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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besser«, antwortete Mike. Erst danach begriff er, dass er
Kanuats Frage vollkommen falsch verstanden hatte. Und seine
Antwort nicht besonders klug gewesen war.
»Ihr seid auch nicht besser als sie«, sagte der Inuit leise. »Ihr
habt mich nur benutzt, um euren Feinden zu schaden.«
»Das ist nicht wahr!«, protestierte Mike. »Wir haben Ihnen
gesagt, warum wir hier sind, und das ist die Wahrheit! Wir
suchen die Männer, die vergangenen Sommer hier waren.«
»Warum?«
»Weil sie in Not sind«, antwortete Mike. »Sie haben um Hilfe
gerufen und wir haben diesen Ruf gehört und sind gekommen.«
»Und das soll ich glauben?«, fragte Kanuat. »Ich soll glauben,
dass ihr euer Leben und euer Schiff riskiert, um Menschen zu
helfen, die ihr nicht einmal kennt?«
So ganz konnte Mike das ja selbst nicht glauben, zumal er
mittlerweile davon überzeugt war, daß Trautman sehr viel mehr
über die verschollene Expedition wusste, als er zugab. Trotzdem
nickte er. »Sie haben doch das Gleiche getan gestern Morgen.«
Kanuat starrte ihn an. Er sagte nichts.
»Was ... ist eigentlich mit Ihren Hunden?«, fragte Mike
zögernd.
»Ihnen wird nichts geschehen«, antwortete Kanuat. Sein
Gesicht verdüsterte sich. Vermutlich dachte er an das Tier, das
Vom Dorffs Soldaten erschossen hatten. Trotzdem fuhr er fort:
»Sie sind klüger als wir Menschen. Sie finden allein nach
Hause.«
»Das ist gut«, sagte Mike erleichtert. »Und jetzt kommen Sie
mit. Ich stelle Sie den anderen vor. Und danach zeige ich Ihnen
das Schiff, wenn Sie wollen.« Kanuat wirkte nicht besonders
begeistert. Einige Sekunden lang blieb er noch stehen, aber
dann folgte er Mike die Wendeltreppe hinunter und Mike führte
ihn zum Kontrollraum.
Auf halber Strecke kam ihnen Serena entgegen. Mike hob die
Hand und winkte ihr zu. Natürlich hatte er erwartet, dass sie
sich freuen würde, ihn wieder zu sehen. Aber nicht, dass sie
einen erleichterten Schrei ausstieß, losrannte und ihm so
stürmisch um den Hals fiel, dass er beinahe von den Füßen
gerissen worden wäre. Und schon gar nicht damit, dass sie ihm
einen herzhaften Kuss auf die Lippen drückte.
»Mike! Ich bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist!« Mike
löste sich mit einiger Mühe aus Serenas Umarmung und sah sie
überrascht an. Serena ihrerseits wich einen halben Schritt von
ihm zurück und sah plötzlich ein bisschen verlegen drein, so als
wäre ihr erst jetzt richtig klar geworden, was sie getan hatte.
Schließlich war es Mike, der die peinliche Situation als Erster
überwand.
»Es war ziemlich knapp, aber uns ist nichts passiert«, sagte er.
»Außer dass ich noch nie im Leben so gefroren habe.«
»Ich habe die Heizung schon höher gestellt«, sagte Serena und
blinzelte ihm spöttisch zu. Dann deutete sie auf einen Punkt
hinter Mike. »Das ist Kanuat? Genau so habe ich ihn mir
vorgestellt.«
Mike drehte sich ein wenig verwirrt herum und sah, dass
Kanuat einige Schritte zurückgeblieben war. Er hatte sich in die
Hocke herabgelassen und streichelte Astaroth, der schnurrend –
und ganz und gar gegen seine normale Art seine Flanke an
Kanuats Beinen rieb.
»Ja«, sagte er überrascht. »Aber woher weißt du von ihm?«
»Von Astaroth«, antwortete Serena.
»Er hat –?«
»– die ganze Zeit über eure Gedanken gelesen«, bestätigte
Serena. »Natürlich. Warum glaubst du eigentlich, dass wir
genau im richtigen Moment aufgetaucht sind? Bestimmt nicht
rein zufällig!«
»Und wieso hat er dann nicht geantwortet, als ich ihn gerufen
habe?«, fragte Mike scharf.
Ich habe es versucht, antwortete Astaroth in seinen Gedanken.
Aber ich bin nicht zu dir durchgekommen. Es bereitet mir sogar
jetzt noch Mühe. Irgendetwas in dieser Gegend stört nicht nur
unsere Maschinen, weißt du?
»Gehen wir nach unten«, sagte Serena. »Wir müssen wirklich
schnell von hier weg. Dieses andere U-Boot kommt ziemlich
schnell näher. Ich glaube nicht, dass Trautman scharf darauf ist,
in eine ausgewachsene Seeschlacht verwickelt zu werden.«
Sie gingen zu dritt weiter, wobei Kanuat allerdings viel eher
Astaroth folgte als ihnen. Als sie im Kontrollraum ankamen, bot
sich Mike ein Anblick von scheinbar heillosem Chaos.
Trautman, Singh und Juan standen gemeinsam am Kontrollpult
und hämmerten wie besessen auf Schalter und Knöpfe ein und
Mike fiel erst jetzt auf, wie unruhig das Maschinengeräusch der
NAUTILUS geworden war und wie stark das Schiff zitterte.
»Was ist los?«, fragte Mike alarmiert. »Die >U37Trautman schüttelte den Kopf,

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