.«
    »Das kann ich dir sagen. Er bereitet sich auf den Empfang der ersten Abordnung aus Lys vor. Seranis hat es mir eben mitgeteilt.«
    Alvin schaute wieder auf den Bildschirm. Er konnte die Entfernung zwischen Lys und Diaspar mit einem einzigen Blick überbrücken; obwohl eines seiner Ziele erreicht war, schien es jetzt sehr unbedeutend. Aber er freute sich; die langen Zeitalter der künstlichen Isolierung würden jetzt endlich vorbei sein.
    Das Wissen darum, etwas erreicht zu haben, das einmal sein größtes Anliegen gewesen war, beseitigte seine letz ten Zweifel. Er hatte sein Ziel auf der Erde erreicht, schneller und vollständiger, als er je zu hoffen gewagt hatte. Der Weg zu seinem vielleicht letzten, sicher aber größten Aben teuer lag klar vor ihm.
    »Wirst du mitkommen, Hilvar?«, sagte er, obwohl er genau wusste, was er von ihm verlangte.
    »Diese Frage war unnötig, Alvin«, erwiderte Hilvar. »Ich habe Seranis und meinen Freunden mitgeteilt, dass ich mit dir gehe – vor einer guten Stunde.«
    Sie befanden sich in großer Höhe, als Alvin dem Roboter die nächsten Anweisungen gab. Das Raumschiff war fast völlig zum Stillstand gekommen, und die Erde lag etwa sechzehnhundert Kilometer unter ihnen, füllte beinahe den Himmel aus. Dann gab es ein schwaches Geräusch, das erste, das Alvin jemals von einer Maschine hörte. Es war ein ganz leises Summen, das schnell Oktave um Oktave emporstieg, bis es den Hörbereich verlassen hatte. Es war keine Veränderung oder Bewegung festzustellen, nur dass er plötzlich bemerkte, dass die Sterne über den Bildschirm glitten. Die Erde erschien wieder und trieb vorbei – erschien wieder, in etwas veränderter Position. Das Schiff »suchte«, es schwankte im Weltraum hin und her, wie eine Kompassnadel auf der Suche nach Norden. Minutenlang drehte sich der Himmel um sie, bis das Raumschiff schließlich zur Ruhe kam – ein Riesengeschoss, das auf die Sterne zielte.
    Im Mittelpunkt des Bildschirms lag der große Ring der Sieben Sonnen in seiner regenbogenfarbenen Schönheit. Ein winziges Stück Erde war noch als dunkle Sichel mit dem goldenen und blutroten Rand des Sonnenunterganges sichtbar. Alvin wusste, dass jetzt etwas geschah, was über all seine Erfahrungen hinausging. Er umklammerte die Armlehnen seines Sessels und wartete, während die Sekunden vergingen und die Sieben Sonnen auf dem Bild schirm glitzerten.
    Es gab kein Geräusch, nur einen plötzlichen Ruck, der die Sicht zu verwischen schien – und die Erde war verschwunden, als hätte sie eine Riesenhand fortgerissen. Sie befanden sich allein im Weltraum, allein mit den Sternen und einer seltsam zusammengeschrumpften Sonne. Die Erde war verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
    Wieder ein Ruck, und mit ihm ertönte diesmal ein ganz schwaches, murmelndes Geräusch, als zeigten die Generatoren zum ersten Mal und ganz

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