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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte ein sehr
unheimliches Gefühl
– fast so, als ob irgendetwas Riesiges,
Schweres sich dicht unter ihnen bewegte. Und mit einem Mal
kamen ihm Kanuats Geschichten über Geister und uralte Götter
gar nicht mehr so lächerlich vor wie noch am vergangenen
Abend.
»Auf die Wagen!«, befahl Vom Dorff. »Es wird Zeit, dass wir
von hier wegkommen!«
Er hatte kaum ausgesprochen, da erbebte das Eis ein drittes
Mal unter ihren Füßen; und diesmal so heftig, dass Mike und
die anderen um ein Haar zu Boden geworfen worden wären.
Aus dem knirschenden Geräusch wurde ein immer lauter und
lauter werdendes Krachen und Splittern und dann hob das Eis
sich tatsächlich unter ihren Füßen!
»Was –?!«, begann Vom Dorff.
Ein ungeheures Krachen und Bersten schnitt ihm das Wort ab.
Kaum zwei Meter vor ihnen zersplitterte das Eis, als wäre es
von Thors Hammer getroffen worden, und dann brach etwas
wahrhaft Gigantisches, metallisch Glänzendes von unten durch
das Eis. Vom Dorff, Mike und alle anderen wurden einfach von
den Füßen gerissen und davongeschleudert. Metall rieb sich
knirschend an Eis, während sich der große Metallkoloss weiter
und weiter in die Höhe schraubte. Wasser spritzte auf,
scharfkantige Eisbrocken flogen wie kleine, gefährliche
Geschosse durch die Luft und das Eis zerbrach ringsum zu
großen und kleinen Schollen. Die beiden Kettenwagen kippten
auf die Seite und versanken rasch im eisigen Wasser. Ihre
Besatzungen retteten sich mit verzweifelten Sprüngen auf das
Eis hinauf, wobei die meisten nicht einmal Gelegenheit fanden,
ihre Waffen mitzunehmen.
Nach kaum einer halben Minute war alles vorbei. Das Eis
hörte auf, sich klirrend aneinander zu reiben oder krachend zu
kleinen Stücken zu zerbersten. Hier und da bewegte sich noch
das Wasser, aber von den beiden Kettenfahrzeugen war keine
Spur mehr zu sehen und Vom Dorffs Soldaten lagen auf dem
Eis, die meisten waffenlos und mit durchnässten Kleidern, und
alle vollkommen entsetzt angesichts des riesigen grün
schimmernden Metallturmes, der sich über ihnen erhob. Selbst
Mike musste eingestehen, dass der Turm der NAUTILUS aus
dieser Perspektive betrachtet einen Ehrfurcht gebietenden
Anblick bot. Den deutschen Soldaten blieb kaum Zeit, ihre
Überraschung zu überwinden. Die schwere Luke auf dem Turm
flog auf und Juan, Ben und Singh drängten ins Freie. Alle drei
waren mit Gewehren bewaffnet, die sie drohend auf Vom Dorff
und seine Soldaten richteten.
Vorsichtig stand Mike auf und balancierte über das
zerbrochene Eis zu Trautman hinüber. Er und Kanuat hatten
sich ein Stück weit von den Soldaten entfernt und der Inuit
wirkte vollkommen fassungslos. Als Mike ihn ansprach,
reagierte er nicht einmal, sondern starrte die NAUTILUS nur
weiter mit offenem Mund und ungläubig aufgerissenen Augen
an. »Lass ihn«, sagte Trautman. Dann wandte er sich an Vom
Dorff. »Bitte tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes«, sagte er. »Es
hat schon zu viele Tote gegeben.«
Vom Dorff starrte ihn hasserfüllt an, wandte sich dann aber
gehorsam an seine Männer und gab einen entsprechenden
Befehl. Von dem Dutzend Männern hatte ohnehin nur ein
einziger nach seiner Waffe gegriffen. Jetzt legte er sie hastig
wieder zur Seite und hob die Hände auf Schulterhöhe.
»Das ... das ist die NAUTILUS«, murmelte Vom Dorff
fassungslos.
Trautman nickte. »Sie hatten sich doch gewünscht, sie zu
sehen, oder? Man sollte vorsichtig mit dem sein, was man sich
wünscht. Manchmal geht es schneller in Erfüllung, als einem
selbst lieb ist.«
Vom Dorff schien seine Worte gar nicht zu hören. Er starrte
die NAUTILUS unverwandt weiter an und der Ausdruck auf
seinem Gesicht war kaum weniger fassungslos als der auf
Kanuats. »Die NAUTILUS«, murmelte er immer wieder. »Es
gibt sie wirklich!«
»Natürlich gibt es sie«, sagte Mike. »Sonst wären wir kaum
hier, oder? Aber das bringt mich zu einer anderen Frage: Woher
wussten Sie eigentlich so viel über uns?«
Der Deutsche riss sich mit großer Mühe vom Anblick des
gewaltigen Unterseebootes los und sah ihn an.
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir diese Frage
beantworte?«, fragte er.
»Ich fürchte, ich muss darauf bestehen«, sagte Mike, aber
Vom Dorff lachte nur.
»Und was willst du tun, wenn ich mich weigere? Mich in
siedendes Öl tauchen oder mir die Fingernägel herausreißen
lassen?«
»Ich denke, das eine oder andere wird mir schon einfallen«,
sagte Mike. Natürlich hatte er nichts dergleichen vor. Wozu
auch? Eine einzige Begegnung mit

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