Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson
Nähe des Hecks waren noch Spuren von Erde zu sehen, aber sie waren zu Lava verschmolzen. Alles Übrige war abgestreift, so dass die strahlende Hülle zutage getreten war, der weder die Zeit noch irgendeine Naturkraft etwas hatten anhaben können.
Alvin stand neben Hilvar in der offenen Tür, und betrachtete die schweigenden Senatoren. Er hätte gerne gewusst, was sie dachten – was ganz Lys dachte. Ihrem Ausdruck nach zu schließen, schien es fast, als seien sie über alles Denken hinaus …
»Ich werde nach Shalmirane gehen«, sagte Alvin, »und ich werde ungefähr in einer Stunde wieder nach Airlee zurückkehren. Aber das ist nur ein Anfang, und während ich fort bin, möchte ich Sie bitten, Folgendes zu bedenken.
Das ist kein normales Flugzeug, mit dem die Menschen die Erde bereisten. Es ist ein Raumschiff, eines der schnells ten, die je gebaut wurden. Wenn Sie wissen wollen, wo ich es entdeckt habe, erfahren Sie die Antwort in Diaspar. Aber Sie müssen hingehen, denn Diaspar wird nie zu Ihnen kommen.«
Er wandte sich an Hilvar und deutete auf die Tür. Hilvar zögerte nur einen Moment, blickte noch einmal auf die vertraute Landschaft. Dann trat er in die Luftschleuse.
Die Senatoren warteten, bis das Schiff, das jetzt, auf dem letzten Abschnitt der Strecke, ziemlich langsam flog, im Süden verschwunden war. Dann zuckte der grauhaarige junge Mann, der die Gruppe anführte, mit philosophischer Gelassenheit die Achseln und wandte sich an einen seiner Kollegen.
»Du hast dich immer gegen alle Neuerungen gesträubt«, sagte er, »und bis jetzt konntest du dich immer durchsetzen. Aber ich glaube nicht, dass die Zukunft in einer unserer beiden Kulturen liegt. Diaspar und Lys haben das Ende einer Ära erreicht, und wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen.«
»Ich fürchte, du hast Recht«, kam die düstere Antwort. »Wir befinden uns in einer Krise, und Alvin wusste, was er sagte, als er uns empfahl, uns nach Diaspar zu begeben. Sie wissen dort schon Bescheid über uns, so dass es keinen Zweck hat, sich länger zu verbergen. Ich glaube, wir müssen uns mit unseren Vettern besprechen – vielleicht sind sie jetzt eher zu einer Zusammenarbeit bereit.«
»Aber die Untergrundbahn ist an beiden Enden versperrt!«
»Wir können unsere schon einmal öffnen; dann wird es nicht mehr lange dauern, bis Diaspar dasselbe tut.«
Die Senatoren, sowohl die anwesenden als auch die über ganz Lys verstreuten, überlegten sich den Vorschlag, und er gefiel ihnen gar nicht. Aber sie sahen keine andere Mög lichkeit.
Früher als erwartet, begann die von Alvin ausgebrachte Saat aufzugehen.
Die Berge schwammen noch im Schatten, als sie Shalmirane erreichten. Von ihrer Höhe aus erschien die große Senke der Festung winzig klein; es schien unmöglich, dass das Schicksal der Erde einst von diesem kleinen schwarzen Kreis abgehangen hatte.
Als Alvin das Schiff in den Ruinen am See landete, war er überwältigt von der Verheerung der Landschaft. Er öffnete die Luftschleuse, und die Stille kroch in das Schiff. Hilvar, der während des ganzen Fluges kaum gesprochen hatte, fragte ruhig: »Warum bist du wiedergekommen?«
Alvin antwortete nicht, bis sie das Ufer des Sees fast erreicht hatten. Dann sagte er: »Ich wollte dir das Schiff zeigen. Und außerdem hoffte ich, den Polypen wieder vorzufinden; ich glaube, ich schulde ihm einiges, und ich wollte ihm erzählen, was ich entdeckt habe.«
»In diesem Fall«, erwiderte Hilvar, »wirst du abwarten müssen. Du bist viel zu früh zurückgekommen.«
Alvin hatte es geahnt. Der See lag vollkommen still. Er kniete am Ufer nieder und starrte in die kalten dunklen Tiefen.
Winzige, durchsichtige Kelche mit fast unsichtbaren Greif armen trieben unter der Oberfläche hin und her. Alvin tauchte eine Hand ins Wasser und holte einen davon her aus. Er ließ ihn sofort wieder fallen; er hatte ihn gestochen.
Eines Tages – vielleicht auch Jahre, vielleicht Jahrhunderte später – würden sich diese gehirnlosen Zellen wieder zusammenschließen, und der große Polyp würde wiedererstehen. Alvin fragte sich, wie er seine Entdeckung aufnehmen würde; vielleicht würde er nicht erfreut sein, die Wahrheit über den Meister zu erfahren. Ja, er könnte sich sogar weigern zuzugeben, dass sein äonenlanges War ten umsonst gewesen war.
War es das wirklich? Obwohl sie in so vielem geirrt hatten, hatte die lange Wacht dieser Wesen schließlich doch einen Sinn gehabt: Wie durch ein Wunder hatten sie ein
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